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Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Die_Leuchte! Gast

    Standard

    Also Wittgenstein tanzt gerade in der Philosophie einen ganz falschen Schritt, wenn er dort seinen Tarantella ... verzeihung ... Tractatus zum besten gibt.

    Zum einen ist Philosophie ganz grundsätzlich nicht zu einem Ende zu bringen, weil sie ja nicht nur Studium und Diskussion alter Weisheit (Weissagungen) zum Inhalt hat, sondern auch deren (immerwährende) Weitergabe (Unterrichtung / Überlieferung); und zum anderen, beginnt der Tractatus mit genau jenem, was er am Ende für unmöglich erklärt, nämlich das Fassen selbst in Worte oder sonstwie zu fassen. Mich wundert direkt, dass man Wittgenstein ob soviel Bodenlosigkeit nicht gleich hochkannt von der Uni geworfen, beziehungsweise, die Lehrerlaubnis oder das Magistrat entzogen hat (für das Fach). Wesentlich jüngere "Logiker" (heutiger Zeit), hatten jedenfalls keine Schwierigkeiten damit, den inneren Widerspruch des Tractatus offenzulegen und seinen Inhalt ad absurdum zu führen.

    Ich will das jetzt allerdings nicht weiter vertiefen, weil du das ja auch nur als "irgendein Beispiel" für die Schreibtisch-philosophie vorbringen wolltest. Nur:


    Mir selbst würde nie einfallen, dem einfachen Wort "Fassen" Inhalte zu unterstellen, die per se oder nach eigener Angabe gar nicht unterstellt werden können. Was soll'n dassss werden? Wittgenstein vertritt eine ganz und gar abstruse Wort-, Sprach- und Bedeutungstheorie, die an "Theoria" (Theos!) total vorbeischießt.

    Daher möchte ich dich gerne mal über der Frage brüten sehen, warum so viele Atheisten ausgerechnet die Vokabel "Theorie" (Lehre von Gott) bemühen - bemühen und bedienen!

    Natürlich will ich dich nicht nötigen, die Brut detailliert darzulegen, aber doch schon mal ins Grübeln, wenn nicht sogar ins Schwitzen bringen. Ich sag's dir: Derzeitige Naturwissenschaft (gestützt von Linguistik) ist auf dem allerbesten Wege, unsere Sprache zu kippen und das gegenseitige Miß- und Unverständnis auf die Spitze zu treiben. Der Spaß hört da auf, wo so getan wird, als würde Theos nicht auf Theorie, oder Theoria nicht auf Theos deuten. Das hätte einem schon während des Aufkommens einer "Evolutionstheorie" schlecht aufstoßen müssen - eine Theorie wider Theos. Geht's noch "greul-hafter" in Gottes Ohr?



    Liebe Grüße
    Geändert von Die_Leuchte! (14.02.2013 um 13:41 Uhr)

  2. #2
    dispicio Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium
    Es ist gut und tröstlich in einer Tradition eingebunden zu sein, in der sich der Logosbegriff nicht im freien Fall befindet und durch Rituale und Schriften gestützt, in einer Gemeinschaft dem Glauben Ausdruck verliehen wird.
    Huii, welch wilder rhetorischer Extremismus ;) Aber, woher eigentlich die Angst vor dem freien Fall? Bewusstsein, sagte mal jemand, ist von vornherein immer schon vermittelt. Der Glaube, wir müssten uns an Traditionen festhalten wollen, streift selbst da noch Hosenträger über, wo der Gürtel längst schon festgezurrt. Wir sind immer schon eingebunden in Traditionen (was sagt dazu die Etymologie?). Da kann es nicht schaden, einmal los und sich fallen zu lassen, um auf dem Widerstand des brausenden Gegenwindes geistigen Auftrieb für einen Flug in ungeahnte Höhen zu erlangen. Bodenständigkeit ist des Geistes Sache nicht, sonst würden wir Gott im Erdreich suchen und nicht im Himmel.
    *Gruß*
    dispicio

