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  1. #1
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    Standard Wohin entwickelt sich das Christentum?

    Liebe Gnadenkinder,

    ich denke wir sind uns hier ja weitestgehend einig, dass es DAS Christentum nicht wirklich gibt, also keinen wirklich breiten Konsens bzgl. der Lehrinhalte, dem Verständnis der Schrift, der Gewichtung einzelner Glaubensgrundsätze und ähnlichem.

    Nun hatte ich andernorts den Eindruck gewonnen, dass sich viele Christen zwar ganz selbstverständlich der jüdischen Wurzel, aus der sie ja quasi entspringen, bewusst sind, aber dass das Christentum auch ganz wesentlich vom Platonismus, Aristotelismus und nicht zuletzt Neuplatonismus geprägt ist, wird ganz gerne nur nebensächlich betrachtet.

    Außerdem habe ich gehört, dass es angeblich so etwas wie einen „Trend“ geben soll, dass wieder verstärkt die jüdische Wurzel des Christentums betont wird. Man macht dies wohl daran fest, dass in Foren auch Christen immer häufiger Jeschuah anstatt Jesus, oder G’tt, anstatt Gott schreiben und verstärkt der Tatsache Rechnung getragen wird, dass Jesus eben Jude war.

    Das geht wohl teilweise soweit, dass die „klassisch christlichen Feiertage“ abgelehnt werden, weil sie heidnischen Ursprungs sind und stattdessen z.B. das Laubhüttenfest gefeiert wird. Oder das man sein Geschirr nach für Milch und Fleischspeisen getrennt nutzt usw.

    Nun meine Fragen: Beobachtet ihr das auch? Würdet ihr eine solche Entwicklung begrüßen, oder würdet ihr im Gegenteil vielleicht sogar eher gerne den „griechischen Geist“ des Christentums stärker in den Vordergrund rücken sehen? Oder ist das am Ende vielleicht auch völlig egal und das Christentum soll gefälligst so bleiben wie es ist? Muss es sich denn überhaupt verändern und wenn ja, wohin? Habt ihr diesbezüglich vielleicht Erwartungen vom nächsten Papst?

    Also meine Stellung dazu ist ja schnell erklärt und ihr kennt das Provisorium ja mittlerweile auch. Ich wünschte der neue Papst würde Eckhart rehabilitieren und es käme zu einer Renaissance seiner christlichen Philosophie und in Folge zu einer religionsübergreifenden Einheit aller Gläubigen auf unserem schönen Erdenrund...

    Na ja, wünschen darf man sich das ja;-)

    Und ihr? Wie würde euer „ideales Christentum“ aussehen? Lasst uns doch mal träumen...

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2
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    Hallo Provisorium

    Danke für deinen Beitrag…

    Ja, das beobachte ich auch nun inzwischen einige Jahre. „Jeshuah“ oder gar „Jehoschuah“ (oder vielleicht einfacher Josias?) statt „Jesus“, und schon meint man, dass man dem Juden Jesus und seiner Lehre näher sei.

    Vielleicht wäre es ja auch gut, wenn sich Christen da den „vermeintlichen“ Wurzeln bewusst würden und besonders der Entstehung des Christentums oder der chr. Religion in katholisch oder Evangelisch und vielen Gruppierungen.
    Aber was bedeutet schon "Wurzeln", wenn etwas fremdes herauswächst?
    Vielleicht würden sie dadurch eher einen Konsens finden, und nicht mehr ihre Genialität ihrer Religionsrichtung als das absolut proklamieren.

    Ich kenne die Philosophie von Eckhart zu wenig, auf dass ich darüber etwas sagen könnte. Die Frage ist nur, ob „Glauben“ durch Philosophie gleich welchen Ursprung nicht auch wieder zur abstrakten „Religion“ führen wird.


