am Morgen danach im Garten...
Ein roter Streifen zieht sich am Horizont entlang.
Ich bin aufgewacht, denn der neue Tag hat begonnen.
Beim Frühstückmachen gehen mir schon wieder tausend Gedanken durch den Kopf.
Was wohl heute alles sein wird?
Haben die Kinder alles für die Schule?
Heute scheint die Sonne hell... sollte ich die Fenster putzen?
Und dann sind alle aus dem Haus.
Ruhe und doch Unruhe in mir.
Ich setze mich zu dir, Vater, mit einer Tasse Kaffee und atme die kühle Morgenluft.
Ich habe Sehnsucht nach dir.
Du schufst das, was mich umgibt einfach durch deine Worte, deinen Willen.
Ehrfurcht kommt in mir auf. Oder ist es beinahe Angst? Wovor?
Du hast nichts einfach so entstehen lassen, sondern alles einmalig gemacht.
Werde ich das je begreifen?
Ich bin ungeduldig, ich weiß.
Was du geschaffen hast, wie du bist... das übersteigt mein Verstehen.
Du bist Schöpfer, du bist Herr, überall, immer, ewig...?
Die Vögel singen im Garten und ich höre ihnen zu.
Wie ein Vogel möchte ich sein- singend für dich jeden Morgen.
Sie säen nicht, machen sich keine Sorgen, denken nicht nach, ob jemand wie ich ihre Melodie hört- vielleicht weil sie wissen, dass du sie zum Singen gemacht hast?
Wann ging uns Menschen diese Leichtigkeit verloren?
Als die ersten Menschen sich vor dir verstecken wollten?
Dabei hätte ich meinen können, sie hätten dich so gut gekannt...
Mit meinen Blicken streife ich durch den Garten- ziellose Suche.
„Mensch wo bist du?“ hast du damals zum ersten Mal gerufen.
Warst du traurig, denn du wusstest längst, was geschehen war an jenem Tag, nicht wahr?
„Sehr gut“ geschaffen für deine Gemeinschaft- aber dann kam die Neugier, das Misstrauen, das Zweifeln von Adam, Eva und mir.
Weinend möchte ich rufen: „Hier , hier bin ich!“ weil ich beginne zu verstehen, dass ich die Gemeinschaft mit dir zerstört habe.
Adam und Eva haben sich versteckt- ich nehme allen Mut zusammen, alle Hoffnungen, um mich nicht vor dir zu verstecken, denn alles in meinem Innersten ruft nach dir.
„Hier bin ich! Ich bin nicht mehr so, wie du mich gemacht hast, denn ich habe dir nicht vertraut, bin nicht mehr ohne eigenen Willen, eigene Gedanken, nicht mehr ohne Ängste...“
Ob Eva sich auch wünschte, es wäre nie passiert?
Nie den Unterschied zwischen Gut und Böse zu erkennen, sondern bedingungslos, vertraut in deinem Willen...
Und doch ist heute Morgen die Sonne mit ihrem roten Schleier aufgegangen.
Und doch wechseln sich Tag und Nacht, Regen und Sonne...
Du hast uns Menschen nicht vergessen.
Es ist gut, dass du die Zeit in deiner Hand hast, denn so kann ich hoffen, dass meine Sehnsucht nach Gemeinschaft mit dir nicht ewig eine Sehnsucht bleibt.
Als ich aufstehe, zieht ein Lächeln über mein Gesicht: „Hier bin ich, mein Gott, ich brauche mich nicht zu verstecken, denn du kennst mich. “
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