Das Problem ist, dass die Bibel insgesamt nicht allzu differenzierte Erziehungstipps gibt und aus dem wenigen Konkreten dann ein Ratgeber geschrieben werden soll. Deshalb hast Du einerseits zwar völlig Recht und diese Ratgeber sind in Gänze Menschen gemacht, andererseits wird dort aber schon der autoritäre Erziehungsstil favorisiert, eben weil ihn die Bibel so häufig konkret lobt.
Im Neuen Testament habe ich auf die Schnelle lediglich zwei Stellen dazu gefunden:
Epheser 6, 4
Ihr Väter, behandelt eure Kinder nicht so, dass sie widerspenstig werden! Erzieht sie mit Wort und Tat so, wie es dem Herrn gemäß ist.
Hebräer 12, 11
Mit strenger Hand erzogen zu werden tut weh und scheint zunächst alles andere als ein Grund zur Freude zu sein. Später jedoch trägt eine solche Erziehung bei denen, die sich erziehen lassen, reiche Früchte: Ihr Leben wird von Frieden und Gerechtigkeit erfüllt sein.
Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch folgende Webseite (http://www.gotquestions.org/Deutsch/Gute-Eltern.html). Dort wird kurz beschrieben wie man nach Meinung des Autors, im biblischen Sinn, zu guten Eltern wird. Auch die Rolle der Frau ist hier meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß interpretiert. Das in christlichen Gemeinschaften also eher ein, ich nenn' es jetzt mal, sehr konservatives Familienverständnis herrscht und daraus resultierend die Kinder auch eher mit einer gewissen Strenge erzogen werden, hat denke ich schon, in nicht geringem Maße, mit der Bibel zu tun. Allerdings möchte ich gleich hinzufügen, dass das natürlich nicht ausschließlich so sein muss und man die Bibel auch ganz anders lesen und interpretieren kann. Lediglich bei einem "Wort für Wort Verständnis" kommt man wohl nicht selten zu solch konservativen Verständnisweisen.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
Hallo Schafi. Ich habe ja ein bisschen auch von Deinem Schicksal im "Spätregen-Thread" erfahren und deshalb kann ich sehr gut verstehen, dass Dich solche Studien schocken müssen. Leider treten in sehr konservativen christlichen Gemeinschaften auch immer wieder die gleichen Probleme auf und es sind dieselben Verhaltensmuster bei den Gläubigen zu finden. Ich persönlich halte deshalb die nun veröffentlichte Studie für sehr wertvoll, selbst wenn sie tatsächlich hier und da etwas zu stark pauschalisieren sollte. Das sind einfach Themen vor denen man die Augen nicht verschließen darf und über die gesprochen werden muss.
Ich wünsche Dir alles Gute!
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
Ganz genau. In den beiden Stellen oben steht zum Beispiel kein Wort davon, dass Stöcke, Ruten oder andere Schlagwaffen eingesetzt werden sollen. "Erzieht sie mit ... Tat" würde ich sogar ganz modern interpretieren als "Seid euren Kindern Vorbilder".
"Mit strenger Hand erzogen zu werden tut weh" ... nun ja, ich kann mir nicht vorstellen, dass Paulus hier eine zwar konsequente, aber auch konsequent gewaltfreie Erziehung im Sinn hatte. Wie ich diesen altmodischen Knochen kenne, wird er schon "schlagen" gemeint haben. Andererseits, schlagende Erziehung war bis vor 50 Jahren noch verbreitet, und was kann man da von einem 2000 Jahre alten Apostel erwarten? Hatte der eigentlich eigene Kinder? Wusste er, wovon er da redete? Jedenfalls, vom heutigen Standpunkt aus halte ich auch folgende Lesart für vertretbar: "Erzieht eure Kinder konsequent und gebt nicht jeder Laune nach. Das bringt zwar Konflikte, zahlt sich aber aus, wenn sie erwachsen sind."
Nur mal nebenbei zur Info, der Hebräerbrief ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von Paulus geschrieben worden. So ganz genau weiß man nicht wer ihn geschrieben hat, aber Paulus war es wohl eher nicht.
Aber zurück zum Thema: Körperlich züchtigende Erziehungsmaßnahmen sind tatsächlich ja erst seit relativ kurzer Zeit nicht mehr allgemein üblich und auch ich (Jahrgang 1975) bin noch relativ streng und nicht gewaltfrei erzogen worden. Und da meine Eltern keine frommen Menschen waren/sind liegt es natürlich nicht allein an der Bibel, wenn man autoritär erzogen wird. Im Gegenteil, kann die Bibel in Deiner Lesart natürlich auch zu besonders besonnener und bewusster Erziehung motivieren.
Aber da die Studie ja Nahe legt, dass vor allem in evangelikalen Kreisen und nicht so sehr in z.B. katholischen oder evangelischen Elternhäusern mit unangemessener Strenge erzogen wird, schließe ich persönlich eben daraus, dass dieses Wort für Wort Verständnis der bereits genannten Bibelstellen dafür mitverantwortlich ist. Und meiner Erfahrung nach ist die Tendenz die Bibel wörtlich zu nehmen, eben in evangelikalen Gemeinschaften weitaus häufiger der Regelfall, als in z.B. katholischen oder evangelischen Landeskirchen.
Iamfreak hat aber sich Recht, dass die Dunkelziffer sehr hoch sein wird und das wahrscheinlich ganz allgemein und nicht allein nur in religiösen Familien.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
Was mich persönlich betrifft, habe ich in Freikirchen-und gerade dort-viel Negatives erlebt. Ich habe auch mitbekommen, dass Eltern sich Wort für Wort an die Ratschläge der Züchtigung der Kinder hielten und bei Frauen vor Allem um die Unterordnung unter den Mann! Das kann alles ganz schlimme Auswüchse annehmen.
