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Hybrid-Darstellung

  1. #1

    Standard

    Hallo!

    Gerne will ich dir, Provisorium, und auch evtl. anderen versuchen das zu erklären. Eine Studie ist wie du gesagt hast die Grundlage einer Diskussion. Die Frage ist jedoch wie das Wissen aus einer Studie verwendet wird. Oft ist auch die Frage, warum eine Studie die eine oder andere Frage enthält oder wieso Fragen so und nicht anders formuliert sind. Um die Frage nach Gewalt in christlicher Erziehung zu untersuchen stellt sich z.B. die Frage, warum man Gemeinderichtungen unterscheidet und nicht etwa in christlich religiös die Frage nach der körperlichen Züchtigung stellt. Das ist nur ein Beispiel, wie man bereits aus der Fragestellung einen kleinen Teil selektiert, wo doch das Gesamte in Augenschein genommen werden sollte. Hier gefällt mir der Beitrag von bonnie gut, denn hier ist schön zu sehen, dass es nicht um bestimmte Gemeinderichtungen geht sondern um christlich geprägte Erziehung allgemein und dem Einfluss der körperlichen Züchtigung in christlicher Erziehung.
    Aus dieser Sicht heraus beantwortet sich jetzt auch deine zweite Frage. Wenn wir als Gläubige (im Sinne der Bibel) anfangen die Lebensweisen (die sie durchaus aus dem Wort gewonnen haben) anderer christlichen Kirchen zu hinterfragen und dabei nicht beachten, dass zu gleichen Zeitpunkt Mitglieder meiner Kirche das gleiche tun, dann entziehen wir uns unsere christliche Glaubensgrundlage. Am Ende verlieren wir alle (an Glaubwürdigkeit).

    Ich selbst habe mich sowohl beruflich als auch im Ehrenamt mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen müssen. Ich kenne wie bonnie die Einstellungen verschiedener Menschen, die Rechtslage als auch das was die Bibel zu diesem Thema sagt. Der Grundtenor der Bibel ist immer, dass aus Liebe alles geschieht. Von hieraus muss man starten und sich z.B. die Frage stellen wo in Gewalt die Liebe zu finden ist. Ich kenne auch die Begründungen, dass Gott ja auch strafend am Volk Israel gewirkt hat und die die Legitimation zu körperlichen Züchtigung sein soll. Auch hier stelle ich ein Fragezeichen, denn man sollte sich hier klar darüber werden ob Gott und Mensch auf einer Stufe stehen oder ob es Unterschiede gibt. Auch muss man beim Heranziehen von Bibelstellen immer genau hinschauen. Das deutsche Wort allein genügt nicht. Nur ein Beispiel: Luther übersetzt an einer bekannten Stelle im NT mit "züchtigen" und setzt dies auch noch in Beziehung zu einem Handeln in Liebe. Das deutsche Wort ist an dieser Stelle irreführend (vor allem im heutigen Sprachgebrauch). Der Bibeltext spricht an dieser Stelle von liebevollem erzieherischem Handeln der Eltern (insbesondere der Väter). Es geht also um pädagogisches Handeln und nicht um Züchtigung als körperliche Tat.

    Ich hoffe ich konnte deine Fragen beantworten.
    LG
    Herties
    Die schönste Rose die blüht, ist die Liebe!
    Im Gedenken an meinen lieben Sohn Rafi.

  2. #2
    Registriert seit
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    Beiträge
    1.523

    Standard

    Zitat Zitat von Herties Beitrag anzeigen
    Um die Frage nach Gewalt in christlicher Erziehung zu untersuchen stellt sich z.B. die Frage, warum man Gemeinderichtungen unterscheidet und nicht etwa in christlich religiös die Frage nach der körperlichen Züchtigung stellt. Das ist nur ein Beispiel, wie man bereits aus der Fragestellung einen kleinen Teil selektiert, wo doch das Gesamte in Augenschein genommen werden sollte.
    Also wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat man zunächst 45.000 Neuntklässler im Alter zwischen 14 bis 16 Jahren aus 61 deutschen Städten und Landkreisen bzgl. ihrer Erziehungserfahrungen befragt und erst danach in die jeweiligen konfessionellen Lager getrennt Betrachtungen angestellt. Das die Studie dann in ihrer Veröffentlichung ziemlich intentionell gefärbt daher kommt mag ja sein, aber die Ergebnisse sind nun einmal so wie sie sind und offensichtlich machen Kinder aus evangelischen Freikirchen nun einmal leider häufiger Bekanntschaft mit Gewalt, als protestantische oder katholische Kinder. http://www.sueddeutsche.de/kultur/gl...errn-1.1012765

    Die gesamte Studie ist unter folgendem Link zu lesen: http://www.ndr.de/regional/niedersac...kirchen109.pdf

    Ich denke mit diesen Informationen an der Hand kann sich jeder Einzelne schon ein adäquates Gesamtbild verschaffen. Das Thema ist halt "christliche Religiösität und elterlich Gewalt" und deshalb werden andere Aspekte eben ausgeklammert. Die Fragestellung zielt in einer Studie nun einmal auf Beantwortung einer bestimmten Frage ab, da müssen zwangsläufig andere Aspekte eher ausgeblendet bleiben.

