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  1. #1

    Standard wie weit darf Glaube gehen?

    Moin,

    vorab: Ich würde es toll finden, wenn es einen Forenbereich gibt, der nicht unter dem Oberbegriff Christentum oder Judentum steht, wo man allgemeine religionsübergreifende Glaubensfragen diskutieren könnte. Ich habe dafür jetzt einfach mal deises nicht ganz passende Forum genommen.


    Wie weit darf für Euch Glauben gehen? Und ich meine hier Glaubensaussagen und keine Glaubenstaten (dass man andere nicht körperlich verletzen, töten oder unterdrücken darf wegen des eigenen Glaubens ist wohl sicherlich Konsenz)

    Ist als Glauben alles tolerabel?

    Ich führe mal ein paar allgemeine Beispiele an:

    - Alle Angehörigen aller anderen Religionen sind verdammt und kommen zu recht in die Hölle
    - Eine bestimmte andere Glaubensgruppe ist durch und ruch verlogen und verdorben
    - Nur wir haben Recht
    - alle anderen sind minderwertig
    - alle anderen müssen unterdrückt werden (wohlgemerk,nur die Glaubensaussage -z.B. in einem Glauubenswerk- , nicht die Tat)
    - alle anderen müssen missioniert werden
    - bei Bekehrung geht es um die Seele, deshab ist nahezu jedes Mittel dafür Recht
    - Frauen sind minderwertig
    - Kinder muss man schlagen (wieder. nur die Glaubesaussage, nicht eine Tat)
    - Frauen müssen sich verschleiern/das Haupt bedecken, etc.
    usw.


    Glauben soll man ja möglichst alles können, aber wo ist die Grenze von 'alles'?

    Ich hoffe auf eine interessante Diskussion.

    Tschüss

    Jörg

  2. #2
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    Standard

    Moin

    Na ja, tatsächlich darf man alles glauben was man mag und erst wenn aus dem Glauben dann Taten folgen, die die Freiheit, die Rechte, oder z.B. die körperliche Unversehrtheit eines anderen Menschen beeinträchtigen, wird da eine Grenze überschritten, die man auch aus dem Glauben heraus nicht überschreiten darf.

    Aber wenn ich jetzt mal Dein konkretes Beispiel mit der "ewigen Verdammnis" beleuchte, dann kann ich persönlich nicht verstehen, wie man an sowas glauben kann und gleichzeitig davon überzeugt sein, dass Gott gerecht und die Liebe ist. Für mich passt das nicht zusammen. Wenn es tatsächlich eine ewige Verdammnis geben würde, dann wäre doch der Teufel und die Sünde viel erfolgreicher als Gott. Da findet ein an sich hoch anständiger Mensch im Laufe seines Lebens nicht zum "richtigen Bekenntnis" und dafür soll er dann endlos gequält werden? Wie kann man sowas glauben?

    Für mich ist es einfach so, dass der Glaube "in sich stimmig" sein muss. Mit Widersprüchen komme ich nicht gut zurecht. Aber nichtsdestotrotz darf natürlich jeder glauben was und wie er will.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  3. #3

    Standard

    Moin,

    Glauben heißt ja auch verkündigen.

    - Was ist mit Glauben, die verkündigen, manche Menschen (vielleicht nach Hautfarbe) wären minderwertig.
    - Oder wenn z.B. verkündigt wird, Homosexuelle wären des Teufels

    Das würde weder Freiheit noch körperliche Unversehrtheit anderer beeinträchtigen.

    Tschüss

    Jörg

  4. #4
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    Standard

    Zitat Zitat von Flat Beitrag anzeigen
    Glauben heißt ja auch verkündigen.

    - Was ist mit Glauben, die verkündigen, manche Menschen (vielleicht nach Hautfarbe) wären minderwertig.
    - Oder wenn z.B. verkündigt wird, Homosexuelle wären des Teufels
    Du meinst, was mit Glaubensvorstellungen ist, die verkündigen, dass manche Menschen minderwertig und Homosexuelle des Teufels sind? Ob man gegen diese Glaubensvorstellungen Partei ergreifen soll, oder nicht?

    Da stellt sich ja zunächst die Frage, woher solche Vorstellungen kommen. Die fallen ja nicht vom Himmel, sondern sind in aller Regel Ausdruck einer ganz bestimmten Art der Auslegung z.B. biblischer Texte. Gemeinhin wird dann z.B. die Bibel wortwörtlich genommen und wenn da jetzt zum Beispiel drinsteht (Sprüche 23, 13+14):

    „Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute, und du errettest seine Seele von dem Scheol.“

    Dann sehen sich manche Gläubige dazu aufgefordert ihre Kinder zu schlagen. Ja mehr noch: Sie denken, sie schlagen aus Liebe, weil sie ihr Kind damit retten würden. Es wäre also sozusagen herz- und lieblos das Kind nicht zu schlagen.

