Zitat Zitat von Snoopy Beitrag anzeigen
Nur, warum ums Himmels willen muss der andere so ticken wie ich selber?
Selbstverständlich muss der Andere nicht so ticken wie ich. Glaubst Du das aus meinen Beiträgen herauslesen zu können? Dann verstehst Du mich leider nicht richtig, was aber nicht zwangsweise an Dir liegen muss. Aber bitte sag' mir doch mal, wo Du das zu erkennen glaubst.

Zitat Zitat von Snoopy Beitrag anzeigen
Die „Einsicht“ bleibt nun mal eine Ideologie und nicht das Absolute.
Also, was ist nun Vernunft? Was die Einsicht? Was ist Erkenntnis? Was ist das „Ganze“? Das alles ist so subjektiv, dass es bitte nicht zu zementieren ist.
Es gibt uns Menschen vorgegebene Erkenntnisstrukturen, also die Art wie wir Denken müssen und woraus z.B. folgt, das 1+1=2 ist. Das ist aber keine Ideologie, sondern eben einfach nur die uns vorgegebene Art Dinge zu begreifen und zu verstehen. Vernunft ist nun quasi der Raum, innerhalb dessen sich dieses Denken vollzieht (vollziehen sollte). Das wir dabei letztlich an der Subjektivität hängen bleiben ist ja gerade für mich kein Mangel, sondern eben eine der zentralen Gründe, warum ich der negativen Theologie anhänge und Gott in keinem Bild gefasst sehen wünschte. Aber trotzdem gibt es doch im Rahmen der uns vorgegebenen Erkenntnisstrukturen so etwas wie Wahrheit. Begriffe, Dinge, Worte sind genau definiert, sonst könnten wir uns ja gar nicht verstehen. Subjektivität ist deshalb doch kein Mangel, sondern einfach nur das Bild in das ich versetzt bin. Und aus dieser Position heraus kann ich aber doch trotzdem über die Welt nachdenken.

Wenn Du nun also nach dem Absoluten fragst, kann ich dazu natürlich letztlich keine objektive Stellung einnehmen, aber ich kann mich doch trotzdem aus meiner gegebenen subjektiven Sicht heraus zum Absoluten gedanklich "aufschwingen". Genau das macht dann der Philosoph und dafür ist die Philosophie nützlich und schafft (subjektive) Erkenntnis. Ist sie deshalb wertlos? Ich finde nicht.

Auch auf die Gefahr hin jetzt für völlig durchgedreht erklärt zu werden, will ich trotzdem einmal über das Absolute und das was wir davon erkennen können, ja sogar vermöge unseres Erkenntnisapparates müssen, nachdenken und philosophieren.

Was also ist das Absolute?

Einheit ist die grundlegendste Bedingung für das Sein und die Denkbarkeit von allem. Diese Einsicht lässt sich vernünftigerweise nicht bestreiten, denn was auch immer wir als seiend denken, denken wir eben damit schon als eine Einheit. Wir können nämlich überhaupt nur solches denken, was in irgendeiner Weise Einheit ist, was in keiner Weise Einheit ist, ist für das Denken nichts. Was nicht Eines ist, ist nichts. Also ist alles, was ist, für unser Denken notwendig auch Eines, und zwar in der Weise, dass es eben darum ist, weil es Eines ist. Dass etwas ist, gründet darin, dass es Eines ist: Einheit ist also der Grund des Seins, der Existenz für alles Seiende, aus der Perspektive unseres vernunftbasierten Denkens heraus. Aber nicht nur das.

Auch was etwas ist, verdankt es seinem Charakter als Einheit. Denn wäre es nicht Eines, so wäre es nicht mehr das, was es jeweils ist. Es besitzt seine Bestimmtheit immer als einheitliche Bestimmtheit. Ohne Einheitscharakter wäre es unbestimmt; und das ganz und gar Unbestimmte ist weder etwas, noch ist es überhaupt, noch kann es gedacht werden. Einheit ist darum der Grund des Seins nicht nur im Sinne der Existenz, sondern zugleich auch im Sinne des Wasseins, des Wesens oder der Bestimmtheit für jedes bestimmte Seiende. Und das gilt für alle denkbaren Bestimmungen schlechthin. Denn Bestimmtheit ist überhaupt nur als Einheit denkbar. Darum ist Einheit drittens auch der Grund der Denkbarkeit aller Bestimmungen und des kraft seiner Bestimmtheit denkbaren Seienden.

Weil Einheit der Grund alles überhaupt Denkbaren ist, darum ist auch das scheinbare Gegenteil des Einen, das Viele, sofern es gedacht werden kann, selber noch durch das Eine bedingt: Denn wenn es nicht zur Einheit geworden ist, auch wenn es aus Vielem besteht, kann man auf keine Weise von ihm sagen, dass es ist. Wir denken das Viele immer schon und notwendig als Einheit, nämlich als eine geeinte Vielheit, und das bedeutet, als einheitliches Ganzes, das aus vielen elementaren Einheiten aufgebaut ist, so das der Gedanke des Vielen in doppelter Weise Einheit voraussetzt, nämlich sowohl die Einheit des Ganzen einer Vielheit als auch die Einheit jedes einzelnen ihrer Bestandteile.

Dem Einen kann somit nichts entgegengesetzt werden, weil auch die Vielheit selber nur als Einheit denkbar ist, das Eine also immer schon voraussetzt. Als Grund der Denkbarkeit und Bestimmtheit von allem, auch der Vielheit, ist das Eine also gegensatzlos oder übergegensätzlich. Als das aus jedem Gegensatz Herausgenommene ist es schließlich das Absolute...

Sorry, aber in diesen Erkenntnisrahmen hat uns Gott nun einmal gesetzt. So muss man in der weltlichen Struktur doch denken, wenn man vernünftig denken will. Täte man es nicht, würde man es relativieren und dann wäre am Ende 1+1 auch nicht mehr 2. Hat Gott uns Gewalt angetan, als er uns die Vernunft gab, als er uns in diese dualistische Welt und in diese Gedankenperspektive versetzte? Es stimmt ja auch, die Gedanken sind frei, aber sie folgen doch trotzdem einer vorgegebenen Ordnung. Wenn dies nicht mehr gewährleistet wäre und man es als Angriff auf die Individualität und Vielfalt verstände, dann wäre nur noch Chaos und Nihilismus.

LG
Provisorium