Grundsätzlich würde ich die Beschneidung bei Kindern verbieten, es sei denn es liegt eine medizinische Notwendigkeit vor. Es ist, so meine Überzeugung, ein massiver körperlicher Eingriff auf das Selbstbestimmungsrecht eines Jungen, der unumkehrbar ist und somit lebenslang ertragen werden muß. Religionen haben hier keinerlei Rechtfertigungsargumente, da die Körperlichkeit eines Menschen angetastet wird und dies ohne die Zustimmung des betroffenen Menschen.
Etwas anderes ist es, wenn sich erwachsene Menschen, warum auch immer, für eine Beschneidung aus freien Stücken entscheiden.
Erstaunlich ist bei der Debatte hier in Deutschland, dass die Beschneidung von kleinen Mädchen aus religiösen Gründen als Menschenrechtsverletzung bezeichnet wird, doch die Beschneidung von Jungen bagatellisiert wird.

Interessant sind in diesem Zusammenhang nun die Stellungnahmen der betroffen religiösen Gruppen. Man spricht von religiöser Freiheit und Selbstbestimmung zum einem, welches man für sich in diesem Land einfordert und zugleich verweigert man auf Grund religiöser Ansichten den Kindern dieses Recht auf religiöse Freiheit und Selbstbestimmung. Schlimm ist für mich persönlich das man dann auch noch Gott als Verantwortlichen dafür in Wagschale wirft.

Im Übrigen ist dieses Thema nicht nur bei Muslimen und Juden ein Thema, sondern auch bei Christen, denn man darf nicht vergessen, das bei einem ganz erheblichen Teil der Christenheit die Beschneidung ebenso Pflicht ist (koptische Kirche, äthiopische Kirche, verschiedene orthodoxe Kirchen).

Darüber hinaus stellt sich mir auch die Frage, ist es überhaupt legitim Kinder zu taufen? Auch wenn dieser Akt keine dauerhaften körperlichen Folgen hat, so ist es jedoch faktisch ebenso eine Verletzung des Persönlichkeitsrechtes des Kindes, welches dann ohne freie Wahl zum Mitglied einer Institution / Religion gemacht wird. Ich halte diese Diskussion ebenso wichtig, wie das Thema Beschneidung, denn faktisch geht es auch hier um einen unnatürlichen Vorgang der nichts mit dem Wohl eines Kindes zutun hat, sondern mit dem religiösen Willen von Eltern und Institutionen.

Letztlich wirft die ganze Diskussion die Frage auf, wie weit darf Religion zum Gesellschaftsbestimmenden Faktor werden oder sein. Ich bin der Meinung, das Religionen reine Privatangelegenheiten sind, die keine besondere gesellschaftliche Hervorhebung (politischen, sozialen, kulturellen etc.) haben dürfen. Privat schließt allerdings in sich ein, dass das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen nicht gefährdet wird und die Unversehrtheit garantiert sein muß. Zudem, dass die staatsrechtlichen Komponenten geachtet werden. Und darüber hinaus, dass Religionen gleichberechtigt behandelt werden. Das ist in Deutschland nicht der Fall!

Absalom