    Ist denn EINE (1) Einheit wirklich erwünscht? Leider erlebe ich das nicht so. Von dogmatisch katholischer Seite sehe ich eher eine Einverleibung in ihr System in die allein selig machende Kirche. Evangelikale sind wiederum in der anderen Ecke. Ich denke, da fliesst noch mancher Liter Wasser den Fluss hinunter, bis der Mensch zur besseren Einsicht kommt. Ökkumen ewird sehr verschieden verstanden.


    Selber wünsche ich mir nicht in dem Sinn ein „Christentum“. Diese „…tümer“ sind und waren immer problematisch.

    Ich frage mich: Wer sagte oder bestimmte, dass wir aus den „Nationen“ jüdisch sein sollen und ihre „Kultur“ übernehmen müssen? Weshalb müssen wir oder die an Jesus gläubige aus den Nationen das „wahre Israel“ sein? Sind nicht schon da in den Ursprüngen gefährliche Gedanken gelegt, ein sich "besser" fühlen, welche sehr wohl neu zu verstehen und zu interpretieren wäre?


    So einfach ist das Problem nicht zu lösen….

  3. #3
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    Hallo Snoopy und danke für Deine Antwort,

    Zitat Zitat von Snoopy Beitrag anzeigen
    Vielleicht würden sie dadurch eher einen Konsens finden, und nicht mehr ihre Genialität ihrer Religionsrichtung als das absolut proklamieren.
    Wenn dem so wäre, wäre meiner Meinung nach schon mehr geschehen, als ich zu träumen wagte. Das wäre ein Riesenschritt vorwärts! Übrigens und nebenbei, auch aus der Sicht Eckharts;-)

    Zitat Zitat von Snoopy Beitrag anzeigen
    Ich kenne die Philosophie von Eckhart zu wenig, auf dass ich darüber etwas sagen könnte. Die Frage ist nur, ob „Glauben“ durch Philosophie gleich welchen Ursprung nicht auch wieder zur abstrakten „Religion“ führen wird.
    Meiner Meinung nach würde sie dadurch nicht abstrakter, sondern vielleicht sogar deutlicher, weil sie dann nicht mehr so konträr zu den Erkenntnissen moderner Naturwissenschaft stünde. Aber ich will hier auch gar keinen Exkurs über Eckhart halten. Ich hatte ihn nur genannt, um meinen Standpunkt klar zu machen. Vielmehr interessieren mich eure Träume...

    Zitat Zitat von Snoopy Beitrag anzeigen
    Ist denn EINE (1) Einheit wirklich erwünscht? Leider erlebe ich das nicht so. Von dogmatisch katholischer Seite sehe ich eher eine Einverleibung in ihr System in die allein selig machende Kirche. Evangelikale sind wiederum in der anderen Ecke. Ich denke, da fliesst noch mancher Liter Wasser den Fluss hinunter, bis der Mensch zur besseren Einsicht kommt.
    Ganz genau! Und gerade deshalb ist es vielleicht auch so dringend notwendig, dass man sich einmal über dieses Thema unterhält. Und da es jetzt ja auch bald einen neuen Papst gibt, ist vielleicht auch jetzt der richtige Zeitpunkt. Denn mir ist die Einheit ein wunderschöner Traum, den ich so gerne verwirklicht sähe...

    Zitat Zitat von Snoopy Beitrag anzeigen
    Ich frage mich: Wer sagte oder bestimmte, dass wir aus den „Nationen“ jüdisch sein sollen und ihre „Kultur“ übernehmen müssen? Weshalb müssen wir oder die an Jesus gläubige aus den Nationen das „wahre Israel“ sein? Sind nicht schon da in den Ursprüngen gefährliche Gedanken gelegt, ein sich "besser" fühlen, welche sehr wohl neu zu verstehen und zu interpretieren wäre?
    Auf jeden Fall. Ich habe das Gefühl, dass sich das Christentum zurzeit immer mehr in einer Krise befindet, zumindest in Europa. Manche treibt dann offensichtlich die Sehnsucht 'gen Judentum und ja, vielleicht betrachten sich solche tatsächlich, zumindest als einen Teil, des "wahren Israel"? Ich beobachte interessiert diese Entwicklung, aber ich kann sie eben nicht recht einschätzen. Gefährlich kann es in solchen Fragen allerdings immer werden. Nicht zuletzt, weil auch der Islam ein Stückweit im Wandel ist, vermute ich zumindest...

