Wir drei hatten den Wagen in der Gegend um Stavely erneut angehalten, um ein kleines Picknick zu uns zu nehmen. Schräg links vor uns stand der glutrote Feuerball der Sonne dicht über dem Horizont und färbte unsere Umgebung ein in eine wahre Orgie von Rot in allen seinen Schattierungen. Die wenigen dünnen Wolken am Himmel wurden von diesem Rot von der Unterseite beleuchtet und bildeten mit ihrem Lichtsaum einen bezaubernden Kontrast zur der uns beinahe ertränken wollenden Flut immer dunkler werdender und schließlich ins Violette spielender Farben. Schließlich, in einer letzten Explosion von Farben, welche zum Schluß in ein zartes Türkis übergingen, sank die Sonne hinter den Horizont.

Wir drei standen noch eine Weile staunend, in meinem Hals hatte sich ein Kloß gebildet, der nur langsam weichen wollte. Die gewaltige Größe Gottes und seine Liebe zum Spiel mit Farben, sein Spaß daran, uns drei winzige Menschen zum Staunen zu bringen, hatte uns für eine Weile sprachlos werden lassen. Danke!

Nach Abschluß unseres frugalen Mahls aus der mit Eiswasser gefüllten Kühlbox starteten wir zur letzten, etwa achtzig Kilometer messenden Etappe nach Calgary. Die Straße war hier flach, kaum daß kleine Steigungen dem ehrwürdigen Valiant den Weg erschwerten. Die Luft war merklich kühler geworden und so hatten wir keinen Wasserverlust mehr zu befürchten; Thomas konnte, ohne daß er Rücksicht auf eine eventuelle Überhitzung des Motors zu nehmen hatte, zügig fahren.

Am Abend so gegen 21:00 Uhr brachte Thomas den Wagen vor dem Hause der Hansens, den Eltern seiner Freundin, zum Stehen. Herzlich wurden wir willkommen geheißen.

Der Vormittag des kommenden Tages, Samstag, war für Besorgungen verplant, Thomas hatte allerhand für seine Eltern zu organisieren und zu bestellen, alles Dinge, welche in Creston oder gar in Gray Creek nur schlecht oder gar nicht erhältlich waren. Vor allem jedoch mußten wir versuchen, für den alten Valiant einen anderen Kühler zu bekommen, denn eine Rückfahrt nach Gray Creek unter ähnlichen Bedingungen, wie bei der Herfahrt war ausgeschlossen. Das Risiko einer ernsten Panne war zu groß.
Wir klapperten zu diesem Zwecke mehrere Schrottplätze ab und Thomas wurde schon ziemlich einsilbig, nachdem wir den fünften oder sechsten Platz ohne Erfolg abgesucht hatten.
Schließlich - wir hielten vor einer weiteren Autoverwertungsanstalt, schlug ich vor, erst einmal zu beten.
Danach betraten wir den Platz, auf dem etliche Kunden warteten. Während wir uns unter die Wartenden mischten, trat Thomas einen Schritt zurück und stolperte - über genau den Kühler, den wir benötigten, um dem alten Valiant wieder auf die Sprünge helfen zu können. Teuer zwar, mit $60,-, doch erschwinglich - und das Ersatzteil war in gutem Zustand.

Der Nachmittag verging mit dem Einbau des "neuen" Kühlers und am Samstagabend konnten wir uns zufrieden die Hände reiben: der neue Kühler paßte besser als der alte, welcher kein Originalersatzteil gewesen war, und hielt absolut dicht.

Wir verbrachten ein interessantes und anregendes Wochenende in Calgary und machten uns am Montag wieder auf den Rückweg. Ohne weitere Panne oder Behinderung erreichten wir Gray Creek.