Dass man die alttestamentlichen Darstellungen, dass das Judentum schon in der Zeit der Landnahme, der Richter und der Königszeit streng monotheistisch war, nicht als Beweis dafür nehmen kann, dass das in der historischen Realität auch so war, weil die Bücher Josua, Richter, die beiden Bücher Samuel und die beiden Bücher der Könige und der Chronik eben keine zeitgenössischen Dokumente sind, sondern ihre uns heute vorliegende endgültige Fassung erst in nachexilischer Zeit erhielten, als das Judentum tatsächlich schon streng monotheistisch war und die Endredaktoren entweder tatsächlich annahmen, das sei immer schon so gewesen, oder zumindest den Eindruck vermitteln wollten. Die archäologischen Funde und einzelne von den Endredaktoren offenbar übersehene Texte des AT lassen das aber zumindest zweifelhaft erscheinen.
Die Frage ist, wer entschied denn, was "die Lehre" war? Doch am ehesten die jüdischen Priester, allen voran der Hohepriester. Da finde ich 2. Kön. 23,4 sehr bezeichnend: "Hierauf befahl der König dem Hohenpriester Hilkija, den Priestern des zweiten Ranges und den Wächtern an den Schwellen, alle Gegenstände aus dem Tempel des Herrn hinauszuschaffen, die für den Baal, die Aschera und das ganze Heer des Himmels angefertigt worden waren. Er ließ sie außerhalb Jerusalems bei den Terrassen des Kidrontals verbrennen und die Asche nach Bet-El bringen." Wenn die Hohepriester also geduldet hatten, dass sogar im Jahwe-Tempel in Jerusalem Aschera & Co. verehrt wurden, dann haben sie es mit dem Monotheismus offenbar selbst nicht so genau genommen. Anscheinend setzte sich erst ab König Joschija die streng monotheistische Richtung des Judentums allmählich durch.
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