    Bin gespannt, was andere noch dazu sagen werden und hoffe inständig auf einen konstruktiven Dialog, ohne Streit und böse Worte.

    LG
    Provisorium
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  4. #4
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    Hallo Provisorium

    Danke für deine Bemerkungen. Sicher kann ich da in den Gedanken von Eckhart mich in einigem finden und in anderem weniger. Das ist so bei allen „Philosophen“. Aber wie gesagt, das wäre ein anders Thema.
    Das Problem ist nur, dass die Menschheit vorwiegend wohl kaum auf Eckhard hören, sondern auf den Papst….. was ja im Moment ganz aktuell eist.


    Ich denke, diese „Messianer“, also diese Christen, welche da jüdisch sein wollen, nicht einen Schritt zurück zur Lehre jenes Juden „Jeshuahs“ machen, sondern einfach die christliche Theologie um spezifisch ausgewähltes und nach eigenen interpretierten Gedanken jüdisches Gut sozusagen erweitern, aber schlussendlich kaum wirkliche Konsequenzen in Glaubenslehre ziehen.

    Sicher lässt sich nun durch das Feiern von Passah, Sukot und anderen Festen der spirituelle Horizont erweitern. Die Frage ist natürlich immer, welchen Hintergrund man solchen Festen gibt.


    Wie soll deiner Meinung nach eine christliche Einheit aussehen, und welche Konstquenzen würde das für die einzelnen Denominationen haben? Würde zB eine rkK Abstriche hinnehmen?

  5. #5
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    Zitat Zitat von Snoopy Beitrag anzeigen
    Ich denke, diese „Messianer“, also diese Christen, welche da jüdisch sein wollen, nicht einen Schritt zurück zur Lehre jenes Juden „Jeshuahs“ machen, sondern einfach die christliche Theologie um spezifisch ausgewähltes und nach eigenen interpretierten Gedanken jüdisches Gut sozusagen erweitern, aber schlussendlich kaum wirkliche Konsequenzen in Glaubenslehre ziehen.
    Das ist sehr interessant! Wie müsste die Konsequenz aussehen, wenn man dem Juden Jesus folgen wollte? Müsste man dann nicht Jude sein/werden? Vielleicht gibt es deshalb auch eine Entwicklung hin zum Jüdischen?

    Zitat Zitat von Snoopy Beitrag anzeigen
    Sicher lässt sich nun durch das Feiern von Passah, Sukot und anderen Festen der spirituelle Horizont erweitern. Die Frage ist natürlich immer, welchen Hintergrund man solchen Festen gibt.
    Ich hatte diesbezüglich nur gehört, dass eben immer mehr Christen den heidnischen Ursprüngen der christlichen Feste kritisch gegenüber stehen und da Jesus die jüdischen Feste gefeiert hat, möchten sie nun mitfeiern. Es gibt wohl auch immer mehr Christen, deren großer Traum es ist, Israel zu besuchen, gerade an den Festtagen. Das kann aber auch im Zusammenhang mit der Ablehnung der christlichen Entwicklung, im Rahmen der "katholischen Lehre" oder allgemein des "Katholizismus" stehen, dem man wohl zunehmend misstraut, also auch dem "griechischen Geist".

    Zitat Zitat von Snoopy Beitrag anzeigen
    Wie soll deiner Meinung nach eine christliche Einheit aussehen, und welche Konstquenzen würde das für die einzelnen Denominationen haben? Würde zB eine rkK Abstriche hinnehmen?
    Die RKK nimmt sicher keine Abstriche hin, aber sie weiß, dass sie zunehmend "bedroht" ist. In vielen Ländern sind wohl charismatische Evangelikale im Vormarsch und das bereitet ihr Sorge!

