Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
Aber das Provisorium hat, find ich, noch eine andere wichtige Frage erwähnt.... nämlich die Authentizität der Verfasser der Briefe.
Also bezüglich dieser Frage ist vielleicht interessant zu wissen, dass ein wirklich großer Teil der Schriften des NT heutzutage hinsichtlich der Authentizität der Verfasser angezweifelt werden. Als da wären:




Ja und dann gibt es ja noch so viele Briefe und Schriften, die einen großen Namen tragen, aber nie in den Kanon aufgenommen wurden. Es gibt z.B. ein Judasevangelium, ein Petrusevangelium, das wirklich wunderschöne Thomasevangelium, ein Evangelium von Maria Magdalena, ein Barnabasevangelium, ein provisorisches Evangelium (jüngst erst entdeckt worden ;-) Sensationsfund! ), es gibt einen dritten Korintherbrief, einen Laodizenerbrief, eine Offenbarung des Petrus usw. usf.

Das sieht doch fast so aus, als wollte man mit großen Namen Authorität suggerieren und seine ganz eigenen Vorstellungen transportieren. Und es gab wirklich sehr viele unterschiedliche Grüppchen mit unterschiedlichen Herangehensweisen an das "Phänomen Christi". Deshalb hielt die rkK ja auch einen verbindlichen Kanon für so sehr wichtig!

Witzig finde ich, dass nach der gelehrten Meinung des Eckhart Schülers Heinrich Seuse, der Kern der Heiligen Schrift gar nicht in der Heiligen Schrift vorzufinden ist. Er meinte nämlich damit das Buch der göttlichen Namen von Dionysius Areopagita. Wer mal lesen mag folge bitte dem Link. Es ist nicht einfach zu lesen und schon gar nicht einfach zu verstehen, aber es ist genial und ich bezeuge es, es ist tatsächlich der Kern, der dort extrahiert wird!
http://www.unifr.ch/bkv/kapitel3730.htm

Aber, das muss natürlich sofort gesagt werden, dieser Dionysius war nicht der, der er ausgab zu sein. Er war höchstwahrscheinlich ein syrischer Mönch, der so um 500n.Chr. lebte. Sein Name suggeriert aber, er wäre der Dionysius gewesen, den Paulus am Areopag zum Glauben bekehren konnte (siehe Apostelgeschichte 17,34). Na so ein schlimmer Finger!

Also man sieht, damals wurde fleißig geschrieben und abgeschrieben und umgeschrieben und persönlicher Glaube in einen größeren Gesamtzusammenhang gesetzt. Historische Wahrheit war dabei nicht wirklich wichtig und ich denke die Menschen liebten auch diese "Geschichten" - sowas wie das Fernsehen und Kino war ja schließlich noch nicht erfunden worden. ;-)

Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
Alles im Allem ist mein Fazit daß er halt ein Mensch war wie wir alle... und seine Briefe seine persönlichen Ansichten darstellten. Mal mehr inspiriert, mal weniger, und mal halt einfach gar nicht sondern voll Daneben lag :-)... wie es halt bei uns allen ja auch so ist im Leben :-)
Ja, ich finde so kann man das mit einigem Recht sehen. Es menschelt halt ganz gewaltig, aber ist das nicht schön? Also ich finde schon!

Zitat Zitat von net.krel Beitrag anzeigen
Wenn ich mir allerdings Kapitel 3 im 2. Korinther Briefe durchlese... und ich seine leider immer etwas verschnörkelten Aussagen richtig verstehe,
dann muss ich sagen daß ich mich diesem Kapitel, was er dort schreibt, wiederfinden kann in meiner ja recht kritischen Ansicht bzgl. des Bibelfundamentalismus.
Echt jetzt? Also das überrascht mich doch sehr!

Ich persönlich halte ja das 3.Kapitel des 2.Korintherbriefes für ein geradezu klassisches Beispiel für den mehr oder minder starken Antisemitismus des Paulus! Hier in seiner stärkeren Form! (2.Korinther 3, 12-14):

Da wir nun eine solche Hoffnung haben, so gehen wir mit großer Freimütigkeit vor und tun nicht wie Mose, der eine Decke über sein Angesicht legte, damit die Söhne Israels nicht auf das Ende des Vergehenden blicken sollten. Aber ihr Sinn ist verstockt worden, denn bis auf den heutigen Tag bleibt dieselbe Decke auf der Verlesung des Alten Testaments und wird nicht aufgedeckt, weil sie nur in Christus beseitigt wird.

Mal ehrlich, was soll das denn? Mose ist blöd und Israel verstockt und nur wir Christen wissen wo's langgeht und haben den Durchblick? Ne, da kann ich persönlich nicht mitgehen!

LG
Provisorium