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FrauShane
Mission = religiös. Das ist ein Vorurteil. Eine persönliche Mission sehe ich für mich z.B. darin, typische Vorurteile aufzubrechen (Christen denken so und so. Mission ist was religiöses. Bibelfundamentalisten setzen sich nicht mit dem echten Leben auseinander. Blablabla.). Und das ist erst mal völlig irreligiös.
Ja erst einmal...aber dann geht's letztlich doch immer um religiöse Fragen, oder? Aber gut, du hast offensichtlich einige "Spezialvorstellungen" von Begrifflichkeiten, die für gewöhnlich anders definiert werden. Da du aber in deinem Beispiel von einem Erlöser gesprochen hattest, dachte ich, es geht um die "klassische Mission".

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FrauShane
Wie ist dieses "In-Zweifel-ziehen" vonstatten gegangen? Mich würde der innere und äußere Prozess interessieren.
Na also innerlich ist man zunächst von irgendetwas überzeugt, zum Beispiel Käse ist nicht lecker. Diese Überzeugung beruhte auf gemachte Erfahrungen mit einem gar strengen Käse auf allzujunger Kinderzunge. Dann geht einige Zeit mit dieser Überzeugung ins Land, bis sich schließlich erneut die Gelegenheit ergibt besagten Käse probieren zu können und da ein provisorischer Grundsatz lautet: "hänge dein Herz nicht allzustark an irgendwas", also auch nicht an die Überzeugungen von gestern, probiert man dann doch noch einmal und siehe da, der Käse schmeckt!
Das gilt allerdings nicht für jeden Käse wie ich heute völlig überzeugt bin! :-)

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FrauShane
Ist auch nicht schlimm, solange du keine Zweifel daran hast, dass du wertvoll und geliebt bist. Wenn man daran allerdings Zweifel hegt, ist man immer in der abhängigen Position. Entweder ist man abhängig davon, im Angenommensein bestätigt zu werden oder man ist abhängig davon, sich bloß nicht davon abhängig zu machen, im Angenommensein bestätigt werden zu müssen. Sieht das aus deiner Perspektive auch so aus? Wenn ja: Ist dieses Dilemma mit deinem Weltbild überwindbar? Ich frage, weil es in deinem Weltbild ja keinen liebenden Gott gibt, der den einzelnen Menschen annimmt wie ein Vater sein Kind, sondern eher eine Art "neutrale Gottheit". Das müsste sich dann auch mit dem Angenommenfühlen irgendwie problematisch gestalten, oder?
Mein Glaube ist ein Einheitsglaube! Vereinfacht ausgedrückt glaube ich also daran, dass sich der "substantielle Seelenteil" jedes Menschen mit Gott immer schon in der Einheit befindet! Tatsächlich steht mir Gott also weniger wie ein Vater gegenüber, sondern er ist mir innerlicher, als ich es mir selbst bin, er ist mir näher, als ich mir selbst nah bin und aus diesem Glauben heraus wächst ausgesprochen innige Liebe.
Weißt du, wenn man sich ganz grundsätzlich, quasi natürlich, als substantiell mit Gott verbunden versteht, dann ist da gar keine Angst, und diesbezüglich letztlich auch kein Zweifel mehr. Dann weiß man, dass letztlich alles gut und das man geborgen ist. Also dieses Dilemma, von dem du da schreibst, kann ich für meinen Glauben irgendwie nicht erkennen.

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FrauShane
Du verstehst mich immer nur halb richtig. Du verstehst richtig, dass ich glaube, dass der Mensch einen freien Willen hat. Aber der Rückschluss, dass ich glaube, dass es keine Prädestination gibt, ist falsch. Mir scheint, dass du in entweder-oder-Strukturen denkst. Ich denke in sowohl-als-auch-Strukturen. Ich bin davon überzeugt, dass der Mensch einen freien Willen hat und ich bin davon überzeugt, dass sein Ziel feststeht: "Jedes Knie wird sich beugen, jede Zunge wird bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist" (Phil2,10-11). Die Lösung wird also wohl darin bestehen, dass die Beugung eines jeden Knies und das Bekenntnis einer jeden Zunge aus völlig freiem Willen heraus geschieht. (Ich bewundere Gottes Geduld).
Ja aber wenn der Mensch einen freien Willen hat, dann muss er sich ja frei für oder gegen Gott entscheiden können und die Prädestinationslehre sagt nun aber, dass sich der Mensch nicht frei für oder gegen Gott entscheiden kann, sondern das er vorherbestimmt ist zum Glauben zu finden oder nicht. Wie kannst du das miteinander vereinen?
Und wenn du letztlich glaubst, dass sich jedes Knie beugen und jede Zunge bekennen wird, wie geschieht das dann? Werden die Menschen, die zu Lebzeiten nicht zum Glauben gefunden haben nochmal geboren und das solange, bis sie dann schließlich ihre Knie beugen und ihre Zunge bekennt?