    Um die Einheit, die mir vorschwebt vorzustellen, müsste ich mal ein eigenes Thema eröffnen. Hier nur soviel: Man müsste zur negativen Theologie kommen und weg von den Absolutheitsansprüchen der positiven Theologie. Gott müsste aus unseren individuellen Vorstellungen befreit werden und seine absolute Transzendenz und Unfassbarkeit anerkannt werden. Aber wie gesagt, das ist ein Thema für sich. Aber der Traum hat Berechtigung, er ist kein Wolkenkuckucksheim...;-)

    LG
    Provisorium
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  6. #6
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    Die Konsequenz, jenem Juden Jesus nachfolgen?

    Meiner Ansicht nach schon schwierig. Praktisch lässt es sich kaum bewerkstelligen, da lässt sich niemandem hinter her laufen, als seinem subjektiven Bild, welches man sich von Jesus macht, was man selber meint (oder gesagt wird), wie ihm nachzufolgen sei.
    Sicher lassen sich einige gute Lebensweisheiten übernehmen, und diese muss man dann in die eigene Situation uminterpretieren. Aber dann wird die Botschaft nicht mehr so "absolut" (Ich bin der Weg...).

    Nur, muss man sich fragen, ist Jesus der Gründer der chr. Religion? Nein, da muss man sich nicht wirklich fragen, er war kein Religionsstifter.
    Aber kommt man zu diesem Schluss, dann muss man ernüchternd erkennen und bekennen, WER der Gründer ist, und wessen Lehre man/frau nachfolgt. Das sind dann zwei unterschiedliche Paar Schuhe.

    Solches Erkennen könnte sehr heilsam sein. Wie gesagt, könnte….

    Mit Juden zusammen jüdische Feste feiern, kann sicher eine gute Erfahrung sein. Aber da kann ich nicht mitreden.


    Was aber meinte Jesus, wenn er sagte, dass „ihm“ nachzufolgen sei? Es lässt sich nun Philosophisch herleiten, also dass man dem Geiste nach Jesus in seinem Wesen nachfolgt, was wiederum sehr individuell und sehr interpretationswürdig ist (somit fast alles offen lässt), oder aber seine Aussage ganz in das damalige jüdische Verstehen, dass der „Nachfolger“ sozusagen eine „Kopie“ des Meisters wird. Der Schüler folgt seinem Meister, auf dass er ihm in allem gleich werde.

    Da wir ja auch vom Papst sprechen, der Stellvertreter Christi sein möchte, muss man sich auch wieder fragen, was ist denn ein „Stellvertreter“ und wie würde sich wirklich ein Stellvertreter von jenem Jude Jesus sich in heutiger Zeit darstellen? Da muss man zuerst einfach mal leer schlucken. Hat der Papst in diser Hinsicht seine Berechtigung?

    Wie aber kann eine Einigung zustande kommen, wenn die rkK keine Abstiche hinnimmt?

    So können wir nur von einem „liberalen“ (ist nun nicht das richtige Wort) Christum träumen, welches sich nicht extravagant von „seinesgleichen“ sich abheben will.

  7. #7

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Außerdem habe ich gehört, dass es angeblich so etwas wie einen „Trend“ geben soll, dass wieder verstärkt die jüdische Wurzel des Christentums betont wird. Man macht dies wohl daran fest, dass in Foren auch Christen immer häufiger Jeschuah anstatt Jesus, oder G’tt, anstatt Gott schreiben und verstärkt der Tatsache Rechnung getragen wird, dass Jesus eben Jude war.

    Das geht wohl teilweise soweit, dass die „klassisch christlichen Feiertage“ abgelehnt werden, weil sie heidnischen Ursprungs sind und stattdessen z.B. das Laubhüttenfest gefeiert wird. Oder das man sein Geschirr nach für Milch und Fleischspeisen getrennt nutzt usw.

    Nun meine Fragen: Beobachtet ihr das auch?
    Ehrlich gesagt, nein. Die Christen, die in einschlägigen Internetforen aktiv sind (damit meine ich: regelmäßig schreiben), sind so verschwindend wenige, dass man daran keine Trends erkennen kann.

