In einem Fischglas schwimmen schon so lange sie denken können zwei Goldfische tagein tagaus, auf und ab, von da nach dort...
Zweimal pro Tag „regnet“ es Futter von oben, am Abend wird es dunkel.
Eines Tages beschließt einer der beiden Goldfische, heraus zu finden, woher das Futter kommt.
Er nimmt allen Mut zusammen und schwimmt nicht mehr verängstigt fort, als die dunkle, fremde Gestalt sich dem Glas nähert, sondern beobachtet wie gebannt, ob er nicht erkennen könnte, wer oder was dieses große Wesen sei.
Er drückt sein Maul ganz fest an die Scheibe und atmet vor Aufregung viel schneller.
Doch dann, als der Schatten des Wesens genau über ihm auftaucht und sich in der Wasseroberfläche spiegelt, packt ihn die Angst doch und er schwimmt in die hinterste Ecke, beinahe wäre er vor Schreck selbst an die Glasscheibe geschwommen...

Der zweite Goldfisch lacht, als die schattige Gefahr wieder weg ist:
„Warum tust du das denn auch? Das hat uns doch Mutter damals schon erklärt, dass Fisch in Deckung geht, bis das gefährliche Wesen weg und das Futter im Glas ist.“
Der neugierige Goldfisch, der sich mittlerweile wieder beruhigt hat, schnappt sich einen Brocken Futter und scheint immer noch neugierig zu sein.
„Das Wesen gibt uns, was wir brauchen... es kann doch eigentlich nicht wirklich gefährlich sein, denn das Futter schmeckt...“
Zwei weitere Tage vergehen, an denen der neugierige Goldfisch jedes Mal wieder versucht, mehr über das unbekannte Wesen mit dem schrecklich großen Schatten aber dem leckeren Futter heraus zu finden...
Am dritten Tag nun, scheinen seine Neugier und seine vielen Fragen über die Angst zu siegen.
Und es wird sein großer Tag, denn als das große Wesen mit dem Futter bemerkt, dass der Goldfisch gar nicht flüchtet, beugt es sich ganz dicht an das Fischglas heran.
Der kleine Goldfisch ist vor Begeisterung nicht mehr zu bremsen:
„Das Wesen hat Augen- wie ich. Es spricht mit mir, ich kann es hören.“
Und nun sprudelt alles aus dem kleinen Goldfischlein heraus... alle Fragen, alle Sorgen, alle Gedanken teilt es diesem Wesen auf der anderen Seite des Glases mit.
Und das Wesen?
Es nimmt sich einen Stuhl, setzt sich dicht an das Glas, drückt lächelnd seine Nase an die Scheibe, um möglichst dich am Fischlein zu sein- Auge in Auge ...
Das Maul des Goldfisches will gar nicht mehr still stehn... erst am Abend, als es alle Fragen und Sorgen losgeworden ist, kommt es überglücklich zu Ruhe...
Als das Licht aus geht und das Wesen lächelnd vom Fischglas verschwunden ist, kehrt der neugierige Kerl überglücklich zu seinem verängstigten Freund zurück.
„Er ist wundervoll, er hat den ganzen Tag mit mir verbracht, hat mir zu gehört und war so dicht bei mir.“

Wenn wir also mal wieder an einem Aquarium vorüber gehen, sollten wir vielleicht genauer hinschauen... Fische sind neugierig und haben viel zu erzählen