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Alef
Es ist nun mal so, dass Aussagen im NT einfach besser überprüft sind, ob es sich so verhält oder nicht. Da hat das NT ein offensichtliches Problem, was so gerne unter den Tisch gewischt wird… Deshalb wird gerne dann eine Glaubwürdigkeit der Tenach (AT) in Frage gestellt, ohne dass einem dann bewusst wäre, dass dadurch die Glaubwürdigkeit des NT’s erst recht gefährdet wird.
Ich würde persönlich nie behaupten, dass das NT wortwörtlich richtig ist. Auch den Missbrauch der jüdischen Tradition im NT habe ich immer angeprangert! Ich habe davon gesprochen, dass Mythen und Legenden auf Mythen und Legenden treffen!

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Alef
Selber würde ich dem nicht einfach Mogelpackung sagen. Es ist ein „Produkt“ aus vergangener Zeit, mit den Schwächen jener Zeit, wo man die Regeln nicht einfach mit heute vergleichen kann. Weiteres Problem ist, dass dann diese Schriften per Dogma in den Mund Gottes gelegt werden, als ob ER wirklich das alles so sagte.
Wie gesagt, ich persönlich halte die gesamte Bibel für eine Allegorie. Für eine wunderschöne nebenbei.

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Alef
Der Unterschied zwischen NT und AT ist auch, das NT will eine neue Lehre verteidigen, welche Teilweise regelrecht gegen die Torah, die Weisungen Gottes sind und sich somit selber widerspricht. Das AT hat solches Problem nicht oder doch weniger. Um so mehr muss sich das NT, respektive deren Schreiber und Vertreter rechtfertigen, was eigentlich aber nur noch schlimmer wird, wenn da wiederum Zitate aus dem AT gerissen und neu interpretiert werden.
Zitate und allgemein Anleihen aus anderen religiösen Vorstellungen gibt es doch überall - auch in der Torah! Aber es ist gut das aufgedeckt wird, was Anleihe und Neuinterpretation ist. Dem AT kann das NT natürlich völlig egal sein und das NT bekommt Probleme wenn es sich als widerspruchsfrei zum AT darstellen möchte. Aber der ganze Quatsch im NT von wegen "neuem" oder dem "wahren" Israel kommt doch nur daher, weil die Schreiber des NT in jüdischer Tradition standen. Das hat halt eine natürliche Entwicklung genommen, weil die Menschen Fragen hatten und nach Antworten suchten. Das ist doch ok. Der spätere Dogmatismus dahinter ist aber nicht ok!

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Alef
Ebenso gut kann man eine andere hellenistische Philosophie als neue Heilslehre darlegen, es bräuchte da keinen jüdischen Anstrich zu haben.
Das Christentum ist nun einmal eine Mischung aus jüdischen und griechischen Denken. Heute muss es sich an der Vernunft und an wissenschaftlichen Erkenntnissen messen lassen. Dabei stellt man dann fest, dass das Christentum eigentlich ganz natürlich entstanden ist. Das lag nicht zuletzt an einem Juden - an Philon von Alexandria (Philon lebte etwa 25 v. bis 50 n. Christus):
„Philon von Alexandria setzte den Einen Gott des Judentums mit dem Einen Platons gleich“. Das war nur möglich, wenn der personale jüdische Gott zu einem „negativen“ Gott wurde, der völlig unbestimmbar und unerkennbar sich über allem befand. Die Verbindung dieses „negativen“ Gottes zur Materie und Welt sah Philon durch Platons Ideen hergestellt, wobei der Inbegriff dieser Ideen für ihn der Logos war, die weltdurchwaltende Vernunft. Den Logos nannte Philon Gottes Sohn (ohne dass dem Zeitpunkt entsprechend irgendwie der gekreuzigte Jesus dabei eine Rolle spielte). „Es ist klar zu sehen, wie hier christliche Gedanken vorgebildet sind“ (aus H.J. Störig, Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Frankfurt/M 1988, Seite 202)
Der in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts in Syrien lebende griechische Philosoph Numenios, der als ein Vorreiter des Neuplatonismus gilt, baute diese Vorstellung von Gott und Sohn von Philon mit Hilfe der Chaldäischen Orakel (der alten Sumerer) zu einer Trias von Göttern aus. Numenios erweiterte das Vorhaben von Philon, griechischen und jüdischen Geist zu vereinbaren, denn Numenios verstand seine Trias als „Übereinstimmung Platons mit der religiösen Weisheit aller alten Kulturvölker, namentlich der indischen Brahmanen, der Juden, der Magier (der Anhänger Zarathustras) und der Ägypter“. Und daraus hat sich dann später im Christentum die Vorstellung eines dreieinigen Gottes herausgebildet.
Also: jüdische Vorstellungen treffen auf platonische Vorstellungen und raus kommt das Christentum. So war's gewesen. Aber wem erzähl ich das eigentlich...?
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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