    Und welche "klassischen christlichen Feste" sind heidnischen Ursprungs? Der Ursprung von Weihnachten ist die Geburt des Messias, der Ursprung von Karfreitag und Ostern sind sein Sterben und seine Auferstehung. Daran kann ich nichts Heidnisches erkennen. Dass sich eine Menge anderer Bräuche in die Feierlichkeiten hineingemischt haben (Weihnachtsbäume, Osterhasen) bestreite ich nicht, aber die haben mit dem Inhalt des christlichen Festes nichts zu tun, und vor allem geben sie ihm keinen heidnischen Ursprung.
    Würdet ihr eine solche Entwicklung begrüßen ...
    Ich begrüße es nicht, wenn Christen ihre eigenen Festtage ablehnen mit der Begründung, sie seien "heidnisch". Wer das findet, der sollte sich vielleicht mal mit den Grundlagen seiner Religion befassen und damit, warum sie diese Festtage hat. Und er sollte sich fragen, was genau ihm daran heidnisch erscheint und was es damit auf sich hat.
    ... und in Folge zu einer religionsübergreifenden Einheit aller Gläubigen ...
    Das kann ich mir nur schwer vorstellen.

    Gruß,
    Sunigol

  8. #8
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    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Und welche "klassischen christlichen Feste" sind heidnischen Ursprungs?
    Der Ursprung von Weihnachten soll wohl das heidnische Lichterfest gewesen sein und der Ursprung von Ostern geht wohl auf eine Feier zum Frühlingserwachen zurück, der sogenannten Tag-Nacht-Gleiche.
    Allerdings ist das in der Wissenschaft nicht völlig geklärt und umstritten. Aber aufgrund zumindest dieser Nähe zu ursprünglich heidnischen Festen, gibt es wohl zunehmend Christen, die diese Feste ablehnen, oder ihnen zumindest kritisch gegenüber stehen.


    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Ich begrüße es nicht, wenn Christen ihre eigenen Festtage ablehnen mit der Begründung, sie seien "heidnisch". Wer das findet, der sollte sich vielleicht mal mit den Grundlagen seiner Religion befassen und damit, warum sie diese Festtage hat. Und er sollte sich fragen, was genau ihm daran heidnisch erscheint und was es damit auf sich hat.
    Ich denke man kann das immer auf ganz unterschiedliche Weise sehen. Tatsächlich hört man doch immer wieder klagen, dass z.B. Weihnachten zunehmend seines eigentlichen Inhaltes beraubt und dafür der Kommerz die bestimmende Kraft wird. Bei Ostern ist das ähnlich.
    Mich persönlich tangiert das ja auch weniger, denn ich kenne die christliche Bedeutung der Feste und begehe sie auch gerne in diesem Sinne. Aber manche Menschen wissen gar nicht mehr warum man
    z.B. Pfingsten feiert, oder was Ostern konkret bedeutet. Das ist tatsächlich so.
    Vielleicht rührt die Ablehnung mancher Christen diesen Festen gegenüber auch daher, dass sie in der Öffentlichkeit so stark kommerzialisiert und banalisiert werden und bei jüdischen Festen haben sie diesen Eindruck eher nicht? Ich weiß es nicht, aber jedenfalls gibt es solche!

    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Das kann ich mir nur schwer vorstellen.
    Ja, vorstellen kann man sich das nur schwer, aber es ist ein frommer Wunsch von mir, dass gläubige Menschen nicht im Widerstreit, sondern gleichgesinnt dem EINEN folgen...

    Aber erzähl doch mal was Du Dir vorstellen kannst und was Du im Christentum gerne verändert sehen würdest.

