Vieles, was in alten Schriften steht, ist im historischen Kontext zu begreifen.
Ich gebe mal ein Beispiel, auch wenn es nicht zum Thema passt:
Neuntes Gebot: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau!"
Dies gibt der Frau keinen Freibrief, ihrer Nächsten Mann zu begehren.
Dass Frauen ebenfalls Bedürfnisse haben konnten, wurde zu einer Zeit vergessen, als Frauen noch schlicht eine Sache waren.
Meiner Meinung nach beinhaltet der Erlösungsgedanke,
dass Menschen glaub(t)en, die Zugehörigkeit zu eben dieser Religion wäre heilsrelevant.
Damit tritt dann in den Hintergrund, dass ein Mensch seine Handlungen nach den Empfehlungen dieser Religion ausrichtet.
Darin liege ja keine Heilsrelevanz.
Und hier kommt nun der historische Kontext:
Eben zu jender Zeit, in der viele Texte zu einer Bibel zusammengefasst wurden,
und andere als "Apokryphen" ausgemustert wurden,
waren die kirchlichen Oberhäupter zugleich die weltlichen Oberhäupter.
Wenn auch Rebellion und ungehorsam gegen einen weltlichen Herrscher möglich ist,
so kann man dies durch eine einfache Methode ändern:
Die Herrscher sahen sich als Mittler zwischen dem gemeinen Volk und Gott,
somit konnten Menschen unterworfen worden und mussten Abgaben entrichten.
Und wem man die Angst vor der Hölle erfolgreich einredete, konnte nicht zum Rebell werden.
Ich glaube nicht daran, dass dem Menschen eine implantierte Unvollkommenheit, welche die Vereinigung oder Nähe zu Gott ausschließt, besitzt.
Ich glaube, dass Gott allgegenwärtig ist, und dass es nur die Illusion ist, welche uns Menschen diese Allgegenwart vergessen lässt, die zu überwinden ist.
Ich sage damit nicht, dass Jesus (sowie auch andere gottesverwirklichte Menschen) einem Menschen deswegen nicht als Vorbild dienen sollten.
Aber die Bekenntnis alleine ist es nicht, die einem die allem innewohnende Göttlichkeit erkennen lässt,
ein Mensch muss hierzu schon gute Gedanken, Worte und Taten kultivieren.
Lesezeichen