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Hybrid-Darstellung

  1. #1

    Standard

    Ich erzähle mal weiter - in der Hoffnung, dass es jemanden interessiert .....


    -----------------------------------


    Lange nach Mitternacht kam ich dann in meinem Hotel in Erfurt an. Eigentlich hätte ich mich sofort bei der Volkspolizei melden sollen. Doch die schlief um diese Zeit schon. Nur ich war wach. Getreu der Devise: Der Klassenfeind schläft nie!


    Am nächsten Tag also stellte ich mich bei der Volkspolizei vor. Mir wurde erlaubt, mich einige Tage lang in der Deutschen Demokratischen Republik aufzuhalten.


    Im Hotel erst entdeckte ich dann bei meinen Papieren den kleinen Pferdefuß: Diese Genehmigung galt nur für den Bezirk Erfurt. Ich war also sogar innerhalb der DDR in meiner Reisefähigkeit eingeschränkt, quasi ein wenig eingesperrt. Eigentlich kein Problem, denn ich wollte ja nur nach Weimar, was im Bezirk Erfurt lag.

    Aber der Gedanke, im Bezirk Erfurt “eingesperrt” zu sein, gefiel mir dennoch nicht. Laut und deutlich verkündete ich an der Hotel-Rezeption, ich dächte nicht daran, diese Vorschrift zu befolgen. Ich plante, die Grenze zu durchbrechen! Jawollja! Noch heute würde ich in südlicher Richtung den Bezirk Erfurt verlassen, die Grenzlinie überschreiten, und in den Bezirk Suhl einfallen! Denn ich gedächte, im Thüringer Wald auf den Spuren Goethes zu wandeln, so als freier Mensch im freien Wald!


    Im Rückblick weiß ich, dass das nicht besonders klug war. Denn in den Inter-Hotels wimmelte es nur so von IMs, den Inoffiziellen Mitarbeitern der Stasi. Wer weiß, ob da nicht irgendwer irgendwo Meldung machte, ein Klassenfeind habe vor, gegen Recht und Gesetz der DDR zu verstoßen, und verkünde das auch noch offen! Aber es geschah mir nichts.


    Vielleicht kam die Meldung an einen alten und weisen Genossen und der sprach:

    “Nur keine Aufregung! Soll dieser badische Waldbaum halt in Gottes … ähm, Karl Marxens Namen … zu seinen Thüringer Tannen ziehen. Was soll er da schon groß anstellen? Konter-Revolution im Tannenwald? Eher nicht … *abwink* Und dann: Dieser Mann will ja nicht zu Tante Emma oder Onkel Karl-Heinz. Er will zu den Shakespeare-Tagen nach Weimar. Hochkarätige internationale Besetzung …

    Sollen wir da diesen Mann abfischen? Damit es nachher heißt, Shakespeare-Fans seien nicht sicher im Paradies der Arbeiter und Bauern? Und die Shakespeare-Verehrer weltweit bleiben aus - mit ihren Devisen? Nein, bei Rosa Luxemburg, das wollen wir nicht!”


    Und so überschritt ich die Grenze des Bezirks Erfurt unbehelligt in südlicher Richtung. Wo ich prompt in Kontakt mit zwei Ausreisewilligen kam, die ich gar nicht auf meiner geheimen Liste hatte.

  2. #2
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    Bayern
    Beiträge
    110

    Standard

    Bin neugierig wie es weiter geht!
    Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
    doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

    (1. Korr. 13,13)


 

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