Shalom Isaak

Ganz herzlichen Dank für deine Ausführungen, dein persönliches Erleben hat mich dabei aber besonders bewegt. Nun irgendwie fällt es mir momentan sehr schwer hier im Forum zu schreiben, deshalb nur ein paar kleine Gedankensplitter meinerseits.

Ja ihr müsst eine tiefe Sehnsucht nach Zion haben trotz aller Zwiespältigkeiten, die ja auch dort das Leben mit sich bringt. Nun ich muss das Erleben anderen Menschen ja auch nicht werten, hatte ich ja leider noch nie die Gelegenheit Israel zu besuchen und kam ich ja nur in Kontakt mit Juden die hier bei uns leben. Aber ich denke, du hast diese Gefühle sehr schön ausgedrückt.

Du fragst, was der Sinn des Judentums sei? Was ist der Sinn einer Träne und des sonderbarem Gefühles im Herzen dazu, wenn man Lacht oder weint? Ist es Liebe?
Nun vielleicht könnte ich es so ähnlich ausdrücken, wenn ich meine Sehnsucht nach dem Ewigen beschreiben möchte. Aber mir fehlen da wohl eher die Worte.

Aus dem Erleben mit diesem Soldaten spüre ich eine grosse Zerrissenheit in eurem Volk, aber auch tiefe Verzweiflung heraus, so empfinde ich es schlimm, wenn natürlich auch nicht so unter gravierenden Umständen, das Benutzen von Bibelversen, welche Hass auslösen, zwecks was zu bestätigen aber ohne ein wirkliches Vertrauen in den Höchsten benutzt werden. Ich denke aber Hass kann nie in SEINEM Sinn sein. Und so wie kein Mensch Zion zu verteidigen braucht, müssen wir auch keinen Gott verteidigen.

Entschuldige Helo, wenn ich dir noch nicht von den von dir erfragten Aufträgen des Jüdischen erzählen mag, denn ich will soeben, noch kurz einmal, vor meiner Haustüre fegen gehen.
Schade, würde mich aber trotzdem interessieren, wie du das siehst!

Vielleicht die Freiheit ungebunden sich dem Ewigen anzubinden, ob nun mit zur Hilfenahme oder ohne des Judentums?
Diese Freiheit gelingt mir aber nur, wenn ich mich auch aus dem Alten, worin ich mich befinde Schritt für Schritt herauslöse (bei mir das Christentum) und mich auf diesen neuen Weg begebe. Aber es ist ein Ding der Unmöglichkeit im Alten zu bleiben und Neues zu wagen! Man bleibt gefangen drin. Man zappelt wie eine Fliege im Netz der Spinne, kommt nicht los, quält sich. So können auch Auseinandersetzungen in einem Forum mithelfen, seine Gedanken zu ordnen und loszulassen, was beschwert. Und so ist es durchaus befreiend den alten Baum auszureissen und ein neues Samenkorn in die Erde zu legen und zu spüren es wächst tatsächlich was Neues. Ein neuer Baum, der die Äste nach dem Ewigen ausstreckt, der endlich spürt, wenn ich nur DICH habe, wonach sollte ich da eigentlich noch fragen?

Losgelöst von allen Religionen und allen Glauben sein zu können entspräche einem Menschenkind welches nicht sprechen gelernt hat, weil niemand mit ihm gesprochen hat und dennoch dieses den Ewigen kennen und leiben würde.
Nun losgelöst von Glauben zu sein, das kann ich verstehen, aber weshalb Religion? Ich weiss zwar, dass die Definition von Religion Glaube gleichgesetzt wird, oder auch als Glaubensbekenntnis oder Gottesverehrung oder aber auch innerlicher Frömmigkeit. Aber sind das nicht zumeist von aussen aufgesetzte Formen, Hüllen? Glaube ist doch Beziehung zum Ewigen, Ihn in unser Leben einzubeziehen. Dann frage ich mich noch mehr, ob ich als Mensch so was brauche oder nicht besser aus allem was mir begegnet, das Gute schöpfe und das Schlechte verwerfe, möge mir der Ewige da beistehen.

Ich kann eines einfach nicht verstehen, dass man Europäer immer gleich Christentum setzt. Wenn man Christentum als Kultur voraussetzt, dann finde ich das noch komischer. Haben doch die meisten Kinder hier, keine Ahnung mehr von der Bibel. Im Unterschied zu euch, wird im Christentum den Kindern kaum dieser Schatz an Geschichten weitergegeben.

Nun meine Aussage über das Aufpfropfen kam wahrscheinlich etwas schlecht rüber, mein Mann hat mich schon darauf aufmerksam gemacht. Selbstverständlich kann man keine Pflaumen auf Apfelbäume pfropfen, aber andere Apfelsorten. Und weshalb sollte so was nicht gehen, wenn man doch aus den gleichen Quellen schöpft?

Ja, ich glaube auch daran und setze mich auch dafür ein und zwar dass wir in erster Linie uns als gleichwertige Menschen begegnen und das weder Jude noch Palästinenser, weder Schweizer noch Deutscher, oder wer auch immer, höher oder niederer zueinander und vor dem Ewigen stehen.
Mich freut es sehr, wenn du dich für solche Werte einsetzt, musste ich mit meinem Ausscheiden aus dem „extremeren“ Christentum erst mal so wieder richtig lernen, dass ich Menschen nicht nach ihrem Glauben klassiere. Nun vielleicht werde ich es nie ganz nachvollziehen können, weshalb der Ewige alles nebeneinander wachsen lässt. Aber meine Haltung ist in vielem so, dass ich denke, ER weiss und so wird es schon seine Richtigkeit damit haben.

Ich möchte dir einfach danken für diesen wirklich guten Austausch!

Liebe Grüsse