Also ich will nochmal ein Wort zu Paulus sagen, insbesondere zu seinem Selbstverständnis, was er im Galaterbrief sehr gut mitteilt:
Paulus, Apostel, nicht von Menschen, noch durch einen Menschen, sondern durch Jesum Christum und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat aus den Toten, und alle Brüder, die bei mir sind, den Versammlungen von Galatien: Gnade euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden hingegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, welchem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Paulus betrachtet sich also als direkt von Gott zum Apostel berufen. Ein Apostel ist ein Gesandter oder ein Bote und wenn dieser direkt von Gott berufen ist, dann sagt das doch sehr viel darüber aus, weshalb Paulus zu allen Zeiten diese Autorität verlliehen wurde, die er im Christentum nunmal hat. Er hat sie, weil er selbst sagt ich bin die Autorität, ich bin Apostel und auf mich musst ihr hören! Also hören wir:
Ich wundere mich, daß ihr so schnell von dem, der euch in der Gnade Christi berufen hat, zu einem anderen Evangelium umwendet, welches kein anderes ist; nur daß etliche sind, die euch verwirren und das Evangelium des Christus verkehren wollen. Aber wenn auch wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas als Evangelium verkündigte außer dem, was wir euch als Evangelium verkündigt haben: er sei verflucht! Wie wir zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt außer dem, was ihr empfangen habt: er sei verflucht! Denn suche ich jetzt Menschen zufrieden zu stellen, oder Gott? oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefiele, so wäre ich Christi Knecht nicht.
Also aus diesen Versen wird doch überdeutlich wie Paulus sich selbst gesehen hat. Er allein verkündigt das einzig richtige Evangelium und jeder der was anderes behauptet, der sei verflucht. Er verflucht sogar gleich zweimal hintereinander. Noch deutlicher geht es eigentlich gar nicht, als in diesen Eingangsversen des Galaterbriefes.
Später in diesem Brief bezeichnet er Petrus dann noch als Heuchler (Galater 2,13) und genau dieser Petrus hatte aber mit Jesus zusammen gelebt, Paulus kannte Jesus jedoch nie persönlich und doch spielt er sich zum Oberboss auf. Ne, der Paulus wollte das nur allein sein Evangelium, seine Wahrheit zum Tragen kommt und Gegner hat er gerne mal rund gemacht und wüst beschimpft, selbst wenn sie jahrelang mit Jesus durch die Lande gezogen sind.
Ich kann Dir also nicht zustimmen, lieber net.krel, dass Paulus seinen Einfluss eventuell gar nicht gewollt haben könnte, oder das er nicht dafür verantwortlich sei, wohin die Reise in Sachen Christentum denn nun gehen musste. Paulus ist der Gründer des Christentums wie wir es heute zumeist verstehen, er ist sein erster Theologe und dadurch, dass seinen Worten quasi göttliche Autorität verliehen wurde, konnten seine Fehler leider niemals wirklich korrigiert werden, so dass sich das Christentum zutiefst über Paulus definiert und wer das als Christ nicht tun mag, oder anders sieht...? Nun ja, der sei verflucht!
Ich bin also verflucht und doch betrachte ich mich aus reinstem Herzen als Christ. Ich bin aber eben kein paulinischer Christ, denn sein Christentum macht mir Angst! Ich bin ein Christ, der der christlichen Philosophie Meister Eckharts folgt und damit bin ich sehr glücklich und sehr gesegnet und ich muss auch niemanden verfluchen, der das anders sehen und glauben möchte.
LG
Provisorium
Geändert von Provisorium (10.06.2014 um 23:16 Uhr)
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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