"Christliche Fundamentalistin" nenne ich mich, damit Stella sich darüber bewusst wird, dass sie mit ihrer Aussage jemanden abgelehnt hat, den sie nicht kennt..
OK, ich hätte das besser ausdrücken können: "Christliche Fundamentalistin nenne ich mich, damit Stella sich darüber bewusst wird, dass sich mit ihrer Aussage Leute angesprochen fühlen, die sie gar nicht kennt."


das ist der Zweck von Sprache und Begriffsbildung: Dass man über Dinge miteinander reden kann, ohne sie jedesmal neu beschreiben zu müssen.
Dann dürfte es ja eigentlich keine Missverständnisse geben, wenn zwei Leute über Jesus reden. Gibt es aber. Und nicht nur bei der Komplexität Jesus. Auch bei weniger komplexen Begriffen. Woran´s wohl liegt? 1. Mose 11,7 vielleicht? ... Behelfsweise bediene ich mich jedenfalls der mühseligen Beschreibung, das ist richtig. Hat sich für mich bisher auch bewährt.

[Aber verständlich ist es doch schon ein bisschen, dass die Aussage, man sei Fundamentalist, Fragen aufwirft, dass man gerne wissen möchte, wie sich dieser Mensch selbst sieht, welches Selbstverständnis er hat, oder?
Sehr verständlich! Und dennoch bist du alleine damit, der aufgeworfenen Frage auf den Grund zu gehen ... ;)

Heißt das, dass du hier vor allem Bestätigung für deine bisherigen Ansichten suchst und Antworten nur innerhalb des für dich bereits festgelegten Kontextes akzeptieren kannst?
Nicht ganz. Ich will es dir so erklären: Wenn du eine Reise planst, entscheidest du zuerst, ob du nach Amerika, nach Thailand oder in Europa bleiben willst. Hast du dich dann für Amerika entschieden, entscheidest du als nächstes, ob du nach New York oder nach Florida willst. Zu diesem Zeitpunkt ist Bangkok schon aus der Betrachtung raus. Hast du dich für Florida entschieden, konkretisierst du als nächstes, ob du Naturprogramm, Sportprogramm oder Mainstream-Programm willst. Angenommen, du hast dich nun schon für Amerika entschieden, hast schon New York und Florida miteinander verglichen und bist nach deiner begründeten Entscheidung für Florida jetzt nur noch unsicher, wie du Mainstream mit Natur unter einen Hut bringst und ob SeaWorld genauso sehenswert ist wie Disney, dann knüpft eine Diskussion darüber, warum Thailand besser ist als Amerika, einfach nicht mehr am Punkt deiner aktuellen Fragen und Interessen an. Und so knüpft auch eine Diskussion darüber, ob der Mensch Erlösung von seiner Schuld braucht, ob Jesus der Erlöser ist und ob die Bibel Gottes Wort ist, nicht mehr am Punkt meiner aktuellen Fragen an. Ich habe dieses Ticket schon gebucht. Ich fliege dahin. Ich habe nun weiterführende Fragen. Klar kann der Austausch darüber, was in Thailand besser ist als in Amerika und was konkret Bangkok zu bieten hat, trotzdem noch interessant sein und ich könnte bestimmt einiges lernen. Aber es ist halt nicht das, was für mich jetzt relevant ist. Und wenn du weiterkommen willst mit deinen Konkretisierungen im Leben, dann musst du halt ein bisschen konzentrierter als Bummelzug die für dich relevanten Fragen klären. Sonst ist die Urlaubszeit irgendwann vorbei und du redest immer noch über Thailand oder Amerika. ;) Insofern hast du Recht: Ich suche Antworten innerhalb eines bestimmten, festgelegten Kontextes. Aber dass ich Antworten außerhalb dieses Kontextes "nicht akzeptieren kann", würde ich so nicht ausdrücken. Es ist eher so, dass Antworten außerhalb dieses Kontextes nicht das beantworten, was für mich in Frage steht. Und dass ich meine persönlichen Fragen ändere, nur damit ich die Antworten gebrauchen kann, die halt irgendwer gern geben möchte, würde wohl kaum einer erwarten ;)

