Ich würde es noch anders ausdrücken: Liebe ist ein Fingerspitzengefühl.
Wenn wir alles richtig machen wollen, dabei aber kein Fingerspitzengefühl für den anderen haben, dann stehen wir selbst, und stellen den anderen, unter Druck. Wir müssen dem anderen Freiraum geben, ihn loslassen, und dann, mit offenen Armen, warten können, bis er zur Einsicht kommt.

Der Vater ließ den Sohn gehen und wartete auf seine Rückkehr. Wie lange? Wir wissen es nicht.
Als der Sohn dann endlich zurückkahm, lief der Vater ihm entgegen.

Die Liebe ist langmütig: sie kann, mit offenen Armen, lange warten, bis der andere sein Unrecht eingesehen hat.
Wenn der andere dann zur Einsicht gekommen ist, läuft die Liebe ihm entgegen, um ihm es leichter zu machen. Denn es geht ja bei der Liebe schlißlich um den anderen, und nicht um uns.

Wie offt haben Frauen gegenüber ihren Männern, und Mütter gegenüber ihren Kindern solche Liebe gezeigt.
Da können wir, Männer, so Manches bei den Frauen lernen.
Nicht umsonst war die Frau dem Mann als eine Gehilfin gegeben. In Sachen, die wir können, brauchen wir keine Hilfe. Wir brauchen Hilfe in Sachen, die wir nicht können.

Leider verlieren wir in der heutigen Welt immer mehr dieses Fingerspitzengefühl. (Der Mann will nicht mehr von Gott abstammen, sondern von dem Affen. Und die Frau will nicht mehr die, von Gott gegebene, Gehilfin, sondern mit dem Mann gleichberechtigte sein. Dadurch degradieren sie sich beide.)

Gott ist die Liebe. Und nur wenn wir von Gottes Art sind können wir diese Liebe haben und sie praktiziren.

Auserdem machen offt die Kirchen, mit ihren Vorschriften, dieses Fingerspitzengefüll kaputt. Wir hören nicht mehr auf unser Herz, sondern halten uns an die Kirchenvorschriften in unserem Kopf. Dann können wir uns noch so anstrengen, es kommt bei dem anderen nicht an.