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FrauShane
Und deswegen soll ich meine Überzeugungen hinterfragen? Ist der Aufwand auf meiner Seite nicht ein bisschen groß dafür, dass da nur einer wissen will, wie so ein Christ tickt? Es gibt doch genügend Bücher darüber.
Ach was sagen schon Bücher, wenn man Informationen aus erster Hand bekommen kann? :-)
Ich meinte ja auch nur, dass du dich eventuell in diesem speziellen Fall getäuscht haben könntest und du gar nicht "den Auftrag zur Mission" hattest, von dem du zunächst ausgegangen warst.

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FrauShane
Wenn mein Mann mich fürs Fußballgucken gewinnen will, weil es ihm so viel Spaß macht und er seinen Spaß gern mit mir teilen möchte, fühle ich mich nicht manipuliert. Ich würde mich nicht mal manipuliert fühlen - eher verführt -, wenn er das Fußballspiel bewusst einbettet in eine Kaminfeueratmosphäre mit Kerzenschein und gutem Wein, um mich fürs Fußballgucken zu gewinnen. Problematisch wäre es nur dann, wenn er mich zu einem romantischen Abendessen einladen würde und dann fände ich mich plötzlich in einer Public-Viewing-Kneipe wieder. Letzteres wäre in meinen Augen Manipulation. Aber seiner "Mission" kann man auch wunderbar ohne Manipulation nachgehen.
Ja durchaus! Deswegen sagte ich ja auch, dass Mission etwas Manipulatives haben kann. Sie muss nicht zwangsläufig, aber die Wahrscheinlichkeit ist schon groß, dass sie den Menschen, der missioniert werden soll, in eine ganz bestimmte Richtung schieben möchte.
Da ist dann klassisch zum Beispiel das Sündenbewusstsein, also die Einsicht, dass man vor Gott als Sünder dasteht und man nur durch Jesus Vergebung erlangen kann. Das ist doch etwas, was klassisch in einer Mission bewusst gemacht werden soll, oder? Man hat also ein ganz bestimmtes Menschenbild und dieses legt man zu Grunde, ohne zu wissen, welches Menschenbild der Gegenüber hat. Man muss dann doch diesen Menschen eventuell von seinem Menschenbild wegbringen und ihn zum "christlichen Menschenbild" hinführen, oder? Denn wenn dieser Mensch glaubt, dass er auch ohne Jesus Vergebung erlangen kann, oder gar, dass er gar keine Vergebung benötige, dann kann man ihn doch nicht missionieren, oder?

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FrauShane
Das ist ein Vorurteil. Ich war nicht sauer.
Das war eine Frage meinerseits, keine Vorverurteilung! Ich fragte, ob du sauer warst. Du warst es aber nicht...Was warst du dann? Enttäuscht?

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FrauShane
Ich habe Freude daran, wenn meine Überzeugungen jemandem was bringen. Wenn die Kämpfe, die ich für mich selbst gekämpft habe, für jemand anderen profitabel sind.
Das kann ich verstehen. Aber man weiß letztlich nie, wie profitabel das wirklich ist. Am Ende ist es vielleicht einfach nur vorübergehend profitabel und dann erweißt es sich vielleicht doch als hinderlich? Am Ende muss doch jeder seine eigenen Kämpfe kämpfen, oder?

