
Zitat von
Alef
Das "Gesetz" wurde wegen der Liebe gegeben, damit man darin zeigen kann, dass man Gott liebt. Schon dem Adam und der Chava gab Gott Anweisungen, wie er sich zur verhalten hat. Weisungen wurden also definitiv nicht um der Sünde willen erlassen, sie gab es schon vorher.
Ich sehe das eigentlich auch so ähnlich. Aber der Paulus sieht das bisschen anders: Römer 7,7: Was sollen wir denn nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz. Denn ich wusste nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte (2.Mose 20,17): »Du sollst nicht begehren!«
Hier kommt Paulus' etwas ambivalentes Verständnis des Gesetztes sehr schön zum Ausdruck. Begierde kenne ich natürlich auch, ohne das jemand sagt, Du sollst nicht begehren. Man könnte höchstens sagen, dass man nur durch das Gebot nicht begehren zu sollen, darüber informiert wird, dass Begierde etwas problematisches und nicht von Gott gewolltes ist. Das Gesetz aber auf diese Weise verstanden, macht dem Menschen beständig und immer wieder bewusst, dass er unfähig ist, sich den Geboten Gottes gemäß zu verhalten. Der Mensch wird also ganz klein und sündig und unfähig und das Gesetz spricht ihn beständig schuldig. Ich vermute, so hat das Paulus tatsächlich erlebt. Er wollte immer alles ganz richtig und gesetzeskonform machen, erlebte dann darin sein Scheitern und kam sich dann unwürdig und klein und sündig vor.
Paulus schreibt dann weiter in Römer 7,8:Die Sünde aber nahm das Gebot zum Anlass und erregte in mir Begierden aller Art; denn ohne das Gesetz war die Sünde tot.
Für Paulus wird also durch das Gesetz die Sünde überhaupt erst lebendig, die Sünde ist für ihn also quasi nur deshalb existent, weil es ein Gesetz gibt, gegen das man sich versündigen kann. Der Sündenbegriff von Paulus hat also immer etwas mit "das Falsche tun", "falsch, gesetzeswidrig handeln" zu tun. Sie kommt bei ihm immer nur im Schlepptau des Gesetzes vor. Gäbe es kein Gesetz, gäbe es auch keine Sünde. Daher die Abneigung vieler Christen gegen das Gesetz.
Jesus hatte da ein entspannteres Verhältnis zum Gesetz, wie wir aus Markus 2,23-28 erfahren: Und es begab sich, dass er am Sabbat durch ein Kornfeld ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er in Not war und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn ein Herr auch über den Sabbat.
Bei Jesus sind die Gesetze um des Menschen willen gemacht, nicht um die Sünde zum Ankläger werden zu lassen...
LG
Provisorium
Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)
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