Ich denke, dass die Allmacht Gottes eine Glaubenssache ist. Menschen wollen einen allmächtigen Gott, aber warum? Ist es bequem die Verantwortung für Missstände an ihn abzugeben? Kann man Leid besser ertragen, wenn man davon ausgeht, dass Gott einen damit läutern möchte? Dass man was daraus lernen soll?
Warum eigentlich sollte Gott alles können? Warum muss er erst sooo groß sein, dass er den Menschen gefallen kann?
Es gibt ganz viele Missstände, weil wir Menschen die kleinen Wichtigkeiten vergessen. Wir dürfen Fehler machen und daraus lernen, niemand muss perfekt und sündenfrei leben, wichtig ist aus Fehlern zu lernen, sie nicht zu wiederholen, sondern nach besseren Lösungen zu suchen.
Mit der Vorstellung des allmächtigen Gottes haben Menschen sich oftmals gegenseitig im Griff. Wenn Glaube Glaube und nicht Wissen ist, dann wissen wir nicht, ob Gott allmächtig ist oder nicht und letztlich ist das für einen Glaube, der demokratische Grundstrukturen in sich birgt (fair, gerecht, transparent, dialogisch, verlässlich, verantwortungsbewusst, achtungsvoll, wertschätzend,....) unbedeutend. Die Allmacht Gottes wird gerne benutzt, um Menschen in Griff zu bekommen, auch auf augenscheinlich liebevolle Weise, die aber beim genaueren analysieren gar nicht so liebevoll ist.
Ebenso fatal ist es, wenn die Liebe Gottes als Erziehungsmittel eingesetzt wird. Das hat nichts mit Liebe zu tun, sondern damit, dass Menschen mit Hilfe der Liebe Gottes ihr eigenes Ding durchsetzen wollen.
Das ist Macht. Eigentlich ist es ja so, dass Widerstand immer die Grenzen von Macht aufzeigt. Wenn aber Menschen zu Widerstandslosigkeit, sprich zu Gehorsam erzogen werden, dann nimmt man ihnen die Chance Grenzen zu setzen. In dem Moment, in welchem sich mir jemand widersetzt, spüre ich die Grenze meiner Macht. Gehe ich in Diskurs bezüglich der Gründe für den Widerstand und auf gemeinsame Lösungssuche, dann pflege ich einen demokratischen Umgang mit Macht. Setze ich mich über den Widerstand hinweg, dann übe ich Gewalt aus.
Mein Gott möchte, dass wir demokratisch miteinander umgehen. Er muss auch nicht allmächtig sein, ist er auch nicht. Schaut doch mal raus in die Natur, sie ist wundervoll, aber doch nicht perfekt. Den Anspruch habe ich ja sowieso nicht, aber ich vermute sehr, Gott auch nicht. Ich denke auch nicht, dass vieles absichtlich unperfekt gemacht hat, um uns dafür verantwortlich machen zu können.
Kriege, Hunger, Elend sind Zivilisationsgeschichten. Die Zusammenhänge sind komplex.
Wir können bei uns selbst anfangen, möglichst demokratisch leben und miteinander umgehen, ohne die Grenzen von Macht zu missachten, sondern sie zu nutzen, um in wertvolle Diskurse zu kommen. Das wäre ein Riesenschritt in eine kooperative und friedliche Richtung.
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