    Wenn sich solche Gedanken erst einmal in dem Gläubigen "festgesetzt" haben, dann kann man wohl nur noch wenig machen, um ihn davon zu überzeugen, dass da was nicht ganz richtig ist. Denn solche Menschen kennen in aller Regel ihre Bibel sehr gut und nehmen eine Perspektive ein, in der sie nicht selten völlig über den Dingen zu stehen glauben. Würde man solch einem Gläubigen z.B. sagen, dass ihr Verhalten gegen Gesetze verstößt, dann würden sie vielleicht erwidern (Apostelgeschichte 5,29b):

    "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen."

    Und da sich viele Gläubige ja in der Endzeit wähnen und für diese Zeit zahlreiche Anfechtungen prophezeit wurden, ist es geradezu auszeichnend, wenn man tatsächlich mit seinen Glaubensvorstellungen in der Minderheit ist und dafür von verschiedenen Seiten Schwierigkeiten bekommt. Denn (1. Johannes 2,15):

    "Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm."


    So kommt es dann zu Glaubensvorstellungen, die ihre Autorität von ganz oben zu meinen scheint und was soll man da noch machen? Man kann an die Vernunft und den Verstand appellieren, denn damit hat uns Gott ja ausgestattet, aber es ist bequemer sein Weltbild aus biblischen Versen zu formen, denn das ist so hübsch schwarz-weiß und vermittelt Sicherheit und ist so herrlich unkompliziert.

    Selbstverständlich versuche ich auch durch meine Sicht der Dinge ein Beispiel dafür zu geben, das man auch aus anderer Perspektive die Bibel verstehen kann, aber jeder schaut aus der Perspektive, aus der nun einmal schauen mag. Man kann nur dazu einladen, auch mal die Perspektive zu wechseln...

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  5. #5

    Standard

    Ich setze der Titelfrage die Frage gegenüber:

    Wie weit darf der "Glaube" eines Anti-Religiösen oder Nichtgläubigen gehen?

    Haben Nichtgläubige das Recht, im Schutz von "Glaubens"-Freiheit Gläubige zu schmähen, zu verfolgen, über ihre persönlichen Erkenntnisse zu urteilen, ihre persönlichen Überzeugungen und Gepflogenheiten zu desavouieren und ihre Treue zum individuellen Glauben von vorneherein als Intoleranz gegenüber den Nichtgläubigen, als Provokation oder gar als fundamentalistischer Extremismus zu verfolgen und zu verunglimpfen?

    Dürfen für die Glaubensangehörigen einer bestimmten Religion --> heilige Gegenstände (z.B. Gebetsriemen und die Thorarolle der Juden, oder z.B. die Monstranz der Christen) von Nichtgläubigen verwendet und benutzt werden auf beliebige - für Gläubige verletzende - Weise, z.B. man legt sie in die Hände eines Maskottchens oder einer Komikfigur und veröffentlicht solche Bilder, um sich den Anschein einer bestimmten Religionszugehörigkeit zu geben, in der Absicht andere zu täuschen?

    Wie weit darf die Glaubens- und Meinungsfreiheit der Nichtgläubigen gehen, bezogen auf eine allfällige Abneigung gegen eine bestimmte Religionsgruppe oder allgemein gegen gläubige Menschen? Darf die "Glaubens"-Freiheit dazu benutzt werden, Gläubige zu täuschen, zu provozieren, zu verletzen etc., bloss weil sie darauf beharren, ihrer eigenen Religion auf friedliche Art treu zu bleiben? Dürfen Gläubige in ihrer Glaubensfreiheit von Nichtgläubigen oder Andersgläubigen bedrängt werden unter dem Schutz des Meinungsfreiheits-Gesetzes?
    Dürfen Nichtgläubige sich das Label von Gläubigen geben, um innerhalb von bestimmten Glaubensgruppen durch Intrigen --> Verwirrung und Unruhe zu stiften, so dass von aussen her der Eindruck entsteht, dass die Gläubigen dieser bestimmten Religionsgruppe selbst die "Störer", "Aufwiegler" und "Unruhestifter" seien?

