Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
Ja, diese Behauptungen kenne ich auch. Ich halte aber zumindest diese Formulierung (Ursprung ...) für Quatsch. Weihnachten ist für Christen die lange verheißene Ankunft des Messias auf der Erde, und Ostern ist die Feier seiner Auferstehung. Beides sind ausgesprochen gute Anlässe zum Feiern. Auf welches Kalenderdatum das gelegt wurde, ist letztlich unwichtig. Mit Wintersonnenwende bzw. Frühlingserwachen steht es auch nur auf der Nordhalbkugel im Zusammenhang - frag danach doch mal einen Australier oder einen Feuerländer.
Ich verstehe schon was Du meinst. Letztlich ist es ja schließlich auch beim Feiern die Herzenshaltung in der man das Fest begeht das Entscheidende.


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Und ich denke, das ist häufig nur ein Vorwand. Für wahrscheinlicher halte ich, dass der wahre Grund ist: Keine Lust auf Familienfeier oder Ablehnung von allem, was mit Kirche zu tun hat.
Oder man ist 100 % bibeltreu und lehnt alles als unbiblisch ab, was nicht wörtlich da drin steht. Das wäre dann richtig, wenn die Bibel eine Sammlung von Vorschriften wäre, die genauestens zu befolgen sind, und alles andere hat zu unterbleiben. Das ist aber meiner Meinung nach nicht der Fall.
So sehe ich das auch. Es gibt da ein grundlegendes Misstrauen gegen alles was sich christlich nennt, aber nicht zu 100% biblischen Ursprungs ist. Darin drückt sich immer auch Kirchenkritik aus. Allerdings müsste man dann auch einmal so konsequent sein und fragen, ob denn der biblische Kanon denn überhaupt so 100% in Ordnung ist. Der wurde ja schließlich auch erst im Laufe der Zeit festgelegt...

Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
Es steht jedem frei, Weihnachten und Ostern so zu feiern, wie es dem eigentlichen Inhalt entspricht. Niemand muss bei diesem Kommerz mitmachen. Die christlichen Feste zu canceln und stattdessen andere Anlässe zu feiern ist meiner Meinung nach die falsche Konsequenz. Es sei denn, derjenige ist eh gerade dabei, zum Judentum zu konvertieren.
Ich glaube, wenn ich Jude wäre, würde ich die Christen fragen, was ihnen eigentlich einfällt, aus einer Unzufriedenheit mit ihrer eigenen Tradition heraus einfach mal irgendein jüdisches Fest zu kapern. Ich würde wissen wollen, ob sie überhaupt verstanden haben, was Laubhüttenfest bedeutet.
Das ist es ja, was ich Eingangs mit "Trend" meinte. Es ist wohl mancherorts, und das sind häufig freikirchliche (ursprünglich evangelische) Gruppierungen, eine Bewegung hin zur jüdischen Wurzel zu beobachten und das drückt sich eben auch in der "Feiermentalität" aus. Ich finde das zumindest interessant und frage mich eben woran das liegen könnte.

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Ganz allgemein gesprochen wünsche ich mir, dass die Christen damit aufhören, ihre eigene Glaubensrichtung als die einzig wahre anzusehen, und zwar sowohl die verschiedenen christlichen Bekenntnisse untereinander als auch gegenüber Nichtchristen. Ich wäre schon zufrieden, wenn man sich freundlich und wohlwollend begegnet und dem anderen zugesteht, dass auch er sich auf einem Weg befindet, der zu Gott führen kann.
Solange das "niemand kommt zum Vater als nur durch mich" nicht als Erkenntnisweg verstanden und negativ theologisch interpretiert wird, sondern weiterhin absolutgesetzt, eben dieses spezielle Bekenntnis zu Christus für unbedingt notwendig erachtet wird, in dessen Folge dann auf fast schon magische Art und Weise, von außen kommend ein neuer Mensch in den Gläubigen hineingeboren wird, ist das meiner festen Überzeugung nach unmöglich.
Man muss sich dann weiterhin als auserwählt betrachten und andere Wege eben ablehnen. Das heißt aber nicht, dass man gegenüber anderen Wegen nicht tolerant sein könnte, das kann man schon. Aber diese Wege führen dann in letzter Konsequenz eben direkt in die Hölle. Toleranz wäre hier also sogar ein Stückweit grausam, wenn es tatsächlich nur diesen einen Weg geben sollte, dann muss, muss, muss auch unbedingt dieser Weg gegangen werden. Das ist in jeder positiven Theologie letztlich so, weil Gott und das was Gott will nur sehr eingeschränkt diskutiert werden darf.

LG
Provisorium