Ich glaube nicht an eine wie auch immer geartete "Natur" des Menschen, die ihn determiniert. Der Mensch ist frei, zu tun, was er will und lebt meiner Ansicht nach am gesündesten und sozial verträglichsten, wenn er im körperlichen Umgang mit Anderen der Liebe folgt. Jegliche Ritualisierung, Gesetzgebung oder sonst wie vorgenommene Einschränkung entspricht nicht seinem Wesen - das etwas anderes ist, als seine "Natur" - egal in welcher Kultur. Will sagen: ritualisierte Fellatio unter Männern ist dumm und menschenverachtend, nicht weil es Fellatio unter Männern ist, sondern weil sie ritualisiert ist.
Hier liegst Du wohl deiner Voreingenommenheit auf. Ich weiß nicht, warum Du die persönliche Erfahrung so gering schätzt, für mich ist sie in diesen Dingen das Einzige, was zählt. Da es bisher - zum Glück! - noch keine verdeckte Massenbeobachtung des sexuellen Verhaltens der Menschen gibt, können die Methoden im weitesten Sinne nur auf Selbstauskunft beruhen. Eine Selbstauskunft, die bei den Befragten in dem Wissen durchgeführt wird, dass ihre Angaben "verarbeitet" und interpretiert werden, produziert ein Ideal, bildet aber nicht tatsächliches Verhalten ab. Was mir wichtig ist in Sachen Sexualität, ist mir in Verbindung mit einem anderen Menschen wichtig, im Umgang mit ihm. Für diesen Umgang bildet meine persönliche Erfahrung die Grundlage, nicht "Wissen" aus wissenschaftlichen Studien. Ich hoffe inständig, mein lieber Kasper, dass das bei Dir auch so ist ;)Zitat von Kasper
Nein, warum sollte ich das abstreiten? Eine Handlung ist nur dann Handlung, wenn sie einer Intetion folgt. Keine Handlung ist jedoch ausschließlich von unserer Intention bestimmt. Es wohnt ihr aus menschlicher Perspektive immer auch ein Anteil Notdurft inne. Deswegen kann ich gar nicht nachvollziehen, dass Du sagst:Zitat von Kasper
Du hattest es doch sicher auch schon mal eilig, auf’s Klo zu kommen! ;) Und so wohnt auch dem Sex eine Art Notdurft inne, nämlich die Fortpflanzung. Gleichwohl ist diese intendiert, allerdings nicht von uns Menschen. Das hat meiner Ansicht nach Einfluss auf unser Verhalten, unsere Begehren und unsere Liebesfähigkeit und löst sich nicht dadurch auf, dass wir die fleischlichen Auswirkungen unserer sexuellen Handlungen künstlich eindämmen können. Aber das muss ich Dir nicht wirklich erklären. Ich schätze, dein Geist hat sich hier schlicht ein wenig vergaloppiert.Zitat von Kasper
Wogegen ich mich stelle ist die Vorstellung - und ich behaupte nicht, dass es deine wäre - dass die Sexualität eine rein nüchtern zu betrachtende Handlung sei, der wir ganz wie wir wollen Bedeutung verleihen können. Sicher, das können wir auch. Wir können sie als reine Lusthandlung betrachten oder als gefühllose Ritualisierung. Aber allein die körperliche Vereinigung zweier Menschen hat Einfluss auf unsere Gefühle, hinterlässt Spuren, prägt Vorstellungen und Eindrücke, die dann wieder auf unser Verhalten zurückwirken. Je komplexer die Erfahrungen sind, die wir machen, - auch die sexuellen - umso komplizierter wird es, sie zu überblicken und einzuordnen, umso mehr füllen wir unseren Geist an mit potentieller Intention und umso mächtiger wirkt der Zwang, sich entscheiden zu müssen, welcher wir folgen wollen. Das kann schon mal ein bisschen verwirren - dabei hat Gott es uns doch einfach machen wollen. Augustinus hatte ihn verstanden :)
*Gruß*
dispicio
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