
Zitat von
Effi
ich mag deine Beiträge sehr, auch wenn sie lang sind ;), sie sind nur deshalb lang, weil du versuchst präzise zu erklären, aufzuzeigen. Für mich lösten sich dadurch einige Missverständnisse.
Das tut sehr gut, dass Du mir sagst, dass Du das so erlebst!

Zitat von
Effi
Manches bezogst du mir allerdings zu sehr auf dich als Person. Du fühltest dich teilweise ziemlich persönlich angegriffen, obwohl ich da keinen persönlichen Angriff sah.
Zuvorderst fühlte ich mich deshalb angegriffen, weil ich mich mit diesem Ideologen- und Missionierungsvorwurf konfrontiert sah und dies in meiner Vorstellung zwei sehr negativ besetzte Begriffe ist. Ich war allerdings sehr überrascht, dass z.B. in Wikipedia zumindest der Begriff Ideologie eigentlich recht neutral dargestellt wird: http://de.wikipedia.org/wiki/Ideologie.
Aber ich persönlich verstehe unter einer Ideologie eigentlich eher etwas, was sich als System anderen Menschen aufdrängen möchte, Vielfalt verhindern will und zur Gleichschalterei neigt. Und Missionierung tritt ja geradezu mit der Überzeugung auf, man müsse die eigenen Glaubensvorstellungen auf andere Menschen übertragen, weil diese sonst verloren gingen. Und das ist das genaue Gegenteil von dem, was ich hier zu vermitteln versuchte.
Wahrscheinlich habe ich das dann tatsächlich zu persönlich genommen! Aber das hat mich wirklich getroffen.

Zitat von
Effi
Ich hatte zuvor noch kaum etwas von Meister Eckhart gehört und es fiel mir sehr schwer seine Sprache und Ausdrucksweise in unsere heutige Denkweise zu übersetzen.
Ich glaube das ist es auch, was ich völlig falsch eingeschätzt hatte und letztlich ein Stückweit die Probleme provoziert hat. Eckharts Armutspredigt spricht ja tatsächlich von unverdeckter Wahrheit und Wahrheit, die unvermittelt aus dem Herzen Gottes kommt. Sich diese beiden Begrifflichkeiten vor Augen führend, ist es wahrlich kein Wunder dahinter eine Ideologie zu vermuten.
Aber Eckhart spricht allein deshalb von unverdeckter und unvermittelter Wahrheit, weil er in seiner Predigt versucht einen Erkenntnisprozess zu beschreiben, den er in anderen Predigten auch als "erkenntnisloses Erkennen", oder als "Sohnerkenntnis" bezeichnet. Damit wird letztlich eine Wahrheit angesprochen, die sich unserer menschlichen Erkenntnisfähigkeit völlig entzieht und also weder willentlich erreicht, noch verbindlich in Begrifflichkeiten ausgedrückt werden könnte.
Es ist also keine Wahrheit gemeint der man folgen müsse, noch folgen könne, sondern die göttliche Wahrheit, die sich dem menschlichen Erkennen entzieht und sich in der Einheit mit Gott vollzieht. Und da ausnahmslos alle Menschen nach Eckhart ja in dieser Einheit sind, muss man sich eben auch keine Sorgen machen, wenn man seine Rede nicht verstehen sollte.
Ich hatte von diesem besonderen Erkenntnisprozess in diesem Thread weiter vorne zwar schon einmal gesprochen, aber eigentlich war das damals mehr ein Dialog zwischen Padma und mir. Deshalb sollte ich die Philosophie Eckharts besser nicht immer so in den Mittelpunkt stellen. Ich kann verstehen, wenn sie bei erster Betrachtung auf viele Widerstände stößt und völlig abgehoben, oder gar anmaßend wirkt.
Aussagen wie "das Gott Gott ist, dafür bin ich der Ursprung und wäre ich nicht, dann wäre Gott nicht", klingen völlig durchgeknallt. Erst wenn man dann erfährt, dass Eckhart hier von dem gedachten Gott menschlicher Vorstellung spricht und nicht tatsächlich von Gott, wird deutlich, was er eigentlich damit meint.
Das sind sehr viele Voraussetzungen und es war völlig naiv und dumm von mir anzunehmen, dass Du aufgrund dieser Predigt verstehen könntest, was ich unter geistlicher Armut verstehe, was ja Deine ursprüngliche Frage an mich gewesen war. Tut mir leid, dass ich das nicht bedacht hatte. Ich hätte eher die Auslegung der Predigt in den Mittelpunkt stellen sollen und nicht so sehr die Predigt selbst. Ich glaube dann wäre vieles gleich deutlicher geworden. Aber so muss Dich die Predigt wohl erst einmal regelrecht geschockt haben und zur Auslegung hattest Du dann vielleicht auch gar keine Nerven mehr.

Zitat von
Effi
Meine Reaktionen waren sehr authentisch, ich konnte zu den jeweiligen Zeitpunkten nicht anders reagieren. Erst durch deine Interpretationen und Übersetzungen konnte ich verstehen, um was es dir geht.
Das stimmt. Da kann man nicht anders reagieren. Das ist mir jetzt auch klar geworden.

Zitat von
Effi
In mancherlei Hinsicht kann ich dich gut versehen. So auch bezügl. deines Einsatzes für die Gleichwertigkeit aller Glaubenswege. Das ist ein besonderer Traum, den ich gerne mitträumen möchte, weil er real umgesetzt riesige und schreckliche Konfliktpotentiale reduzieren oder gar aus der Welt schaffen könnte.
Der Glaube an Gott sollte Teil der Lösung menschlicher Probleme sein und nicht Teil des Problems. Verstehst Du was ich meine? Glaube ist für mich etwas ganz wunderbares, wertvolles und schönes. Es ist schlimm, dass aber viele Menschen verständlicher Weise damit nur Krieg, Leid, Machtmissbrauch und Märchen verbinden können.
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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