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FrauShane
Wieso denn für mich? Ich selbst hab doch den Profit meiner Überzeugung schon. Wenn es für jemanden unangenehm sein müsste aus meiner Sicht, dann wäre das doch der andere. Aber der empfindet das natürlich nicht so, insofern ist da eigentlich überhaupt nichts unangenehmens dran. Unangenehm wäre für mich nur, wenn jemand ständig über seinen unerlösten Zustand jammern, aber die Lösung des Problems nicht hören wollte. Erlebe ich aber selten, da ich mich recht gut abzugrenzen weiß.
Ja, du hast den Profit deiner Überzeugungen, aber du hast sozusagen nicht erfolgreich missionieren können und da wollte ich gerne einmal wissen, ob dir das unangenehm ist. Für gewöhnlich spricht man im Christentum ja von "Frucht bringen" und wenn das nicht klappt, was dann? Beschäftigen dich solche Fragen nicht?

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FrauShane
Aber mit "Divinus" drückst du doch schon die geistige Dimension dieser "Herkunft" aus!? Und Herkunft ist doch das, wovon man ausgeht, oder? Also ich gehe davon aus, dass allein Jesus Christus der Erlöser der Welt ist und die Bibel Gottes Wort. Von da her kommend (= Her-Kunft) baut sich meine geistige Identität und natürlich auch mein geistiger "Familienstammbaum" (Bruderschaft & Co) auf. Wenn du von der gleichen Herkunft her kommst, freut mich das natürlich, Bruder!
Der Unterschied ist, dass bei dir, wenn ich dich richtig verstanden habe, immer nur durch die Identifikation mit Jesus der Mensch Anteil am Göttlichen haben kann und ich glaube, dass der Mensch ganz natürlich und ohne irgendeine Vermittlung Anteil am Göttlichen hat. Das ist doch ein Unterschied, oder?

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FrauShane
Ja, und praktisch? Praktisch bedeutet das doch genau das, oder nicht: Das Leben besteht aus dem Kaffee, den ich gerade trinke, aus dem Wind, der gerade weht, aus dem Gespräch, das ich gerade führe und dieses, was jetzt ist, ist tatsächlich alles. Und klar: Es ist gut. Wenn es auch tatsächlich nur das wäre, wäre es nicht schlecht. Und wenn es auch schlecht wäre, wäre es trotzdem. Mir ist allerdings nicht klar, worin deine Lebensfreude besteht. Erst recht nicht, wenn du noch nicht mal zwischen gut und schlecht unterscheidest. Dann schmeckt ja noch nicht mal der Kaffee gut (sondern er hat lediglich einen Geschmack). Ich könnte heulen, wenn ich mich da reindenke. Ich würde dich am liebsten da rausholen, aber du willst ja nicht.
Also ehrlich, da kann ich dir leider nicht mehr folgen! Wieso soll denn mein Kaffee nicht gut oder schlecht schmecken? Natürlich schmeckt mir mein Kaffee mal gut und mal schlecht! Ganz grundsätzlich kenne ich natürlich auch Gutes und Schlechtes. Aber meine Seele bleibt davon unberührt, sie tangiert rein gar nicht wie mein Kaffee schmeckt. Das tangiert nur mein kreatürliches Sein und das ist nach meinem Verständnis nicht substantiell, sondern nur geschaffen und vergänglich. Ich hänge also nicht an meiner Kreatürlichkeit, an dem Guten und Schlechten, sondern ich konzentriere mich auf das Wesentliche in mir und das ist nicht weltliches Glück oder Herzeleid, das ist Gott. Ich versuche meinen Blick allezeit auf Gott zu richten. Das ist alles und deshalb braucht mein Leben kein Warum, keinen übergeordneten Sinn.

