@Zeuge
Ich versuche mal zu rekapitulieren, wie wir auf das Thema Denkweise kamen. Zunächst ging es um die biblische Aussage, dass wir im Bilde Gottes geschaffen sind und damit brachtest Du eine neue Denkweise, die Gemeinschaftsdenkweise, in Verbindung. Um das zu untermauern hast Du den Bibelvers 2.Korinther 3,18 angeführt: Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn.
Wenn ich nun darüber nachdenke, was es bedeuten könnte, als Mensch im Bilde Gottes geschaffen zu sein und das dann noch in Verbindung bringe mit dem Vers aus dem 2. Korintherbrief, dann denke ich eben nicht so sehr an eine neue Denkweise, sondern an unser substantielles Sein in Gott.
Das unverhüllte Angesicht, das die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel anschaut, ist eben die Bewusstwerdung im Innersten der Seele, die Gott bildlos (unverhüllt) erkennt, die erkennt, dass ich substantiell mit Gott Eins bin und entsprechend in dasselbe Bild (das Bild Gottes) verwandelt ist. Für mich beschreibt Paulus hier eben diesen Erkenntnisprozess im Innersten der Seele. Das aus dieser Erkenntnis heraus dann auch eine neue Denkweise resultiert, weil durch sie eben der gewöhnliche Dualismus überwunden wurde, habe ich ja bereits angesprochen.
Selbstverständlich hat die Erkenntnis substantiell mit Gott Eins zu sein auf restlos alles Auswirkung, also auch auf die Erziehung, aber die Erziehung, oder die Denkweise stehen hier bei Weitem nicht im Mittepunkt, sondern das Staunen und die Anbetung, ob dieser unmittelbarsten, alles durchdringenden und alles verwandelnden Erkenntnis, dass mir Gott näher ist, als ich es mir selbst bin.
Daraus resultierend sein Leben zu führen, das Getrennte in seiner Substanz als das Eigene, das Selbe zu wissen; zu wissen, dass das „Ich“ als „Wir“ ins Eine zusammenfällt, gebiert wahrhaft auch ein neues Denken, verwandelt Dich von Kopf bis Fuss und erzieht Dich zur echten Nächstenliebe, weil es Dich zur Liebe zieht.
Das alles kommt aber nicht von außen, kann im herkömmlichen Sinne nicht anerzogen werden, wie ich einem Manieren anerziehen kann, sondern es entsteht im Innersten, in der Erkenntnis der substantiellen Einheit mit Gott. Dazu ein Link, der diese Gottesgeburt im Seelengrund im Eckhartschen Sinne näher erläutert: http://www.tabularasa-jena.de/artikel/artikel_391/
Diese Erkenntnis hatte auch ich, noch nicht ausformuliert, aber ursprünglich erlebt, bevor ich den Namen Eckhart jemals gehört hatte. Eckhart hatte nur Worte gefunden, wo ich zunächst noch sprachlos war. Er hat mich quasi das Sprechen gelernt. Dabei wollte er nach eigenem Zeugnis nie ein Lehr- sondern ein Lebemeister sein.
LG
Provisorium
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