Vielen Dank für diesen Satz......Jeder darf doch Kappen und unsere Kippa tragen und unsere Fahne schwenken, unsere Gebete beten und es ist uns sogar eine Freude, wenn das getan wird, aber bitte doch, mit uns zusammen und nicht als (bessere, wahrere, gerechtere) Christen oder (Juden).
Ich war auch schon in Buchenwald, und dieses Jahr auch in Yad vaShem.
Ich mußte in beiden Stätten weinen... in Buchenwald im Krematorium und in Yad vaShem an der Gedenkstätte für Kinder, und wenn ich das schreibe und mich erinnere, weine ich schonwieder.
Die Frage nach dem Warum, die wird mich nie loslassen.
Und auch nicht die Wut. Nicht nur die Wut über das Geschehene, sondern auch über das heute. Daß man diese Leute, dieses Volk, das so viele Qualen erlitten hat, bis heute immernoch nicht richtig respektieren kann. Daß man immernoch ungefragt ihre Grenzen überschreitet, daß man sie immernoch als minderwertig, blind, fehlgeleitet hinstellen möchte. Daß man nicht begreift wie bewußt ein Angehöriger dieses Volkes jede seiner Entscheidungen fällt, weil er weiß, wie fragil das Leben ist.
Antisemitismus versucht die Juden von der Welt zu trennen - Antijudaismus versucht die Juden vom Judentum zu trennen.
Und genau das ist mir und meiner Familie widerfahren. Erst durch das antireligiöse Sowjetregime, dann durch christliche Missionierung.
Ich habe meine Wurzeln verloren, für immer, ich werde sie nie mehr wiederfinden, das Bindeglied fehlt. Ich werde trotz meines halachischen Status als Jude, mich nie als echter Jude fühlen. Ich wurde von einem Stück meiner selbst beraubt. Ein Stück von mir ist tot.
Ich kann nur darum bitten: Tötet keine Juden. Tötet sie nícht völlig und auch keine Teile von ihnen.
Geht einfach einen Schritt zurück, und in Gedenken an Buchenwald, Auschwitz, Treblinka und wie die Lager alle hießen in denen so viel Schlimmes geschehen ist, geht bitte einen respektvollen Schritt zurück.
Und wenn ihr diesen Schritt zurückgegangen seid, seht und lernt. Und wenn ihr näheres Interesse habt, dann bekundet dies, aber wartet, bis man auch einen Schritt auf euch zu kommt. Trampelt nicht einfach gewaltsam rein mit irgendwelchen vermeintlichen Rechten, die ihr euch zuschreibt...
Und stellt euch nie, nie, nie wieder über dieses Volk. Kommt nie wieder auf die Idee, ihr wärt in irgendeiner weise wahrer, gerechter, richtiger. Sondern zieht den Hut vor dem, was dieses Volk seit Anbeginn seiner Existenz durchlitten hat und immernoch durchleiden muß. Keiner hat das Recht, diesen Leuten irgendetwas abzusprechen, weil keiner über diese Erfahrungen verfügt.
Hört einfach auf ihnen wehzutun und auf ihren Gefühlen herumzutrampeln. Ist das zuviel verlangt?
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