    Gleichzeitig kannst Du aber natürlich gerne noch weitere Aspekte ins Feld führen, wenn Du die Studie zu einseitig gefärbt finden solltest. Das würde mich schon interessieren.

    Zitat Zitat von Herties Beitrag anzeigen
    Hier gefällt mir der Beitrag von bonnie gut, denn hier ist schön zu sehen, dass es nicht um bestimmte Gemeinderichtungen geht sondern um christlich geprägte Erziehung allgemein und dem Einfluss der körperlichen Züchtigung in christlicher Erziehung.
    Aber das ergibt sich doch nun einmal durch die Fragestellung der Studie. Und die lautet nun einmal "christliche Religiösität und elterlich Gewalt". Solche Fragen muss man doch stellen dürfen, oder?

    Zitat Zitat von Herties Beitrag anzeigen
    Aus dieser Sicht heraus beantwortet sich jetzt auch deine zweite Frage. Wenn wir als Gläubige (im Sinne der Bibel) anfangen die Lebensweisen (die sie durchaus aus dem Wort gewonnen haben) anderer christlichen Kirchen zu hinterfragen und dabei nicht beachten, dass zu gleichen Zeitpunkt Mitglieder meiner Kirche das gleiche tun, dann entziehen wir uns unsere christliche Glaubensgrundlage. Am Ende verlieren wir alle (an Glaubwürdigkeit).
    Die Schlussfolgerungen, die dann jeder Einzelne aus solch einer Studie zieht, muss er doch letztlich selbst verantworten können. Natürlich kann nicht Sinn der Sache sein jetzt geringschätzend auf eine Familie mit freievangelischen Gemeindehintergrund zu schauen! Jede kehre da vor seiner eigenen Haustür und kümmere sich um den eigenen Balken im Auge, denke ich mal. Die Ergebnisse finde ich aber trotzdem interessant.

    Zitat Zitat von Herties Beitrag anzeigen
    Ich selbst habe mich sowohl beruflich als auch im Ehrenamt mit dem Thema Gewalt auseinandersetzen müssen. Ich kenne wie bonnie die Einstellungen verschiedener Menschen, die Rechtslage als auch das was die Bibel zu diesem Thema sagt. Der Grundtenor der Bibel ist immer, dass aus Liebe alles geschieht. Von hieraus muss man starten und sich z.B. die Frage stellen wo in Gewalt die Liebe zu finden ist. Ich kenne auch die Begründungen, dass Gott ja auch strafend am Volk Israel gewirkt hat und die die Legitimation zu körperlichen Züchtigung sein soll. Auch hier stelle ich ein Fragezeichen, denn man sollte sich hier klar darüber werden ob Gott und Mensch auf einer Stufe stehen oder ob es Unterschiede gibt. Auch muss man beim Heranziehen von Bibelstellen immer genau hinschauen. Das deutsche Wort allein genügt nicht. Nur ein Beispiel: Luther übersetzt an einer bekannten Stelle im NT mit "züchtigen" und setzt dies auch noch in Beziehung zu einem Handeln in Liebe. Das deutsche Wort ist an dieser Stelle irreführend (vor allem im heutigen Sprachgebrauch). Der Bibeltext spricht an dieser Stelle von liebevollem erzieherischem Handeln der Eltern (insbesondere der Väter). Es geht also um pädagogisches Handeln und nicht um Züchtigung als körperliche Tat.
    Da stimme ich mit Dir überein. Ich habe ja auch schon in anderen Posts geschrieben, dass ein Wort für Wort Verständnis der Bibel die Gefahr in sich trägt, die Bibel als eine Art Gebrauchsanweisung zu betrachten und dann geht die Liebe, die allem voran gehen soll, ganz gerne mal verloren. Und eine Wort für Wort Auslegung, ohne den Gesamtblick aus einer Metaebene zu behalten, nehme ich persönlich nun einmal am häufigsten bei Gläubigen aus evangelischen Freikirchen wahr. Das ist meine persönliche Erfahrung und deshalb bin ich auch nicht über die Studie verwundert.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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