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FrauShane
Mir ist völlig schleierhaft, wie du auf diesem Weg zu diesem Ergebnis kommst. Kannst du mir das mal vorrechnen? Kannst du es in kleine gedankliche Schritte zerlegen und mir aufeinander aufbauend zeigen, wie du von der Aussage "Das Leben ist ohne Warum, es ist Selbstzweck" zu der tief empfundenen Dankbarkeit kommst, dass du leben darfst? Und vor allem: Wenn du dann dein Ziel erreicht hast und das Leben um seiner selbst Willen liebst und auch tatsächlich nur noch das Leben liebst, weil von allem anderen hast du dich ja unabhängig gemacht, was erwartest du, wie es dir geht, wenn dein Tod in Aussicht steht?
Ich fürchte ich weiß nicht wie ich dir das in kleine Schritte zerlegen soll! Aber ich versuche es mal:
Für gewöhnlich suchen wir Menschen ja nach einem Lebenssinn und daran gibt es rein gar nichts auszusetzen. Die Frage ist einfach nur, worin der Einzelne seinen Sinn findet. Ich persönlich suche und finde nun keinen Sinn in meinem kreatürlichen Wesen. Gleichwohl kann ich mich aber durchaus an meiner Kreatürlichkeit erfreuen, an dem Potential das ich lebe, an den Menschen um mich herum, an meiner Familie und an meinen Freunden zum Beispiel. Aber nichts davon schafft mir Sinn, denn von allem muss man sich eines Tages verabschieden, muss man lassen.
Dieses "Lassen" ist mir persönlich aber das Allernützlichste, denn je mehr ich von meiner Kreatürlichkeit lasse, desto näher komme ich meinem substantiellen Sein, also Gott (daran glaube ich). Ich kann mich also in diesem Leben entweder auf so etwas wie die Vervollkommnung meiner Kreatürlichkeit konzentrieren und diese so lange wie irgend möglich genießen, oder ich konzentriere mich auf das substantielle Sein und das ist unabhängig jedweder Kreatürlichkeit immer gleich.
Das Leben kann also sein wie es will, dass Substantielle in mir tangiert das nicht. Der Kaffee schmeckt mal gut, der Kaffee schmeckt mal schlecht, das ist nicht entscheidend, sondern entscheidend ist, dass ich mich ganz egal wie auch immer der Kaffee schmecken mag, vollständig in Gott geborgen weiß und das ist doch ein Grund für allergrößte Dankbarkeit, findest du nicht?

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FrauShane
Ich sehe das fast genauso wie du (uns unterscheidet wahrscheinlich nur wieder die zugrunde liegende entweder-oder-/sowohl-als-auch-Denkstruktur). Mich hat es nur gewundert, dass du das so siehst.
Also ich bin nicht der Meinung, dass ich ausschließlich nur in "entweder-oder" Strukturen denke. Aber manchmal gibt es halt wirklich nur ein "entweder-oder"! Und freier Wille und Prädestination passt nach meinem Verständnis nicht wirklich zusammen! Das ist ein entweder freier Wille, oder eine Prädestination! Sowohl als auch geht da doch gar nicht! Oder wie verstehst du das?

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FrauShane
Ich meinte eigentlich eher meine persönliche Überzeugung "über deine Überzeugung" als "über dich". Wollte das noch ändern, aber hab keinen Editier-Button gefunden. Bei der Gelegenheit: Wie kann ich einen Beitrag im Nachhinein nochmal editieren?
Unten rechts findet sich ein Button der heißt "Bearbeiten". Den musst du drücken und dann kannst du deinen Post nochmal von vorne bis hinten bearbeiten, nachdem du ihn eigentlich schon abgeschickt hattest. Das geht aber nur so rund eine Stunde lang, dann nicht mehr.

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FrauShane
Meine persönliche Überzeugung über deine Überzeugung war, dass die "überseiende Nichtheit" die Abwesenheit der Offenbarung Jahwes ist. Mich würde in diesem Zuge interessieren, wie du die Liebe deines Vaters erlebt hast. Abwesend?
Ne, nicht abwesend. Wieso denn abwesend? Wie kann man Liebe abwesend erleben? Liebe erlebt man, wie man Liebe erlebt - durch sowas wie innige Verbundenheit, dadurch, dass alles leicht wird und schön. Man fühlt sich hineingenommen in eine Dimension, die alles Denken und Wünschen übersteigt.
Ich hatte auch schon mal so eine Einheitserfahrung, wie sie Jesus wohl auch hatte. Eine spirituelle Erfahrung tiefster Liebe und höchstem Frieden. Ich kann das aber schlecht in Worten beschreiben, denn es gibt keine Worte für die Schönheit, die Erhabenheit, die Heiligkeit dieses Moments. Es war wie ein geistiger Urknall und in mir war nur noch Frieden, Ruhe und Liebe. Für einen Moment hat sogar die Schwerkraft nicht mehr gewirkt, wirklich wahr! Ich bin kurzfristig geschwebt. Aber dann bin ich wieder mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen aufgekommen...:-)

