Hallo tomkat, nein ich habe deine Frage nicht vergessen.

Als welcher Art „Heilsbringer“ wurde denn der Messiach angekündigt? Heil, Rettung wovon?
Was steht in der Tenach vom Messiach?


"Und mein Knecht David wird über sie König sein, und ein Hirte wird sein für sie alle, und sie werden in meinen Rechtssprüchen wandeln, und meine Satzungen wahren und tun. Sie werden in dem Land leben, das ich Jakob, meinem Diener, gab... Ich will mit ihnen einen Bund des Friedens schließen, der ihnen ewig bestehen bleibt, ich will sie halten und mehren, und mein Heiligtum gebe ich in ihre Mitte in Ewigkeit, meine Wohnstätte wird unter ihnen sein, und ich werde ihr G-tt sein und sie werden mein Volk sein. und daran werden die Völker sehen, dass ich es bin, der Israel heiligt, wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte bleibt, auf ewig." (Ezechiel 37,24-28)

1. Er muss jüdisch sein. (Deuteronomium 17,15, Numeri 24,17)
2. Er muss dem Stamm Judah angehören (Genesis 49,10) und ein direkter männlicher Nachkomme (Sohn nach Sohn) von König David (1. Chronik 17,11, Psalm 89,29-38; Jeremia 33,17; 2. Samuel 7,12-16) und König Salomon sein. (1. Chronik 22,10; 2. Chronik 7,18)
3. Er muss das jüdische Volk aus dem Exil versammeln und nach Israel zurückbringen. (Jesaja 27,12-13; Jesaja 11,12)
4. Er muss den jüdischen Tempel in Jerusalem wieder aufbauen. (Micha 4,1)
5. Er muss den Weltfrieden bringen. (Jesaja 2,4; Jesaja 11,6; Micha 4,3)
6. Er muss die ganze Welt beeinflussen, den einen G-tt anzuerkennen und ihm zu dienen. (Jesaja 11,9; Jesaja 40,5; Zephania 3,9)

Der Messiach, und somit sein kommendes Reich, ist somit eindeutig einer und dann da ist, wenn Rechtmässigkeiten vorhanden sind, nicht im Exil und auch nicht unter einer Fremdherrschaft. Weiter werden die Satzungen (Torah) des Ewigen beachtet, und nicht verworfen. Da wird nirgends eine stellvertretendes Sündenopfer von diesem Messiach erwartet. Sondern der Elia wird ja schon vorher die Herzen der Kinder zu den Eltern hinwenden, und damit Umkehr zum Ewigen bewirken. Erst danach wird der Ewige einen neuen Bund mit dem Volke Israel machen und nicht vorher. „Und danach werden die Völker sehen, dass ich Heilig bin, der Israel heiligt ...“


Dies ist sozusagen der Typus „Messiach ben David“, und das steht ja alles noch bevor. Die Jünger zur Zeit Jesu und besonders danach, glaubten fest, dass dieses Reich dann sehr schnell entstehen würde durch das sofortige Wiederkommen Jesu. Sie lebten in einer extremen Früherwartung, und so interpretierten sie Verheissungen, welche nun in dieses kommende Reich hineinbegeben wird, als quasi erfüllt. Inzwischen sind aber bald 2000 Jahre geworden. Nun, auch David war ja kein unbescholtener Mann, wird aber ebenso als ein Gerechter aufgeführt.

Daneben gibt es auch den Typus „Messiach ben Josef“, sozusagen der leidende Messiach, also ein Messiach, der wie Josef unter die Ägypter verkauft wurde. Dieses Bild ist in der Tenach nicht so klar dargestellt. Nun muss dabei festgestellt werden, dass Josef als Zafenat-Paneach (1. Mo 44) unter Pharao war und jederzeit von ihm hätte abgesetzt werden können. Auch wenn nun Josef höchsten Ranges war, hatte er keine Gewährleistung auf seine Stellung. Sicher, das Leben von Josef war sehr von Leid geprägt, auch besass er die Gabe der Traumdeutung, aber gleichzeitig beutete er eigentlich das ägyptische Volk aus (zu Abgaben gezwungen, welche das Volk wieder zurückkaufen musste, während Israel jegliche Vorzüge genoss) und schlussendlich brachte er seine eigene Sippe in die Sklaverei, nur weil er seine Familie nach der Hungersnot nicht wieder nach Kanaan zurückbrachte. Eigentlich verständlich, dass Ägypten dieses Volk zu hassen begann und es sich später zu Sklaven machte.


