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Thema: Psalm 22

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    Standard Psalm 22

    Psalm 22 (Übersetzt von Samson Raphael Hirsch)

    1 Dem Siegverleiher. Über die stärkende Kraft der Morgendämmerung. Psalm Davids.

    Ein Psalm über das stärkende Licht der Morgendämmerung, welches aus dem Dunkel zum hellen Tageslicht führt. Die Nacht, da vieles ineinander geschlungen ist, kaum Gegenstände zu unterschieden sind, die Dämmerung, wo dann Umrisse erkennbar werden, das Licht, welches beim Suchen und Finden, beim Besinnen hilft und durch den Tag führt. Die stärkende Kraft ist natürlich dieser „Eli“.

    Der ganze Psalm trägt das Bewusstsein, dass die Beziehung zum Ewigen nicht aufhört, erinnert er sich doch besonders in der Not dem Beistand des Ewigen inmitten der Feinde, gibt mit Lob dem Ewigen die Ehre und mündet in der kommenden Errettung von Gott.


    2 Mein Gott (eli), mein Gott! Wozu hast Du mich verlassen, sind fern von meiner Hilfe die Worte meines Angstgeschrei. 3 Mein Gott (elohei)! Ich rufe tags und Du antwortest nicht, nachts und keine Beruhigung wird mir.

    Nacht und Not! Man versteht die gegenwärtige Situation nicht. Warum oder Wozu hast du mich verlassen?
    Warum klingt eher anklagend, fragt über Folgen von früheren Handlungen.
    Wozu (wörtlich: zu was) will sagen, was der Ewigen mit der Situation beabsichtigt.
    Was willst du damit, wenn mein Angstgeschrei verhallt, und du mit der Hilfe zögerst? Ich rufe am Tage, und auch in der Nacht, aber ich beruhige mich nicht. Selbst diese irdische Licht gibt keine Antwort.


    4 Und Du bist doch heilig, thronst doch noch auf den Tatenliedern Israels! 5 Auf Dich vertrauten unsere Väter, vertrauten und Du flüchtetest sie, 6 zu Dir schrieen sie und waren schon der Gefahr enthoben, auf Dich vertrauten sie und fanden sich nicht getäuscht.

    Du der Heilige Israels, auf dich trauten die Väter, und du hast sie nicht getäuscht. Im Nachhinein übersieht eine solche Feststellung meist die Situationen, in denen die Väter genau so in Nöten gerungen haben.


    7 Ich aber, ein Wurm, kein Mann mehr, als Mensch geschmäht, als Volk verachtet 8 Alle, die mich sehen, spotten mein, weisen mit Lippenzug mich ab, schütteln das Haupt: 9 Es wälze es GOTT zu, der flüchte es, rette es, Er hat ja sein Wohlgefallen an ihm!

    Man spricht mir, meinem Volk (!) die Menschenwürde ab, verachtet, ja verspotten mich. Ich, meine Not findet kein Gehör. Soll es doch seine Not zu seinem Gott wälzen, er nennt es ja Sein Volk!.


    10 Denn Du bist’s ja, der mich den Mutterschoss entwand, mir Vertrauen gab an meiner Mutter Brust. 11 Auf Dich wurde ich von Geburt an geworfen, von meiner Mutter Schoss bist Du mein Gott.

    David, oder auch das Volk Israel, Gott selber hat es entstehen lassen. Ohne den Ewigen wäre das Volk wieder zugrunde gegangen, er allein ist Gott seit Mutterschoss, kleinster Kindheit.


    12 Bleibe mir nicht fern, denn die Not ist nahe, denn kein Beistand gibt’s.

    Die Not ist gross und nahe, kein Helfer da auf Erden, deshalb sei mir nicht fern


    13 Viele Stiere haben mich umringt, Baschans Stärke mich umschlossen, 14 haben ihren Rachen wider mich geöffnet, ein Löwe ist’s, reissend, brüllend. 15 Wasser gleich bin ich ausgegossen, und gelöst haben sich meine Gebeine alle; mein Herz ist wie Wachs geworden, es zerschmilzt in meinem Innern. 16 Trocken wie Scherben meine Kraft, mein Zunge klebt an meinem Gaumen: willst du für Todes Staub mich dann bereiten, 17 dass bereits Hunde mich umgeben, Bösewichter-Rotte mich umstellt, Löwen gleich Hände mir und Füsse!?

    Stiere, Völker umringen mich, zwängen mich ein. Stiere, Muskeln, Kraft, Zeugungskraft, Sehnen, Nerven, so die Völker. Selber ist man Wasser gleich, lässt sich nicht mit Händen halten, ausgegossen und das Herz entmutigt und verzagt und die Zunge wie gelähmt: Sollte ich für den Tod vorbereitet werden und für die Völker gestorben sein?
    Wie Hunde ein Aas umstellen, der Pöbel auf meine Habe giert, Löwengleich ihre Hände und Füsse, nach mir trachtend.


