Es ist weit mehr als nur einen förmlicher Gruß, wenn Paulus gleich zu Eingang seine Freunde mit den Worten anredet: “Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus.” Indem Paulus die beiden bedeutungsvollen Worte Gnade und Friede zu sammenfügte, tat er etwas Wunderbares. Er benutzte die normalen Begrüßungsformeln zweier großer Völker und verschmolz diese miteinander. Denn charis war der übliche griechische Gruß und mit dieser Formel begann jeder griechische Brief. Eirene aber war der übliche hebräische Gruß, mit dem sich die Juden untereinander begrüßten. Und beiden Worten haftete etwas ganz Besonderes an. Beide Ausdrücke wurden verstärkt und vertieft und noch unendlich viel kostbarer, und zwar durch die neue Bedeutung, mit der die Christen dann diese Worte füllten. Charis selber ist also ein wunderbares Wort, denn Freude und Heiterkeit sind die diesem Wort zugrundeliegenden Vorstellungen. Es hängt mit dem uns heute bekannten Begriff “Charme” zusammen. Durch Jesus Christus wurde der bereits vorhandenen Attraktivität dieses Wortes ein neuer, ein weiterer hinzugefügt. Er besteht nämlich in der neuen Beziehung zu Gott, jener Beziehung der Gnade.

Durch Jesus Christus wird das Leben faszinierender, weil der Mensch nun nicht mehr länger das Opfer des göttlichen Gesetzes ist, sondern er ist jetzt vielmehr zum Kind der Liebe Gottes geworden. Durch Jesus Christus ist das Bedeutendste entdeckt worden, nämlich Gott, ist unser Vater. Auch der hebr. Begriff “Eirene” ist ein sehr umfassendes Wort. Wir übersetzen es mit Frieden. Jedoch wird niemals damit ein ergebnisloser oder einer wertloser Frieden damit bezeichnet, dennoch ist damit nicht das völlig Fehlen von Schwierigkeiten gemeint. Das Wort bedeutet vielmehr, dass alles wohlgeordnet ist und dass sich alle wohl fühlen können. Es umschließt einfach alles, was das höchste Gut des Menschen ausmacht.

Wir können es sehr wohl mit dem griechischen Wort “eirein” in Verbindung bringen, das soviel be-deutet wie verbinden, zusammenfügen, zusammen. Dieser Friede hat stets etwas mit den persönli-chen Beziehungen des Menschen zu tun, mit seiner Einstellung zu sich selbst, zu seinen Mitmenschen und zu Gott. Es handelt sich dabei immer um den Frieden, der aus der Versöhnung geboren wird. Wenn Paulus also um Gnade und Frieden für die Anhänger Jesu Christi bittet, dann betet er damit gleichzeitig darum, dass sie der Freude, Gott als den Vater kennen zu lernen, teilhaftig werden.

Schalom

David