@Zeuge
Also ich muss schon sagen lieber Zeuge und das meine ich ganz ohne Sarkasmus, aus reinem, wenn auch individualistischen Herzens – Du machst mir Freude!
Dein „Fensterbeispiel“ überzeugt mich aber leider so gar nicht, weil es in dem Beispiel lediglich um Vokabeln geht, die letztlich überhaupt nichts erklären, sondern nur z.B. einem Gegenstand einen Namen zuordnen, auf den sich die Menschheit, um einander verstehen zu können, einmal geeinigt hat. Was das Fenster letzlich ist bleibt aber unbekannt. Man könnte es daher auf verschiedenste Weise definieren. Nach seinem Zweck (um Licht ins Haus zu lassen...), nach ästhetischen Gesichtspunkten (meist rechteckig...), nach der Beschaffenheit (aus Quarz...), dem Erscheinen nach (optisch durchsichtig) usw.
Nur das individuelle Bild das jemand vom Begriff Fenster hat, kann ich ihm dann auch mit der Vokabel „Window“ erklären.
Genauso verhält es sich auch mit der „Idee Gott“. Jeder hat beim hören der Vokabel Gott eine bestimmte Vorstellung davon, was das sein könnte, aber keiner weiß es wirklich. Die Behauptung Gott ist lebendiger Geist ist letztlich genauso richtig oder falsch, wie wenn ich behauptete Gott sei ein Gnarzel der frobizzelt. Es geht immer nur um individuelle Vorstellungen, um Bilder und trifft die Sache nie so, wie sie wirklich ist.
Wenn wir das Unbekannte nur mit Bekanntem erklären könnten, dann könnten wir letzlich gar nichts erklären, wenn es im stammensgeschichtlichen Prozess nicht zu festgelegten Definitionen einzelner Begrifflichkeiten gekommen wäre. Wir unterhalten uns hier nur über ein bewegliches Heer von Metaphern, von denen wir vergessen haben, dass sie es sind. Und über Worte, Vokabeln sollten wir nicht streiten.
Ich habe den Fokus in meinen letzten beiden Posts deshalb auch bewusst auf die Art wie wir Menschen erkennen, Erkenntnis erlangen gelenkt. Und da stehen wir heute eben an dem Punkt, dass wir nicht wissen was Realität ist. Wir haben nur Annäherungen, Versuche, Theorien, aber keine gesicherten Erkenntnisse. Du sagst, alles sei Energie (Geist), aber was ist das? Was Energie, was Geist? Wir spielen hier nur mit Metaphern.
Deshalb ist es ja gerade mir so wichtig, mich für eine negativ theologische Sicht einzusetzen. Weil all diese Bilder wie Geist und Energie menschlicher, weltlicher Vorstellung entspringen und mit Gott so wie er Gott ist nichts, aber auch gar nichts zu tun haben. Sie verwirren mehr, als das sie tatsächlich etwas erklären.
Ich mag das hier jetzt nicht näher ausführen, aber ich persönlich halte die Welt und auch die Kategorien Raum und Zeit für im Erkenntnisprozess geschaffen und deshalb betrachte auch ich die ganze Welt letzlich als Illusion, als substanzlos. Substantiell und letztlich wahrhaft real ist in meinem Verständnis (Glaube) nur der Bereich Gottes und dieser ist von unserer Welt der Erkenntnis und des Erkennens strikt getrennt und hat nichts mit ihm gemein.
Es ist das Eine, in dem dann auch jeder Individualismus endet und in dass das Individuum versinkt, von Etwas zu Nichts.
Hier auf der Welt aber bin ich etwas, wenn ich auch nicht sagen kann, was genau. Wir nennen es „Ich“, wir spüren es getrennt von anderen „Ichs“ und in Interaktion mit „Diesem“ und „Jenem“...
Lege ich „Dieses“ und „Jenes“ aber bei Seite und kehre mich nach Innen, um meinem geschaffenen Ich und aller Bilder ledig zu werden, geschieht das Wunder:
Draußen stehen wie drinnen, begreifen und umgriffen werden, schauen und zu gleich das Geschaute selbst sein, halten und gehalten werden - das ist das Ziel, wo der Geist in Ruhe verharrt, der lieben Ewigkeit vereint.
LG
Provisorium
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