@Zeuge
So lehrte Meister Eckhart die höchste Selbstzufriedenheit als Armut im Geist. Hat auch diesen Punkt verdreht, wie so alles in der Religion verdreht wird.
Na gut Zeuge, Du magst Eckharts Gedanken nicht nachvollziehen. Das kann ich akzeptieren!
Es ist sicher nicht einfach für einen Menschen wie Dich, der sich ein so umfangreiches Bibelwissen angeeignet hat und dies in sicher mühevoller Arbeit auf das Politische System seiner Sozialisation (ich sehe das doch richtig, dass Du im Kommunismus sozialisiert wurdest? Oder tue ich Dir da Unrecht?) übertragen konnte, von dem damit verbundenen Stolz über das Erkannte Abstand zu nehmen und sich dazu noch in ein anderes, vielleicht konträres Gedankengebäude einzudenken.

Meister Eckhart würde dazu wohl sagen:
„Was der Mensch mit großer Arbeit erstreiten muss, das wird ihm eine Herzensfreude.“

Aber Abstand nehmen, die Dinge sein lassen, sei es selbst die höchste Erkenntnis, das war auch genau Eckharts Thema, wie Du leicht an folgenden Aussagen von ihm erkennen kannst:
„Alle Unordnung des inneren und des äußeren Menschen wird geordnet in der Gelassenheit, in der man sich lässt und Gott überlässt.“

„Wäre der Mensch so in Verzückung, wie’s Sankt Paulus war, und wüsste einen kranken Menschen, der eines Süppleins von ihm bedürfte, ich erachte es für weit besser, du ließest aus Liebe von der Verzückung ab und dienstest dem Bedürftigen in großer Liebe.“

„Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht, und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.“

Die Sehnsucht nach echter Gemeinschaft, nach Theokommunismus, könnte er wohl verstehen:
„Gott ist in uns daheim - wir sind in der Fremde.“

Aber er wüsste auch:
„Gott ist immer in uns, nur wir sind selten zu Hause.“

Und:
„Möchte man alles wissen, könnte man auch versuchen, den Wind zu fangen.“

„Die Menschen sollen nicht so viel nachdenken, was sie tun sollen, sie sollen vielmehr bedenken, was sie sind.“

Und dann würde er uns beide Diskutanten vielleicht in die Mitte nehmen und sagen:
„Und plötzlich weißt du, es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen.“

Und während Du Dir dann vielleicht denkst: Blablabla...
Und ich mir denke: Ach, so schön...
Würde er uns wahrscheinlich hinterherrufen:
„Wäre das Wort „Danke“ das einzige Gebet, das Du je sprichst, so würde es genügen.“

Oder auch:
„Es weiß ein Esel immer einen anderen zu schätzen.“

In aufrichtiger Wertschätzung
Provisorium