Liebe Gnadenkinder,

dass es in einem Forum, noch dazu in einem das thematisch den ewigen Mysterien des Glaubens nachspürt, immer wieder zu kleineren und ab und zu auch größeren Meinungsverschiedenheiten kommt ist wohl selbstverständlich, wenn nicht sogar erwünscht, will man sich ja schließlich über gemachte Erfahrungen, Ansichten, Glaubensinhalte und -überzeugungen austauschen und diese sind nun mal für gewöhnlich unterschiedlich, selbst innerhalb eines zumindest ähnlichen Glaubenshorizontes.

Auf welch verschlungenen Wegen nun der Mensch auch immer zum Glauben gefunden haben mag und was konkret er dann auch immer mit seinem Glauben verbindet, so sind es wohl die beiden Begriffe Respekt und Toleranz, die die Nahtstelle bilden, entlang derer er sich dem Glauben anderer Menschen nähert und die er gleichzeitig auch für sich selbst in Anspruch nimmt.

Soweit so normal und hier bei den Gnakis ja auch ausdrücklich und völlig zu Recht erwünscht.
Jedoch mag es nicht immer und jedem gelingen Kuschelkurs zu fahren und der flehentliche Ruf danach, die unterschiedlichen Meinungen doch bitte nebeneinander stehen zu lassen, verhallt dann nicht selten unberücksichtigt, oder versteckt sich vielleicht hinter einer Mauer eisigen Schweigens...

Nun würde mich interessieren inwieweit das für euch problematisch ist bzw. worauf ihr es zurückführt, dass gläubige Menschen ihren Glauben auf so unterschiedliche Art und Weise interpretieren und nicht selten, verbunden mit einem Absolutheitsanspruch, sogar dazu bereit sind dem Andersgläubigen Gleichwertigkeit abzusprechen, was ja nicht selten gleichsam mit der Androhung ewiger Höllenqualen verbunden ist (was man aus Respekt und Toleranz allerdings nicht so gerne offen zugibt...).

Die so genannten abrahamitischen Religionen kennen alle nur einen Gott und der ist eben der Gott Abrahams, also derselbe, einige Eine. Trotzdem sind die Wege zu diesem Gott sehr unterschiedlich beschrieben und am Ende streitet man sich für gewöhnlich eben über genau diese Wege, wo doch der Gott identisch ist, aber offenbar auf unterschiedliche Art und Weise in das Leben des Menschen eingeladen werden muss, will man den unterschiedlichen Glaubensrichtungen glauben schenken.

Nun wäre das ja auch nicht weiter problematisch, könnte man die unterschiedlichen Glaubensansichten tatsächlich gleichwertig nebeneinander stehen lassen. Aber genau dies geht immer dann nicht, wenn mit dem Glauben ein ganz bestimmter, absolut gesetzter Weg verbunden ist, der unbedingt eingehalten werden muss. Und so steht es zurzeit wohl für gewöhnlich.

Meine Befürchtung ist, das uns da auch der Respekt und die Toleranz nicht aus dem Schlamassel helfen kann, sondern nur eine kompromisslose Gleichwertigkeit, egal welchen Glaubensweg der Einzelne auch einschlagen mag, und in der individuellen Gottbezogenheit zum Ausdruck bringen möchte, aus tiefer Überzeugung anerkannt werden muss.

Wie seht ihr das? Wird es uns Menschen gelingen, trotz der Unterschiedlichkeit unserer Glaubensansichten, vermöge von Respekt und Toleranz, einander in Frieden nebeneinander leben zu lassen, oder braucht es doch mehr als das, nämlich Gleichwertigkeit?

LG
Provisorium