    LG
    Provisorium
    Geändert von Provisorium (28.02.2013 um 05:58 Uhr)
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  9. #9

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Der Ursprung von Weihnachten soll wohl das heidnische Lichterfest gewesen sein und der Ursprung von Ostern geht wohl auf eine Feier zum Frühlingserwachen zurück, der sogenannten Tag-Nacht-Gleiche.
    Ja, diese Behauptungen kenne ich auch. Ich halte aber zumindest diese Formulierung (Ursprung ...) für Quatsch. Weihnachten ist für Christen die lange verheißene Ankunft des Messias auf der Erde, und Ostern ist die Feier seiner Auferstehung. Beides sind ausgesprochen gute Anlässe zum Feiern. Auf welches Kalenderdatum das gelegt wurde, ist letztlich unwichtig. Mit Wintersonnenwende bzw. Frühlingserwachen steht es auch nur auf der Nordhalbkugel im Zusammenhang - frag danach doch mal einen Australier oder einen Feuerländer.

    Aber aufgrund zumindest dieser Nähe zu ursprünglich heidnischen Festen, gibt es wohl zunehmend Christen, die diese Feste ablehnen, oder ihnen zumindest kritisch gegenüber stehen.

    Und ich denke, das ist häufig nur ein Vorwand. Für wahrscheinlicher halte ich, dass der wahre Grund ist: Keine Lust auf Familienfeier oder Ablehnung von allem, was mit Kirche zu tun hat.

    Oder man ist 100 % bibeltreu und lehnt alles als unbiblisch ab, was nicht wörtlich da drin steht. Das wäre dann richtig, wenn die Bibel eine Sammlung von Vorschriften wäre, die genauestens zu befolgen sind, und alles andere hat zu unterbleiben. Das ist aber meiner Meinung nach nicht der Fall.

    Ich denke man kann das immer auf ganz unterschiedliche Weise sehen. Tatsächlich hört man doch immer wieder klagen, dass z.B. Weihnachten zunehmend seines eigentlichen Inhaltes beraubt und dafür der Kommerz die bestimmende Kraft wird. Bei Ostern ist das ähnlich.
    Es steht jedem frei, Weihnachten und Ostern so zu feiern, wie es dem eigentlichen Inhalt entspricht. Niemand muss bei diesem Kommerz mitmachen. Die christlichen Feste zu canceln und stattdessen andere Anlässe zu feiern ist meiner Meinung nach die falsche Konsequenz. Es sei denn, derjenige ist eh gerade dabei, zum Judentum zu konvertieren.

    Ich glaube, wenn ich Jude wäre, würde ich die Christen fragen, was ihnen eigentlich einfällt, aus einer Unzufriedenheit mit ihrer eigenen Tradition heraus einfach mal irgendein jüdisches Fest zu kapern. Ich würde wissen wollen, ob sie überhaupt verstanden haben, was Laubhüttenfest bedeutet.

    Aber erzähl doch mal was Du Dir vorstellen kannst und was Du im Christentum gerne verändert sehen würdest.

    Ganz allgemein gesprochen wünsche ich mir, dass die Christen damit aufhören, ihre eigene Glaubensrichtung als die einzig wahre anzusehen, und zwar sowohl die verschiedenen christlichen Bekenntnisse untereinander als auch gegenüber Nichtchristen. Ich wäre schon zufrieden, wenn man sich freundlich und wohlwollend begegnet und dem anderen zugesteht, dass auch er sich auf einem Weg befindet, der zu Gott führen kann.

    Gruß,
    Sunigol
    Geändert von Sunigol (28.02.2013 um 22:22 Uhr)

  10. #10
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    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Ja, diese Behauptungen kenne ich auch. Ich halte aber zumindest diese Formulierung (Ursprung ...) für Quatsch. Weihnachten ist für Christen die lange verheißene Ankunft des Messias auf der Erde, und Ostern ist die Feier seiner Auferstehung. Beides sind ausgesprochen gute Anlässe zum Feiern. Auf welches Kalenderdatum das gelegt wurde, ist letztlich unwichtig. Mit Wintersonnenwende bzw. Frühlingserwachen steht es auch nur auf der Nordhalbkugel im Zusammenhang - frag danach doch mal einen Australier oder einen Feuerländer.
    Ich verstehe schon was Du meinst. Letztlich ist es ja schließlich auch beim Feiern die Herzenshaltung in der man das Fest begeht das Entscheidende.


