Hallo bonnie. Da hab' ich ja noch gar nicht alle Deine Fragen beantwortet...
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ist es denn so, dass Religion Gewalt als Mittel nutzt (völlig egal welche Religion) oder sind es extreme Gruppen?
Ich denke letztlich sind es heutzutage kleine extreme Gruppen, die tatsächlich gewalttätig werden. In der Bibel heißt es ja, dass nur ein klein wenig Sauerteig den ganzen Teig sauer macht und obwohl die überwiegende Mehrheit der gläubigen Menschen mit Sicherheit Gewalt kategorisch ablehnt, sind es diese Minderheiten, die alles in Verruf bringen.

Allerdings ist es schon seltsam, dass gerade das Christentum, mit seiner starken Betonung der Nächsten- und sogar Feindesliebe, immer wieder so gewalttätig war. Der Autor Karl-Heinz Deschner hat darüber mehrere Bände geschrieben mit dem Titel "Die Kriminalgeschichte des Christentums". Das macht einen fassungslos und traurig.

Ich denke das jede Religion, die ihre Lehre als absolute Wahrheit betrachtet, im Umkehrschluss eben die Wahrheit anderer Glaubensgemeinschaften ablehnen muss, da es ja nicht zwei unterschiedliche Wahrheiten zum selben Thema geben kann. Daraus entsteht dann nicht selten das Argument, im Falle des Falles auch Gewalt anwenden zu dürfen. Man glaubt Gott und die Wahrheit verteidigen zu müssen und ich glaube
im Christentum trägt der so genannte Missionsbefehl auch den Keim für Gewaltentstehung.

Ich persönlich kann irgendwie nicht glauben, dass Jesus so einen Befehl gegeben haben soll. Er war Jude und das sicher aus ganzem Herzen und deshalb
sah er wohl eher nicht die Notwendigkeit, eine neue Religion entstehen lassen zu müssen. Schon gar nicht, wenn diese sich dann nur durch Gewalt durchsetzen ließe. Und ohne Gewalt entsteht in aller Regel nunmal keine neue Religion.

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Warum verletzt es Menschen so sehr, wenn andere Menschen anders sind und glauben?
Das wüsste ich auch gerne, aber ich weiß es nicht genau. Aber ich denke auch hier spielt dieser Absolutheitsanspruch eine Rolle. Es muss sehr schlimm sein, wenn man tiefgläubig nur einen ganz genau definierten Weg zu Gott für richtig erachtet und z.B. die eigenen Kinder diesen Weg nicht gehen wollen.

Im christlichen Glauben gibt es ja auch die Vorstellung einer Hölle und darin möchte man die Menschen die man liebt natürlich nicht gefangen wissen. Da gerät man natürlich gewaltig unter Druck, den geliebten Menschen den rechten Weg weisen zu müssen und alles von ihnen fernzuhalten, was sie von diesem Weg abbringen könnte. Da entstehen dann natürlich zahllose Feindbilder und Gefahren, die alle zumindest geistlich, aber eben leider auch manchmal mit physischer Gewalt, bekämpft werden müssen.

Und nicht zuletzt zeichnet z.B. die Bibel ja ein recht genaues Bild vom Ende der Welt und das kann natürlich dazu führen, dass man für diese Welt sowieso keine echte Zukunft mehr sieht, da sie ja ohnehin laut Prophezeiung zunächst untergehen und dann neu errichtet werden wird. Ich habe schon von Gemeinden gehört, die fest davon überzeugt sind, aus der Bibel herausgelesen zu haben, dass die letzte Schlacht um Jerusalem mit Atomwaffen geführt werden wird und dementsprechend machen sie sich für nukleare Waffen stark...

LG
Provisorium