Galater 3, 27-28
Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, gehört nun zu Christus. Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich - ihr seid eins in Jesus Christus.
Es gibt fünf Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und das Leben der Christen. Viele Leute lesen nie die ersten vier.
Ravi Zacharias
Hm. Dann habe ich wohl einfach ein besonderes Geschenk ebenso besonderer Freikirchen erlebt.
Jamy
Hallo!
Interessante Meinungen, die hier zutage kommen. Ein paar Anmerkungen dazu:
1. Studien sind nie objektive. Anhand der gestellten Fragen oder der Auswahl der einzelnen Antworten kann es zu verschiedenen Ergebnissen kommen. Mir fehlt in der anfangs genannten Studie z.B. die Info in welcher Richtung sich das Gewaltpotenzial während der vergangenen Jahre entwickelt hat.
2. Die Studie stellt offentsichtlich auch nicht die Gewaltbereitschaft in religiös ausgerichteten und nicht religiösausgerichteter Familien gegenüber. Oder wie sieht es mit der Gegenüberstellung verschiedener pädagogischer Richtugen und deren Auswirkung auf Gewalt aus. Spricht die Studie darüber?
3. Wer sich in der Kirchengeschichte etwas auskennt, der hat bestimmt eine Ahnung davon, dass die Sache mit der Gewalt seinerzeit dem Pietismus auch vorgeworfen wurde - und nur wenige wissen z.B. die eigentlichen Richtlinien der pietistisch geprägten Pädagogik (Stichwort Francke und Halle).
Mit sieht die Erwähnung einer solchen Studie in einem Thread etwas wie eine Hetzjagd aus, die möglicherweise aus Enttäuschung, schmerzhaften Erfahrungen, Argwohn, Neid, ...... herrührt. Am Ende steht meines Erachtens nach das Ergebnis, dass die, die sich gläubig nennen ihre eigene Glaubensgrundlage in Frage stellen.
Die schönste Rose die blüht, ist die Liebe!
Im Gedenken an meinen lieben Sohn Rafi.
eigentlich wollte ich mich zu diesem oder ähnlichen Themen nicht zu Wort melden, dennMit sieht die Erwähnung einer solchen Studie in einem Thread etwas wie eine Hetzjagd aus, die möglicherweise aus Enttäuschung, schmerzhaften Erfahrungen, Argwohn, Neid, ...... herrührt. Am Ende steht meines Erachtens nach das Ergebnis, dass die, die sich gläubig nennen ihre eigene Glaubensgrundlage in Frage stellen.
ich weiß nicht, wie objektiv Studien sind oder wieviele "Dunkelziffern" es traurigerweise gerade beim Thema Gewalt in der Kindererziehung gibt.
Beruflich habe ich täglich damit zu tun, was meine Meinung dazu sehr subjektiv und doch glasklar macht...
Ich aber kenne diese "Bibelstellen", die Provisorium irgendwann in dieses Thema schrieb, sehr gut.
Ich weiß, dass Eltern sogenannte "Glaubenserziehungsseminare" besuchen, in denen es sehr wohl auch um "Züchtigung" geht und zwar körperlich, dann aber wird das Aufnahmegerät abgeschalten, damit das Gesagte nur unter den im Raum Anwesenden bleibt und nicht bewiesen werden kann...
Ich weiß, dass Stöcke, Gürtel o ä "warnend in den gläubigen Familien hängen und auch eingesetzt werden. Man spricht nicht darüber, weil "man muss Gott mehr gehorchen als menschlichen Gesetzen" (die ganz klar Gewalt gegen Kinder verbietet)
Doch ich selbst glaube aus dem, was ich weiß und erlebt habe, dass in diesen bibeltreuen Familien sehr viel mehr Gewalt steckt, als es nach Außen scheint- das Bittere daran ist, dass es da "gezielte Züchtigung" ist, keine "Ausrutscher".
Kinder bekommen erklärt, warum sie gleich Schläge mit dem Stock (denn es gilt die "Regel" -"Schlage nie mit der Hand, sonst bekommt das Kind Angst vor deiner liebevollen Hand") bekommen, und fühlen sich schuldig, bis der Schmerz der Schläge ihr Gewissen " befreit...
Das kann nicht wahr sein?- all das, unabhängig, ob irgendwelche Studien stimmen oder nicht- ist mehrfach wahr.
Auch schreibe ich dies nicht aus einer eigenen Verletzung oder Wut oder ähnliches heraus, denn ich bin der Mensch, der ich bin, geworden zu dem, was der Ewige aus mir formte.
Dafür nun bin ich dankbar.
bo
Sorry Herties, aber das verstehe ich nicht. Wieso kommt denn die Erwähnung einer Studie, etwas einer Hetzjagd gleich? Eine Studie ist ja nun einmal zunächst nichts anderes als eine Studie und damit Diskussionsgrundlage. Aber eine Hetzjagd kann ich da so gar nicht drin erkennen. Und warum sollten die hier geposteten Kommentare die eigene Glaubensgrundlage in Frage stellen? Weil man sich kritisch mit einzelnen Aussagen der Bibel auseinandersetzt? Weil man seine Kinder lieber ohne Rute erziehen mag? Das kann ich leider auch nicht verstehen. Vielleicht magst das ja nochmal genauer erklären? Da wäre ich sehr dankbar für!
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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