    Dürfen Nichtgläubige für ihre Abneigung gegen Religionsangehörige das Recht der Un-Glaubensfreiheit beanspruchen, fordernd, dass Gläubige ihre persönliche Glaubensrichtung in der Öffentlichkeit aufgeben und sich der "Glaubens-"logik der Ungläubigen unterwerfen müssen, um nicht als intolerant, engstirnig und fundamentalistisch verschrien zu werden?

    Und meine letzte Frage:
    Gibt es eine moderne Christenverfolgung?

  6. #6
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    Da gilt das gleiche wie andersrum. Tatsächlich darf man alles nicht glauben was man mag und erst wenn aus dem Nichtglauben dann Taten folgen, die die Freiheit, die Rechte, oder z.B. die körperliche Unversehrtheit eines anderen Menschen beeinträchtigen, wird da eine Grenze überschritten, die man auch aus dem Nichtglauben heraus nicht überschreiten darf.

    In einem anderen Thread hatte ich kürzlich angemerkt, dass der moderne Atheismus zunehmend missionarisch auftritt und einen großen Spaß daran entwickelt hat, gläubige Menschen als Phantasten und fern aller wissenschaftlichen Vernunft einzuordnen. Das ist dann meist auch die "Kampflinie" auf der die Auseinandersetzung geführt wird. Aussagen der Bibel werden wissenschaftliche Erkenntnisse entgegengestellt und anschließend die Wissenschaft zum Zeugen berufen, dass da was mit den biblischen Aussagen nicht stimmen kann.

    Befördert wird der Erfolg der Atheisten dann noch zusätzlich durch zahlreiche Skandale in den unterschiedlichsten religiösen Gemeinschaften und am Ende gibt es zunehmend eine sehr kritische Haltung gegenüber gläubigen Menschen auch in Kreisen, die sich eigentlich recht wenig mit solchen Dingen beschäftigen. Das alles nennt man dann wohl Zeitgeist.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  7. #7
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    "Gottes Geist wird euch leiten", sagte Jesus, als ihn seine Jünger genau dies fragten.
    Dieses Hören dürfte der Schlüssel sein, um nicht daneben zu liegen.

    LG

    Jamy

  8. #8

    Standard

    Zitat Zitat von Mitleser Beitrag anzeigen
    Und meine letzte Frage:
    Gibt es eine moderne Christenverfolgung?
    Moin,

    interessante Frageergänzung.

    Ich fang mal mit Deinem letzten Punkt an:

    weltweit ja (aber nicht als atheistisches Problem), in Europa, insbesondere Deutschland, nicht.


    Keine der (mir bekannten) atheistischen Aktionen behindert die Religionsausübung oder führt zu Bedrohungen von Gläubigen.

    Ich bin ähnlicher Meinung wie Provisorium, dass wir eine Vielzahl von Meinungen aushalten müssen.

    Die Grenze ist für mich da, wo es in eine Bedrohung übergeht. Auch Verleumdungen, insbesondere von Einzelpersonen, sind nicht zu dulden und meines Wissens auch strafbar.

    Gsnz wichtig wäre für mich auch die Intention. Geht es gegen eine Institution, gegen eine Religion oder geht es explizit gegen Menschen. Institutionen müssen meines Erachtens mehr ertragen können.

    Tschüss

    Jörg

  9. #9

    Standard

    Zitat Zitat von Jamy Beitrag anzeigen
    "Gottes Geist wird euch leiten", sagte Jesus, als ihn seine Jünger genau dies fragten.
    Dieses Hören dürfte der Schlüssel sein, um nicht daneben zu liegen.
    Moin,

    manche Menschen hören da aber etwas, was sie als Gottes Geist ansehen, was mitunter höchst problematisch ist.

    Tschüss

    Jörg

  10. #10
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    Zitat Zitat von Flat Beitrag anzeigen
    weltweit ja (aber nicht als atheistisches Problem), in Europa, insbesondere Deutschland, nicht.
    Christenverfolgung findet hauptsächlich in islamischen Ländern statt. Da gibt es aktuell neue Bücher zu: http://www.wienerzeitung.at/themen_c...-getoetet.html

    Zitat Zitat von Flat Beitrag anzeigen
    Keine der (mir bekannten) atheistischen Aktionen behindert die Religionsausübung oder führt zu Bedrohungen von Gläubigen.
    Ich kenn' da auch nix. Das läuft meist mehr so auf der polemischen Schiene.

    Zitat Zitat von Flat Beitrag anzeigen
    Ich bin ähnlicher Meinung wie Provisorium, dass wir eine Vielzahl von Meinungen aushalten müssen.
    Können wir das schaffen? Ja, wir schaffen das. (aus Bob der Baumeister)

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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