Daß es Antisemitismus gibt, wird wohl niemand ernstlich bestreiten wollen. Auch nicht, daß etwas dagegen getan werden muß - wie gegen die Feindlichkeit dem Fremden, dem Anderen gegenüber generell.

Der eingangs zitierte Artikel scheint mir allerdings kein gutes Mittel zu sein. Nachdem ich den Artikel gelesen hatte, blieb doch ein unguter Nachgeschmack.
Der Autor verquickt Dinge, die nicht zusammengehören, um damit den Antisemitismusvorwurf zu beweisen. So zum Beispiel der Kampf in der UDSSR zwischen dem Bolschewismus und dem Christentum. Der Autor sieht in diesem Kampf ein Beleg für den Antisemitismus, da der Bolschewismus aus dem (jüdischen) Freidenkertum hervorgegangen sei.

Während in früheren Zeiten die Hauptobjekte des christlichen Antisemitismus die Anhänger des jüdischen Glaubens waren, richtet sich heute der christliche Antisemitismus weniger gegen die orthodoxen Juden als gegen die jüdischen Freidenker, gleichviel ob sie sich offiziell zum Judentum bekennen oder zum Christentum oder zu keiner Religion. Denn diese Freidenker bilden die größte Gefahr für die Zukunft des Christentums: eine ungleich größere Gefahr, als es jemals das orthodoxe Judentum sein kann.

Aus dem Freidenkertum ist der Bolschewismus hervorgegangen, der in Sowjetrussland einen Kampf auf Leben und Tod mit dem Christentum führt.
Aus der Zeit heraus, in der der Artikel erschien, kann man solche Gedankengänge vielleicht noch verstehen. Aber heute???
Meine Befürchtung ist, daß Antisemiten eben solche Artikel hernehmen und sie zerreißen, um die angebliche Haltlosigkeit des Antisemitismusvorwurfes zu begründen. Geschehe dies, wäre es fatal!

Fatal finde ich es auch, die Missionierungsbestrebungen der Christen mit der Vernichtungsintentionen von Hitlers zusammen zu erwähnen. Da gibt es, glaube ich, doch noch ein paar Unterschiede!!