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FrauShane
Ich bin da in allem mit dir d´accord: In jedem Menschen steckt etwas Göttliches, dem einen ist es mehr, dem anderen weniger bewusst und entsprechend lebt der Mensch sein Leben. Ja, Jesus hat sich in Einheit mit Gott betrachtet und jeder spirituelle Mensch kann das erleben (ich habe vor meiner Bekehrung spirituell mindestens soviel erlebt wie danach). Ich sage ja auch gar nicht, dass spirituelles (Er-)Leben nur mit Jesus möglich ist. Im Gegenteil: In meinem allerersten Posting hier im Forum sagte ich sogar, dass ich unterscheiden möchte zwischen dem Glauben und der Rechtslage, wobei der Glaube alle Religionen eint. Der Glaube versetzt Berge. Der Glaube an Jesus genauso wie der Glaube an Heino. Den Unterschied sehe ich tatsächlich rein in der Rechtslage. Wer ist zur Einheit mit Gott berechtigt? Nur der Unschuldige. Warum? Weil nur der Unschuldige wahrhaftig mit Gott eins ist. Für jeden anderen ist es sozusagen "Diebstahl", die Einheit mit Gott für sich zu beanspruchen. Die Frage ist also: Wie komme ich zur Einheit mit Gott? Durch Recht oder durch Diebstahl? Wenn Jesus sagt: "Niemand kommt zum Vater denn durch mich", dann klingt da in meinen Ohren auch mit, dass der Dieb wohl nicht im Besitz seiner Beute bleiben wird. Dem Räuber wird der Raub wieder geraubt - und zwar durch das Recht, wenn es kommt. Und die Bibel sagt, es kommt.
Das der Mensch im Bilde Gottes geschaffen ist, ist doch ein Geschenk Gottes, das kann man doch nicht rauben. Es hat Gott gefallen das so zu machen und jetzt ist es so. Das, was du Rechtslage nennst, ist meiner Meinung nur eine Konstruktion des Christentums.
Das Christentum hat das Problem erfunden, dass der Mensch durch die Sünde von Gott getrennt ist und er da gar nichts machen kann. Und dann hat es noch die exklusive Lösung für das Problem erfunden und das soll dann Jesus sein. Hier kommt der Ausschließlichkeitscharakter und der Absolutheitsanspruch des Christentums zum Ausdruck und ich persönlich halte von beiden rein gar nichts!
Meiner Vorstellung nach ist ausnahmslos jeder Mensch substantiell mit Gott verbunden und nichts kann ihn von Gott trennen, auch nicht die Sünde! Hätte die Sünde tatsächlich diese Macht von Gott trennen zu können, dann wäre sie ja mächtiger als Gott, weil sie es Gott unmöglich machen würde, sich trotz Sünde seinen Geschöpfen zuwenden zu können. Nein, so mächtig ist die Sünde ganz sicher nicht!

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FrauShane
Jetzt sitz ich hier und heule. Das klingt so klein und verstört, so schutzlos und ängstlich, wie eine verwirrte Kinderseele, die nicht weiß, wo sie ist und was sie jetzt machen soll. Die darauf wartet abgeholt zu werden, ohne zu wissen, ob jemand kommt und wann, und die sich im Warten mit irgendwas beschäftigt. Diese arme Kinderseele ist verunsichert, ob sie jemand liebt, ob sie vielleicht vergessen wurde. Ich möchte dieser Kinderseele jetzt am liebsten sagen: "Komm in meinen Schutz, du geliebtes Kind, ich führe dich hin, ich weiß nicht wohin, dahin, wo dein Zuhause ist, zu dem, der dich lieb hat und sich schon Sorgen gemacht hat, ich weiß nicht wer, aber ich gehe mit, bis du da bist".
Ganz genauso ist es! Also am Ende kommt man trotz aller Verstörtheit, trotz aller Verwirrung und obwohl man so klein, schutzlos und ängstlich ist nach Hause! Lieb von dir, dass du mich begleiten magst, aber beschützen brauchst du mich nicht, könntest du auch nicht....Und bitte weine nicht mehr!

