Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
Wie aber kann der Geist Gottes, der ja über all unsere Vorstellungen und "Theologien" und Gottesbilder von haus aus hinausragt... wie kann er sich aber groß in ein so enges "Bibelfundametnalistisches Glaubensgerüst" entfalten?
Die Bibel ist nach meinem Empfinden eigentlich kein so enges Gerüst. Sie wurde in einer jahrhundertelangen Herbeideutung einer bestimmten Kirche nur dazu gemacht. Das hatte auf der einen Seite damit zu tun, dass man verzweifelt versuchte, dem römischen Patriarchen eine Vormachtstellung in der alten Kirche herbeizudeuten. Macht und Kapital und Kontrolle von Menschen waren das Ziel. Daraus ist die Kurie entstanden. Aber das nur am Rande.

ER hat uns das in der Hl. Schrift offenbart, was ER für uns mit unserem beschränkten Geist zu offenbaren bereit war. Und das ist wahrlich nur ein kleiner Teil, wir können IHN gar nicht mit unserer Vorstellungskraft vollständig umfassen. Das ist einfach unmöglich. Und das bedeutet, dass Vieles an IHM einfach für uns im Verborgenen liegt, im Mysterium. Für mich ist die Bibel Wort Gottes und damit Wahrheit. Aber sie ist sicherlich nicht vollständiges Wort Gottes. Und wenn wir schon von Gerüsten sprechen, so möchte ich das mal mit einem "Grundgerüst" vergleichen, dass ER uns gegeben hat, etwas, dass auch wir Staubkörnchen seiner Schöpfung zu begreifen in der Lage sein sollten (Viele tun dies nicht.).

Und dieses Mysterium haben nun mittelalterliche Kleriker versucht zu deuten und zu reglementieren, in Glaubenssätze und Dogmen zu fassen. Man scheute sich dabei nicht, bis ins kleinste Detail zu gehen. Vieles davon hast Du angesprochen. Und das ist nicht nur nach meiner Auffassung ein Irrweg. Ich kann Dir sagen, dass es lange Zeit gedauert hat, bis ich zu dieser Erkanntnis erlangte. Und ich bin sicherlich noch lange nicht am Ende angelangt.

Ich hänge nun einer Konfession an, die vom Prinzip her durch und durch katholisch ist. Dieser Begriff scheint sehr belastet zu sein durch die römische Kirche. Allerdings ist es aber gerade auch in unserer altkirchlich und ökumenisch orientierten Kirche so, dass gerade dem Mysterium wieder der Freiraum gelassen wird, der ihm gebürt. Das soll nichts anderes heißen, als dass wir in unserer Kirche gegenüber der römischen eine Glaubenslehre und eine Liturgie pflegen, die bzgl. des Ersteren ähnlich, jedoch mit fundamentalen Unterscheidungen gestaltet ist und bzgl. des Zweiten identisch ist und sich nur im Verständnis einiger (wichtiger) Inhalte unterscheidet. Das war für mich zB sehr wichtig, weil mir persönlich die kath. Liturgie und die altkirchliche abendländische Tradition sehr am Herzen liegt. Das hat etwas damit zu tun, wie ich MEINEN Weg zu Gott finden kann und NICHT wie alle Gläubigen ihren Weg zu IHM finden MÜSSEN.

Für uns bedeutet das alles allerdings NICHT, dass wir dann alle andere Glaubenslehren für völlig falsch halten. Wir glauben auch nicht, dass Nicht-Christen uU nicht das Heil erlangen können. Und warum tun wir das nicht: Weil wir nicht wissen, wie und letztendlich wem Gott seine Gnade zuteil kommen lässt. Das ist Teil des Mysteriums. Nur eines ist sicher: Der Formalismus des Glaubens - also das REIN Äußerliche - reicht ALLEIN nicht. Das kann sich jeder, der streng seiner Tradition und seinem Lehramt folgt, ansonsten aber keine Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Vergebung übt, gepflegt von der Backe putzen.

Und so kann es dann sein, dass man unter Gläubigen auch unterschiedliche Meinungen zur Bibel hört. Paulus-Kritiker gibt es viele und genauso viele Gläubige halten seine Worte vollumfänglich für Gottes Wort. Besonders scheiden sich die Geister am AT. Hier wird das wort-wörtlich nehmen in unserer heutigen Zeit sehr schwierig. Und man muss es auch nicht tun, um dahinter Gottes Wahrheit zu erkennen. Vieles ist Mystik, zB die Schöpfungsgeschichte. Und aus meiner Sicht kann man auch deutlich die Entwicklung der Einstellung Gottes gegenüber uns Menschen erkennen, der sich zB auf Forderungen Mose zur Zurückhaltung gegenüber den Menschen einließ. Der Weg vom alten zum neuen Bund war ein harter und steiniger.