    18 Ich erzähle mir alles, was meine Stärke war und ist, sie schauen’s und sehen mich an. 19 Meine Kleider mögen sie sich teilen, um mein Gewand das Los werfen.

    Meine Kleider mögen sie sich teilen. Kleider, Gewänder, welche bei David seine königliche Position und Würde zeigen. Das Los soll bestimmen, wer dieses erhält (naja, die Kirche hat dieses Gewand ja schon an sich gezerrt, erklärte sie Israel als aufgehoben und hat sich mit dessen Gewänder geschmückt). Ohne Kleider, sich blossstellen, sich zeigen wie man wirklich ist und sich nicht hinter etwas verstecken. Entspricht das darunter auch dem, was darüber ist?
    David zeigte sich für eine solche Prüfung bereit. Ebenso beraubte man das Volk Israel immer wieder des Hab und Gutes und teilte es auf, ja gewährte ihnen nicht mal ihrer Existenz, ihres Seins.


    20 Du, GOTT, bleib nicht fern, Du meine Kraft, zu meinem Beistand eile! 21 Rette vom Schwert meine Seele, aus Hundenmacht mein einziges! 22 Hilf mir aus Löwenrachen, hast Du mich doch bereits von Reem’s Hörnern erhört!

    Du JHWH, hilf, damit mein Seele, mein Leben nicht zur Beute wird. Zur Beute, indem ich verwerflich lebe, mich ihnen in ihrer Unsittlichkeit anpasse. Denn du hast mich schon vor „schlimmerem“ erhört.


    23 Ich will Deinen Namen meinen Brüdern erzählen, in Versammlung Dich in Tatenliedern preisen. 24 Gottesfürchtige preist Ihn in Tatenliedern, Jakobs Kinder alle ehret Ihn, und fürchtet euch vor Ihm alle Kinder Israels. 25 Denn Er hat nicht verachtet, nicht verschmäht die Armen, hat ihm Sein Angesicht nicht entzogen, und wenn er flehte, hörte Er auf ihn.

    Auch im Galut, dem Exil, lasst euch nicht blenden durch Menschengrössen und bleibet Gottesverehrer, im Glück und Unglück. Fürchtet euch vor Ihm, nein, nicht Angst sondern Ehrfurcht vor Seiner Grösse und Allmacht. Auch wer beraubt ist, arm ist, nicht ausweisen kann, der Ewige verschmäht nicht, ja mehr noch Er hört auf das Flehen.


    26 Von Dir ist mein Tatenpreis in grosser Versammlung, meine Gelübde löse ich in derer Gegenwart, die Ihn fürchten. 27 Bescheidene nehmen es in sich auf und sättigen sich daran, Gott preisen und Tatenlob, die Ihn suchen; darum bleibe euer Herz bis zum ewigen Ziel

    Macht und Grösse stehen entgegen der Bescheidenheit. Sich entblössen gegen den äusseren Schein. Bescheidene werden gesättigt, nicht der äussere Schein sättigt, sondern sich zurückbesinnen, woher wir sind.


    28 Es besinnen sich einst und kehren zu Gott zurück alle Enden der Erde, und es werfen sich vor Dich hin alle Familien der Völker. 29 Denn Gottes wird die Herrschaft, und Er waltet unter den Völkern. 30 Erst als sie sich beugten, kamen ihnen alle irdischen Köstlichkeiten zum Genuss, vor Ihm knien alle die, die jetzt in Staub dahinsinken und der, der bis dahin seine Seele nicht zum Leben hat entfaltet.

    Besinnen, nicht nur einzelne, sondern alle Völkerfamilien werden umkehren, sich besinnen, dem „Urzustand“ des Menschen in Gottesnähe. Die Seele zum Leben entfalten, die Nefesch (Seele, Leben) zu Chai (Leben), das Leben, das Menschsein gefunden haben, nicht das für sich leben, sondern zum wirklichen Leben.


    31 Die Nachkommen werden Ihm dienen, werden meinem Herrn zum Geschlecht gezählt werden, 32 werden kommen und werden erzählen Seine Liebesgerechtigkeiten, dem neugeborenen Volk, dass Er es gebildet.

    Neugeborenes Volk, IHM zugeborenen Volk ( siehe Vers 10/11), errettetes Volk, ein Volk, welches Er bildet und formt.
    Wer wartet und hofft nicht darauf?

  2. #2
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    Der Psalm 22 ist für uns Christen der Hinweis auf das, was später am Kreuz Jesu geschah.


 

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