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FrauShane
Gut, dass ich dich gefunden hab. Wer hätte mich sonst darüber aufgeklärt, dass ich scholastisch denke?!
Na niemand! Sowas fällt nur Provisorien auf!:-)

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FrauShane
Vielleicht könntest du doch ein klitzekleines bisschen offener werden für den Gedanken der Mission, wenigstens so viel, dass du zumindest nicht selbst die Tür zuhaust, wenn der zu Missionierende sie öffnet; wenn auch erst mal nur, um dir die Wertschätzung seiner Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Aufmerksam bin ich gerne und wertschätzend mag ich auch sein, aber missioniert werden will ich halt nicht! Das Thema habe ich in meinem Leben bereits durch.

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FrauShane
Wieder entweder-oder: Entweder Offenbarung oder natürliche Evolution. Was spricht denn dagegen, dass Gott sich auch der natürlichen Evolution bevollmächtigt, um gezielte Absichten zu verfolgen? Dass du eine natürliche Evolution erkennst, schließt das wirklich aus, dass Gott eine Offenbarungsabsicht hatte? Die Bibel ist voll davon, besteht quasi darin, dass Gott sich in die natürliche Geschichte hineinwebt. Was ist denn jetzt so außergewöhnlich interessant daran, dass ein ursprünglich griechisch verfasstes Dokument griechisches Denken aufzuweisen scheint?
Ich wollte damit sagen, dass das Christentum nach meiner persönlichen Vorstellung ganz natürlich entstanden ist und das da keine göttliche Offenbarung mit verbunden ist. Selbstverständlich darf man das aber auch anders sehen. Das Christentum ist aber meiner Meinung nach viel zu wenig originell, viel zu sehr vereinnahmend gewesen, als das da eine göttliche Offenbarung dahinter stehen könnte. Es hat sich immer nur bereits vorhandenen Vorstellungen bedient und die dann etwas abgewandelt. Da kann ich persönlich keine göttliche Offenbarung drin sehen.

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FrauShane
Weißt du, es mag ja sein, dass Platons Geisteskonstrukte gigantisch sind, und dass es irgendwo erkennbare "Webspuren" gibt zwischen Platon und der Bibel, und überhaupt, dass viele große Denker geschichtlich parallel zur Bibel denkenswerte Gedanken formuliert haben, die gerade in ihrer Parallelentstehung zur Bibel interessant sind zu betrachten, aber ich meine, man kann sich auch in der Bewunderung unwesentlicher Kunststücke verfangen. Stell dir einen Dartspieler vor, der seinen Pfeil nimmt, wirft und ohne viel Tamtam ins Schwarze trifft. Im Gegensatz dazu einen Spieler, der sein rechtes Auge zukneift, nur auf einem Bein steht, im Abwurf noch eine Drehung macht und aus der Drehung heraus den Pfeil von hinten zwischen seinen Beinen durch an die Decke auf die Dartscheibe wirft - und dort bleibt er dann tatsächlich auch im Rand noch irgendwo stecken. Bewundernswert, diese Artistik. Man kann vor lauter Artistik fast darüber hinwegsehen, dass er das Bullseye nicht getroffen hat. So sehe ich den Unterschied zwischen der Bibel und anderen "Playern". Die Bibel ist für mich pfeilspitzes Wort Gottes, das ohne viel Geschnörkel ins Schwarze trifft. Das Wesentliche in der Bibel ist nicht die philosophische Artistik, sondern das sich über mehrere Bücher, mehrere Schreiber, mehrere Jahrhunderte/Jahrtausende hinweg darstellende Gesamtkonzept der Erlösung in Jesus Christus.
Du findest also das Christentum, die Bibel gradliniger als die Philosophie Platons? Das ist ja ein Ding! Eine Philosophie, die ganz ohne übernatürliche Offenbarungen und dergleichen auskommt soll krummer sein, als eine Religion, in der beständig der gesunde Menschenverstand ad absurdum geführt wird?
Ein Gott, der am Kreuz stirbt und nach drei Tagen wieder aufersteht ist für dich logischer, als zum Beispiel die Rückführung allen Denkens auf das Eine? Na gut, dann sehen wir das wohl unterschiedlich...:-)
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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