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Padma
Es gibt ja genug Menschen, die wechseln ja schon innerhalb der heutigen 2er Modelle die Partner fast genauso schnell wie die Klamotten. Sobald der Reiz des Neuen verfliegt und die rosarote Brille die ersten Katzer bekommt, sucht man sich halt ein "neues, besseres Modell " - Wegwerfgesellschaft eben.
Also eine Wegwerfmentalität in Sachen Partnerschaft wird die ev. Kirche ja nun unmöglich befürworten können, wenn sie es mit den christlichen Werten wirklich ernst meint und das ganz egal, wie das jeweilige Beziehungsmodell denn nun aussehen mag.
Ähnlich verhält es sich wohl auch mit dem ausufernden Leistungsstreben in den allermeisten Lebensbereichen, das die Menschen von Termin zu Termin hetzen lässt und für bewusstes Leben und erleben kaum noch Raum lässt. Ich denke, dass auch Beziehungen und Partnerschaften zunehmend von Leistungsgedanken bestimmt und auf diese Weise mit Erwartungen überfrachtet werden, denen dann am Ende kaum noch ein Mensch gerecht werden kann.
Vielleicht spielt deshalb die Form der Beziehung und die Anzahl und das Geschlecht der miteinander verbundenen Menschen immer dann nur eine untergeordnete Rolle, wenn es gelingt, Wegwerfmentalität und Leistungsstreben, zu Gunsten der in dem Artikel genannten Werte, aufzugeben und bewusst und aufrichtig zueinander "Ja" zu sagen?
Allerdings halte ich das nach wie vor im klassischen 2er-Modell für deutlich einfacher lebbar.

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Padma
Ich kann mir nicht vorstellen, wie so eine Art der Beziehung zu mehreren Partnern gleichzeitig gelebt werden könnte. Da ist immer genug Raum, auftretenden Beziehungsproblemen auszuweichen, sich schmollend zu einem anderen Partner verziehen, bis die Problematik in Vergessenheit gerät. Und sich für den Partner auch im Unangenehmen verantwortlich zu fühlen, braucht man ja auch nicht unbedingt; soll doch einer von den anderen sich drum kümmern - warum soll das immer an mir hängen bleiben?
So wie ich die Menschen kennengelernt habe, also mein persönliches Bild vom Menschen, das selbstverständlich keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Verbindlichkeit stellt, lässt mich ebenfalls sehr stark daran zweifeln, dass polyamouröse Beziehungen tatsächlich zuvorderst von den genannten Werten getragen werden würden. Es ist selbstverständlich nicht ausgeschlossen, aber in aller Regel dürften solche Beziehungen zunächst doch wohl eher dem Reiz des Abenteuers folgen und weniger im Zeichen von Achtsamkeit und Verlässlichkeit errichtet sein. Deshalb wundert es mich auch nicht weiter, dass auf einer prominenten Webseite für Polyamorie, dem Thema Eifersucht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wird: http://polyamorie.de/

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Padma
Aber wie gesagt, wer das gerne möchte....es gibt ja auch heute schon genug "sehr frei" geführte Beziehungen, wo sich beide Partner von vorn herein gegenseitig alle Freiheiten zugestehen und jede Verbindlichkeit ablehnen. Nur eben nicht als rechtsverbindliche Institution. Und wenn jetzt ausgerechnet von kirchlicher Seite aus propagiert wird, daraus die offizielle Form modernen Zusammenlebens zu machen, dann bin ich froh, dass ich die Wahl habe, auch unmodern zu sein.
Na ja, zunächst soll Polyamorie ja erst einmal in den Blick genommen werden, was auch immer das heißen soll. Aber ob die Kirche und der Glauben von solchen Diskussionen wirklich profitieren kann, bezweifel ich ehrlich gesagt.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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