Nun, vielleicht kann man schon sagen, dass Jesus verkauft worden ist, verkauft an die Nationen, aber die Verwerfung Josefs entstand schlussendlich schon durch die Frau im ersten Haus bei Potifar, da er als Sklave war. Man sah, dass er „gut“ und erfolgreich war, von Gott gesegnet, und man begehrte ihn als eigenen Mann, als Seele. Die Folgen waren fatal, Josef wurde aus dem Verkehr gezogen. In der Erniedrigung und Entbehrungslosigkeit des Gefängnisses konnte er weiterhin Not lindern, bis er schliesslich wieder herausgeholt und über alles erhoben wurde. Danach kann man kaum sagen, dass er ein Leidender war. So kann man sagen: Ägypten durfte schlussendlich leben, damit auch Israel lebt.
Sicher könnte man nun noch Jes 53 aufführen, aber da zeigt sich auch, dass die vorherige Not der oder des einen den anderen zum Leben hilft. Das hat nun aber nichts mit einem stellvertretendem Sündopfer zu tun.


Was sicher NIE erwartet wurde, und die Tenach spricht auch nicht davon, dass der Heilsbringer ein stellvertretendes Sündenopfer sein soll, damit Gott vergeben kann. Menschenopfer sind Gott ein Gräuel, und durch Misshandlung und Qualen entstehen keine Sündopfer, sondern es ist das „Opfer“ des Sünders, des Täters, des der da quält. Gott wird nicht durch Kasteiung und Qualen versöhnt. Die Propheten schreiben ja, dass man mit Opfer keine Sühne oder Vergebung erwirkt, und Gott genug davon hat, aber Gott will Umkehr, ein demütiges Herz. Das genügt ihm. Er braucht doch kein Ersatzopfer, was wäre das für ein Gott?

So sagt Jesus auch im Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner, welche in den Tempel beten gingen (Lk 18,10ff), dass der Zöllner gerechtfertigt, gerecht gemacht nach Hause ging, durch sein an die Brust schlagen und bekennen. Dies ist keine neue Lehre Jesu, man wusste, dass man jederzeit in Aufrichtigkeit zu Gott kommen darf. Es gibt/gab dieses unlösbare „Sündenproblem“ nicht, solche Lehre ist der der Torah ferne. Aber zur Zeit Jesu lebte man unter Fremdherrschaft, davon erhofft man sich Hei, Rettungl. Seit der babylonischen Gefangenschaft besass ja Israel nie mehr richtig diese Souveränität als Staat. Aber zuvor soll der Elia kommen, der die Herzen der Söhne zu den Vätern bringt.


Was sagt Jesus, warum er gekommen ist? Mal ein Vers, der oft gerne überlesen wird:
Lk 12,49 Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie wünschte ich, es wäre schon angezündet! 50 Ich habe aber eine Taufe, womit ich getauft werden muß, und wie bin ich bedrängt, bis sie vollbracht ist! 51 Denkt ihr, daß ich gekommen sei, Frieden auf der Erde zu geben? Nein, sage ich euch, sondern vielmehr Entzweiung.

Feuer, Gericht, Entzweiung, Schwert. Ist das nun eine Heilsbotschaft? Mit dem Feuer ist nun nicht das Feuer für Jesus gemeint, sondern Feuer der Läuterung. Steht nun dieses Selbstzeugnis Jesu nicht im Widerspruch zu den Erwartungen und den Verheissungen, da Jesus als ein Retter (Lk 2,11) angekündigt wird?

In Mk 1,14, steht, dass Jesus das Evangelium Gottes oder von der Königsherrschaft Gottes predigte, die gute und frohe Botschaft Gottes. Eigentlich schade, dass die Schreiber hier so weinig darüber sagen, was nun Jesus da wirklich predigte. Trotzdem ist genug ersichtlich. Dieses Königreich entsteht nun nicht erst durch Jesus, sondern es manifestiert sich durch Gottesgeist, wo man in diesem Geist lebt und ihm Raum lässt. So ist durch das Handeln Jesu, wo er durch Geistgottes zB Dämonen austreibt, das Reich Gottes präsent (Mt 12,28).

Durch das Wirken Jesu wurde der Aufruf zur Besinnung, Umkehr und Gesinnungsänderung (Lebensänderung) „weltweit“ zum Thema. Ja, selbst in der „Kirche“ ist dieses Schwert in Aktion. Vielleicht handelt da die Kirche ähnlich wie die Frau von Potifar sich zu Josef verhielt, sie wollte sich ihn einverleiben, wollte Hurerei treiben, ihn für die eigene Sache verwenden. Ihre eigene Sache war ja Macht, Politik, Vorherrschaft und Gewalt. Man verkennt seinen Ursprung und seine ihm von Gott gegeben Aufgabe.


Nun, so kann Jesus vielen zum Weg werden, zum Weg zum wahren und einzigen Gott, so wie er es verkündigt hatte: Höre Israel, der Ewige, unser Gott, der Ewige einzig. Und das ist mir Jesus auch geworden.



Lehit

Alef