    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Und ich denke, das ist häufig nur ein Vorwand. Für wahrscheinlicher halte ich, dass der wahre Grund ist: Keine Lust auf Familienfeier oder Ablehnung von allem, was mit Kirche zu tun hat.
    Oder man ist 100 % bibeltreu und lehnt alles als unbiblisch ab, was nicht wörtlich da drin steht. Das wäre dann richtig, wenn die Bibel eine Sammlung von Vorschriften wäre, die genauestens zu befolgen sind, und alles andere hat zu unterbleiben. Das ist aber meiner Meinung nach nicht der Fall.
    So sehe ich das auch. Es gibt da ein grundlegendes Misstrauen gegen alles was sich christlich nennt, aber nicht zu 100% biblischen Ursprungs ist. Darin drückt sich immer auch Kirchenkritik aus. Allerdings müsste man dann auch einmal so konsequent sein und fragen, ob denn der biblische Kanon denn überhaupt so 100% in Ordnung ist. Der wurde ja schließlich auch erst im Laufe der Zeit festgelegt...

    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Es steht jedem frei, Weihnachten und Ostern so zu feiern, wie es dem eigentlichen Inhalt entspricht. Niemand muss bei diesem Kommerz mitmachen. Die christlichen Feste zu canceln und stattdessen andere Anlässe zu feiern ist meiner Meinung nach die falsche Konsequenz. Es sei denn, derjenige ist eh gerade dabei, zum Judentum zu konvertieren.
    Ich glaube, wenn ich Jude wäre, würde ich die Christen fragen, was ihnen eigentlich einfällt, aus einer Unzufriedenheit mit ihrer eigenen Tradition heraus einfach mal irgendein jüdisches Fest zu kapern. Ich würde wissen wollen, ob sie überhaupt verstanden haben, was Laubhüttenfest bedeutet.
    Das ist es ja, was ich Eingangs mit "Trend" meinte. Es ist wohl mancherorts, und das sind häufig freikirchliche (ursprünglich evangelische) Gruppierungen, eine Bewegung hin zur jüdischen Wurzel zu beobachten und das drückt sich eben auch in der "Feiermentalität" aus. Ich finde das zumindest interessant und frage mich eben woran das liegen könnte.

    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Ganz allgemein gesprochen wünsche ich mir, dass die Christen damit aufhören, ihre eigene Glaubensrichtung als die einzig wahre anzusehen, und zwar sowohl die verschiedenen christlichen Bekenntnisse untereinander als auch gegenüber Nichtchristen. Ich wäre schon zufrieden, wenn man sich freundlich und wohlwollend begegnet und dem anderen zugesteht, dass auch er sich auf einem Weg befindet, der zu Gott führen kann.
    Solange das "niemand kommt zum Vater als nur durch mich" nicht als Erkenntnisweg verstanden und negativ theologisch interpretiert wird, sondern weiterhin absolutgesetzt, eben dieses spezielle Bekenntnis zu Christus für unbedingt notwendig erachtet wird, in dessen Folge dann auf fast schon magische Art und Weise, von außen kommend ein neuer Mensch in den Gläubigen hineingeboren wird, ist das meiner festen Überzeugung nach unmöglich.
    Man muss sich dann weiterhin als auserwählt betrachten und andere Wege eben ablehnen. Das heißt aber nicht, dass man gegenüber anderen Wegen nicht tolerant sein könnte, das kann man schon. Aber diese Wege führen dann in letzter Konsequenz eben direkt in die Hölle. Toleranz wäre hier also sogar ein Stückweit grausam, wenn es tatsächlich nur diesen einen Weg geben sollte, dann muss, muss, muss auch unbedingt dieser Weg gegangen werden. Das ist in jeder positiven Theologie letztlich so, weil Gott und das was Gott will nur sehr eingeschränkt diskutiert werden darf.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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