Ich persönlich bin ja der Meinung, dass da dem Judentum großes Unrecht angetan wurde. Natürlich hat das Christentum durch den Juden Jesus auch eine natürliche Affinität zum Judentum, aber dieses ganze "auf Jesus hindeuten" der alten jüdischen Überlieferung finde ich teilweise schamlos und auch völlig unnötig. Wahrscheinlich war es aber deshalb einmal nötig, um Juden für den christlichen Glauben gewinnen zu können? Paulus meinte ja einmal, dass sie Juden Zeichen und Wunder verlangen würden und vielleicht wurden deshalb dann die Dinge umgedeutet?
Jedenfalls geht es dabei ja meistens um irgendwelche Prophezeiungen, die sich dann in der Vorstellung mancher Menschen in der Person Jesus erfüllt haben, z.B. in Jesaja 53,4+5:
"Jedoch unsere Leiden - er hat sie getragen, und unsere Schmerzen - er hat sie auf sich geladen. Wir aber, wir hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden."
Da kann man dann zu stehen wie man will. Und jeder sieht darin, was er gerne sehen möchte. Ich halte es, wie gesagt, für unnötig irgendwelche "Beweise" anführen zu wollen. Mein Glaube gewinnt für mich persönlich nichts durch solcherlei Beweise und es entsteht nur immer wieder Unfrieden.
Ich lerne für meinen Glauben eher immer dann etwas dazu, wenn ich den jüdischen Glauben weitestgehend isoliert vom Christentum betrachte, um das Verhalten und die Worte Jesu besser verstehen lernen zu können. Und ich gewinne außerdem dadurch viel für meinen Glauben hinzu, wenn ich den christlichen Glauben aus der Perspektive des Neuplatonismus betrachte.
Der christliche Glaube ist für mich nämlich quasi das Gebirge, was sich dadurch auftut, dass das jüdische Denken auf das griechische Denken trifft. Da sollte man sowohl das jüdische, als auch das griechische Denken erst einmal in seiner "Reinform" verstehen lernen.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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