Was ich hier suche ist auch nicht Bestätigung meiner bisherigen Ansichten, sondern Auseinandersetzung auf der
Grundlage dieser Ansichten. Konkretes Beispiel: Ich frage mich unter anderem, wie Saul überhaupt erkennen konnte (als er sich in Gilgal angesichts der Philister zum Kampf wiederfand), dass JETZT der vor mehreren Jahren prophezeihte Zeitpunkt ist, in dem es für ihn darum geht, auf Samuel zu warten, welcher für ihn opfern und ihm sagen soll, was jetzt zu tun ist. Zwischen der Prophetie und dem Zeitpunkt lagen mindestens zwei Jahre, einige königsherrschaftliche Ereignisse und sogar eine Situation, die dieser sehr ähnlich war und mit ihr hätte verwechselt werden können. Woher wusste Saul, dass DIESE Situation nun der „Kairosmoment“ seiner Prophetie ist und nicht die vorherige oder eine spätere? (Ganz abgesehen davon, dass er sie dann trotzdem nicht bestanden hat, obwohl er sie erkannt hatte). Ich will jetzt hier nicht über die Frage an sich diskutieren. Aber vielleicht verstehst du am Beispiel dieser Frage, warum es für mich wichtig ist, die gleiche Grundlage zu haben, um ein diesbezüglich relevantes Gespräch führen zu können. Wenn man von vornherein nicht an Prophetie glaubt und auch nicht, dass die Bibel in allen Rätseln, die sie aufgibt, auch aufschlüsselbar ist, dann stellt sich doch so eine Frage überhaupt nicht. Andererseits bringt es den, dem sich so eine Frage stellt, keinen Schritt weiter, während er an ihr herumknobelt, zurückzugehen zu der Grundsatzfrage, ob er der Bibel überhaupt vertrauen kann oder nicht. Wenn er sich solche Fragen stellt, dann hat er diese Vor-Entscheidung für sich schon getroffen.

Ich denke, das erklärt auch, was ich mit „weiterkommen“ und
weiter vorne, hinten, gleiche Höhe?
meine, oder? Weiter vorne sind Leute, wenn ich von ihnen lernen kann, weil sie sich eine Frage schon beantwortet haben, die ich mir gerade erst stelle. Weiter hinten sind Leute, wenn sie von mir lernen können, weil sie sich eine Frage stellen, die ich mir schon beantwortet habe. Auf gleicher Höhe sind Leute, die sich die gleichen Fragen stellen und genauso wie der Ochs vorm Berg stehen wie ich. Und wenn man nicht die gleiche Grundlage hat, hat man halt einfach auch unterschiedliche Fragen.

Also das heißt, dass du nicht glaubst, dass dir z.B. ein Jude gewinnbringend etwas über Jesus mit auf Deinen Weg geben könnte?
Ich habe schon von Flüssen, Steinen und Ästen gewinnbringend „etwas“ über Jesus mit auf meinen Weg bekommen. Wieso also nicht?! Allerdings, wenn ich von weiterkommen rede, geht es mir nicht so sehr darum „irgendwas Gewinnbringendes über Jesus mit auf den Weg zu bekommen“, sondern vielmehr um gezielte (gegenseitige) Hinführung zur Auflösung von konkreten Fragen oder Situationen in dem Gedanken Jesus. An dem Punkt wirst du mich jetzt verloren haben, vermute ich. Richtig?

Also zu diesen Aussagen könnte ich jetzt ganze Romane erwidern...:-)
Ich weiß :) (Die inneren Aufwallungen sind in diesen Momenten kaum auszuhalten, oder?)

ich sehe das tatsächlich komplett anders als du. :-)
Wie unerwartet ;)

ich danke dir sehr dafür, dass du dich jetzt ein bisschen ausführlicher vorgestellt hast
Your turn, Provisorium. Ich habe auch Fragen an dich:


- Existiert Gott in deinen Augen außerhalb des Menschen selbst? (Wenn du psychologisch denkst: Projiziert der Mensch Gott oder Gott den Menschen?)
- Ist der Mensch Ebenbild Gottes? Wenn ja, sollte etwa Gott keinen zielgerichteten Gestaltungswillen für seine Welt haben, während der Mensch diesen aber hat? (Oder hast du etwa keinen Gestaltungswillen für dein Leben, deine persönliche Welt?)

- Gibt es in deinen Augen irgendeine Schuld, die am Ende nicht in der Schuld eines anderen auflösbar ist?

- Welche Auswirkung hat deiner Ansicht nach unauflösbare Schuld, falls es sie für dich gibt, für den Menschen?

- Gibt es dafür eine Lösung? Wie sieht sie in deinen Augen aus?

- Wie geht es deinem Verständnis nach nach dem irdischen, physischen Tod weiter?

- Was bedeutet es dir, ausgerechnet Christ zu sein? Also warum bist du Christ und nicht Buddhist oder so?

- Hast du dein persönliches Lebensmuster (das sich immer wieder wiederholdende Muster der persönlichen Problematik, die sich zwar ständig in weiterentwickelten Gewändern zeigt, aber sich am Ende doch immer wieder als ein und dasselbe Problem entpuppt) schon erkannt? Und hast du es mittels deines Glaubens wirksam durchbrechen können?

Ich weiß, das ist viel. Lass dir ruhig Zeit. Ich nehme mir meine Zeit auch. Und wenn du dich nicht in alles reindenken willst, könnte ichs auch verstehen. Ich will mich auch nicht immer in alles reindenken und mach es dann halt auch einfach nicht. Die Freiheit sollst du auch haben!

ich hoffe doch sehr, dass ich dich jetzt nicht mit diesem Post verschreckt habe!
Nein, hast du wirklich gut gemacht. Hat es dich sehr viel Zurückhaltung gekostet? ;)

Ehrlich gesagt bin ich jetzt etwas verschreckt...;-)
Du wirst dich schnell erholen, wie ich dich einschätze. ;)

Gute Nacht :)
Frau Shane