  3. #3
    Registriert seit
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    Zitat Zitat von dispicio Beitrag anzeigen
    Huii, welch wilder rhetorischer Extremismus ;) Aber, woher eigentlich die Angst vor dem freien Fall? Bewusstsein, sagte mal jemand, ist von vornherein immer schon vermittelt. Der Glaube, wir müssten uns an Traditionen festhalten wollen, streift selbst da noch Hosenträger über, wo der Gürtel längst schon festgezurrt. Wir sind immer schon eingebunden in Traditionen (was sagt dazu die Etymologie?). Da kann es nicht schaden, einmal los und sich fallen zu lassen, um auf dem Widerstand des brausenden Gegenwindes geistigen Auftrieb für einen Flug in ungeahnte Höhen zu erlangen. Bodenständigkeit ist des Geistes Sache nicht, sonst würden wir Gott im Erdreich suchen und nicht im Himmel.
    Also Du bist echt cool dispicio!!! Darum alles nochmal im Vollzitat.
    Aber auch Du wirst doch sicher eingestehen, dass auch der schönste Flug, wenn auch nicht unbedingt vermittels Hosenträgern und Gürtel, irgendwann einer sicheren Landung bedarf und der feste Boden unter den Füßen ein gar unwiderstehliches Gefühl der Sicherheit vermittelt.
    Man muss ja nicht gleich für alle Zeiten wie angewurzelt auf der Stelle stehen.
    Wir sind doch keine Bäume...

    Huii
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  4. #4
    dispicio Gast

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    Zitat Zitat von Provisorium
    Man muss ja nicht gleich für alle Zeiten wie angewurzelt auf der Stelle stehen. Wir sind doch keine Bäume...
    ...hehe, ich sehe, liebes Provisorium, dass wir uns verstehen. Ich war ja auch nur etwas verwundert, dass ausgerechnet Du, dessen Synonym durch ein Moment des Unkonventionellen, Unorthodoxen und Flexiblen bestechen will, sich so sehr nach festem Boden unter den Füßen sehnt. Sicher, nach einer Landung sehnt sich ein jeder. Ob es eine sanfte wird, sollte uns weniger interessieren. Halten wir es lieber wie die Albatrosse. Die landen jedes Mal voll auf der Fr.... - dem Schnabel. Was sie aber nicht daran hindert, sich immer wieder in luftige Höhen zu erheben und dort, dem Himmel nahe, ihre Kreise zu ziehen. Sie können das wohl nur, weil sie nicht an die bevorstehende Landung denken. In diesem Sinne - Wohlsein!
    *Gruß*
    dispicio

  5. #5
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    Zitat Zitat von Die_Leuchte! Beitrag anzeigen
    Daher möchte ich dich gerne mal über der Frage brüten sehen, warum so viele Atheisten ausgerechnet die "Theorie" (Lehre von Gott) bemühen - bemühen und bedienen!
    Weißt Du, ich weiß gar nicht so genau ob das stimmt. Viele Atheisten sind auch angesichts der Grausamkeiten in dieser Welt ins Grübeln gekommen. Sei es das verbrecherische Naziregime, oder, und da begann es so richtig, das Erdbeben von Lissabon.

    Die Frage nach der Theodizee ist dann nicht selten Ursprung aller Theorien, die im Zufall eine Antwort zu finden glauben. Ich kann das irgendwie verstehen, obwohl ich wünschte, es wäre anders.
    Viele Naturwissenschaftler schließen ja auch Gott nicht aus, sehen ihn aber eher erst am Ende der Entwicklung. Vielleicht liegt es auch an jedem einzelnen Gläubigen, dies zu verändern. Wenn wir uns aber weiterhin gegenseitig terrorisieren und nicht gemeinsam die Schönheit und Wahrhaftigkeit des Glaubens zum Ausdruck bringen, müssen wir uns nicht wundern, wenn Viele glauben auch ohne Glauben zurecht kommen zu können und dies in Theorien zum Ausdruck bringen...


    Zitat Zitat von Die_Leuchte! Beitrag anzeigen
    Ich sag's dir - derzeitige Naturwissenschaft (gestützt von Linguistik) ist auf dem allerbesten Wege, unsere Sprache zu kippen und das gegenseitige Miß- und Unverständnis auf die Spitze zu treiben.
    Das kann ich verstehen. Ich nehme auch wahr, dass Sprache entwertet, banalisiert und unredlich eingesetzt wird. Viele Dinge werden nicht mehr beim Namen genannt, sondern leichtverdaulich umgedeutet, damit sie auch noch für den empfindlichsten Magen genießbar werden. Auch hier liegt es letztlich an jedem Einzelnen, solche Mechanismen zu durchschauen und sich frei und in aller Bewusstheit, eine eigene Meinung zu bilden und der Neigung in vorgegebenen Schubladen zu denken zu widerstehen.
    Und nicht zuletzt deshalb erachte ich Deine Beiträge als ausgesprochen bereichernd, weil sie auch in meinen Schubladen mal ordentlich aufgeräumt und sortiert haben. Danke dafür!

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


 

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