Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
[/FONT]Eckhart folgt lediglich einem einfachen Gedanken. Er möchte die Heilige Schrift(en) mit den natürlichen Gründen der Philosophie auslegen. Das ist etwas ausgesprochen vernünftiges, bedeutet es doch, dass das, was als Wahrheit erkannt ist, einer „anderen Wahrheit“ nicht widersprechen darf, denn Wahrheit ist eben Wahrheit. [FONT=lucida sans unicode]
Gerade mit der Philosophie sollte mann vorsichtig sein, denn da kann man leicht vom richtigen Weg abkommen.
"Gebt acht, daß euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich ... nicht auf Christus berufen.
Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes.
Durch ihn (in ihm) seid auch ihr davon erfüllt ..."
(Kol. 2:8-10)

Bevor man irgendwelche Spekulationen über Gott anstellt, sollte man sich zunächst dessen klar werden, was das heißt, in Christus zu sein. Und erst dann, aus der Position "in Christus" kann man seinen Augenblick auf Gott richten.
Meister Eckhart tut das nicht, sondern stellt zunächst Spekulationen über Gott an, und erst dann, aus diesen Spekulationen heraus, "erklärt" er die Sohnschaft. Ein völlig falscher Weg. (in Russland saggte man dazu: man zieht die Zähne durch den A...)

Marx nannte Sokrates "Inbegriff der Philosophie". Und ich sage: Sokrates war der einzige wirkliche Philosoph. Alles andere waren Möchtegernphilosophen.
Denn Philosophie heißt "Liebe zur Weisheit". Ein richtiger Philosoph ist auf der Suche nach Weishet, wie es in Spr. 2:1-6 auch geschrieben steht. Meister Eckhart verwirft das.

Nehmen wir z.B. den Bibelvers aus Matthäus 5,3 auf den sich Eckharts Predigt zwei Posts zuvor bezog: Selig sind die Arm an Geist, denn ihnen wird das Himmelreich gehören.

Bibelgelehrte gehen davon aus, dass Jesus das so niemals gesagt haben wird und erklären ihn stattdessen dahingehend, dass Jesus ursprünglich gesagt habe: „Selig sind die Armen, denn sie bekommen Land”. So steht der Satz bei Lukas; er hätte dann die ältere Fassung bewahrt.
Stimmt nicht. In Lukas steht dasselbe was in Mattäus:
"Selig sind die Armen im Geist; denn ihrer ist das Reich der Himmel." (Mt. 5:3)
"Selig (ihr), die Armen; denn euer ist das Reich Gottes." (Lk. 6:20)

Die Armen im Geist sind die, die sich ihrer Unwissenheit bewußt sind, wie Sokretes, des sagte: "Ich weiß daß ich nichts weiß", und: "wirklich weise ist nur Gott". Man ist ständig bereit zu lernen. Hier paßt die Aussage von Lenin: "Lernen, lernen und lernen." Aber lernen bei Gott! (was Lenin natürlich nicht gemeint hat)

Land verspricht Jesus den Gewaltlosen, den Sanftmütigen:
"Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden als Besitz empfangen die Erde." (Mt. 5:5)
Was mit dem A.T. übereinstimmt:
"Aber die Sanftmütigen werden das Land besitzen ..." (Ps. 37:11)

Antworten und Erklärungen auf die oder jene Bibelverse muß man immer in der Bibel suchen. Die Bibel erklärt sich selbst.

und da heißt es auch z.B.: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir, und ich bin in euch. (14,20), oder: Aber ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. (17,20–23)

Hier wird die Einheit des (der) Menschen in Gott betont und Eckhart folgt diesem Gedanken ohne dem historischen Jesus irgendwelche übernatürlichen Fähigkeiten andichten zu wollen, vermöge derer er eine Einheit herstellen könnte, die zuvor nicht bestanden hätte.
Das nenne ich: ein Wort aus dem Bibelkontekst zu reißen, und wilde Spekulationen anzustellen. Die ganze Bibel ist der Kontekst für jedes Wort in der Bibel. So erklärt sich die Bibel selbst.
"An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir, und ich bin in euch.
Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt ...
... Wer mich liebt, wird an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen."
(Joh. 14:20-23)
Das ist die Einheit, die Jesus meinte: eines Sinnes zu sein. Einheit des Geistes.

Meister Eckhart aber (und nach ihm auch du) spricht von der substanziellen Einheit, der Einheit unserer Substanz untereinander und mit Gott, der Einheit des "Fleisches".
Letztendlich ist das die Behauptung eines Individualisten: ich bin, so wie ich bin, gut genug für Gott und bereits eins mit ihm, egal wer er ist und wie er ist. Ich muß mich für ihn nicht interresieren, er geht mich nichts an, weil der Mensch Gott sowieso nicht verstehen und erkennen kann, also lassen wir das.
Man versucht auf "theologischer" Basis die Gottlosigkeit des Lebens zu rechtfertigen.

Wie ich von Anfang an sagte: nur im Kollektivismus öffnen sich dem Mensch neue Horizonte für die Gotterkenntnis, die für den Individualisten unbegreiflich sind.
Als Israel in das gelobte Land einzog, sollten sie alles ausrotten, was da war. Was sie nicht ausgerottet hatten, wurde für sie später zum Verhängnis.
Der Kollektivismus darf nichts vom Individualismus übriglassen, geschweige denn übernehmen, sonnst wird es für ihn zum Verhängnis.