Ergebnis 1 bis 10 von 102

Thema: Gott erkennen

Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Picus Gast

    Standard

    Hi Bettina,

    ich habe Deine Geschichte gelesen.
    Auch wenn diese Geschichte mich nicht anrührt, habe ich Respekt vor Deinem Weg und Deiner Erfahrung.

    Ich denke, wir beide unterscheiden uns in einem Punkt ganz deutlich. Du schreibst in Deiner Geschichte:

    Als ich mich dann aber eines Abends bereitmachen wollte, mal wieder einen meiner nächtlichen Spaziergänge zu machen, war mir die Nacht zum ersten Mal unheimlich. Vor meinem geistigen Auge taten sich zwei Wege auf: Der eine war die Kirche, der andere ein Abgrund, in dessen tiefste Tiefen ich nicht hinabzuschauen wagte. Ich sah mich als drogenabhängige Nutte. Weiter hinunter mochte ich nicht schauen. Und so war ich bestens auf das Sonntagsschulthema vorbereitet das dann am darauf folgenden Sonntage gegeben wurde: Eben diese zwei Wege.

    Ich denke, diese Erfahrung kennt jeder Mensch. Wenn man in sich hineinsieht, und plötzlich erschaudert man. Du hast den Weg gewählt, dass Du nicht weiter Deine Dunkle Seite betrachtest. Diese Dunkle Seite versuchst Du von Dir abzuspalten und zu verdrängen.

    Ich habe für mich selber einen anderen Weg gewählt. Ich ahne, dass ich mir selbst nur dann ganz bewusst werde, selbstbewusst werde, wenn ich auch die dunklen Seiten in mir, vor denen ich erschaudere, ganz offen annehme und sie versuche zu betrachten. Das ist für mich ein ganz schmerzhafter Prozess, der mir sehr weh tut, da er dem Selbstbild von mir zunächst wiederspricht.

    Aber ich gehe diesen Weg, weil ich dann mich selbst besser erkenne, und mit beiden Beinen besser auf dem Boden der Realität stehe. Denn die Gefahr, die ich bei mir sehen würde, wenn ich Teile meiner Persönlichkeit verdränge ist die, dass diese verdrängten Seiten dann möglicherweise irgendwann hervorbrechen.

    Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber die Psychiatrien sind voll von armen Menschen, die einen religiösen Wahn haben und von ihrer Höllenphantasie gepeinigt werden. Davor versuche ich mich zu schützen, indem ich versuche mich real zu sehen, die hellen und die dunklen Seiten, und diese zunächst mal als gegeben zu akzeptieren.

  2. #2

    Standard

    Hm...
    Was verstehst Du unter einem dunklen Weg und was konkret versprichst Du Dir davon? Ich kann in dieser Hinsicht deine Gründe nicht so recht nachvollziehen. Warum willst Du Dir selber weh tun, wo ist der Gewinn? Und was wird mit Deiner Selbstachtung? Höllenphantasien? Warum sollte ich von Höllenphantasien gequält werden? Wessen unschuldiges Blut hätte ich vergossen, um sowas erdulden zu müssen? Lukas schildert in seinem Buch vier Jahre Hölle und zurück sehr anschaulich, unter welchen Bedingungen man unter Hölenphantasien zu leiden hat und wie diese tatsächlich aussehen, und wer immer sich für Böses entscheiden möchte, der sollte das Buch von ihm, meiner Meinung nach, zuvor gelesen haben.
    Zitat Zitat von Picus Beitrag anzeigen
    Diese Dunkle Seite versuchst Du von Dir abzuspalten und zu verdrängen.
    Ja, genau das wird von einem Christen gefordert, dass er bereit ist, seine Selbstsüchtigkeit zu opfern und in sich zu kreuzigen. Denn Jesus hat alles gegeben, um uns aus Knechtschaft und Sünde zu befreien. Alles war er fordert, ist dass wir uns anstrengen, seinem Vorbild nachzufolgen. Auch wenn uns als unvollkommener Mensch nicht immer gelingt, so zählt doch der Wunsch. Denn unsere Unvollkommenheit haben wir nicht verschuldet und wird uns nicht übelgenommen.
    Religiösen Wahn, ja, das gibt es leider auch. Und diese Menschen tun mir sehr leid. Das sind diejenigen, die ohne tatsächliche Vollmacht versuchen, den Heiligen Geist auf sich herabzubeschwören. Das funktioniert natürlich nicht und geht in der Regel nach hinten los. Diese sinds, die Jesus dermaleinst fragen werden: Herr, haben wir nicht in deinem Namen Teufel und unreine Geister ausgetrieben? Und Jesus wird ihnen antworten, weicht von mir, ihr Übeltäter, ich habe euch nie gekannt.
    Nicht, dass diese bewußt böse wären. Aber es ist besser, auf eine angebliche Führung durch den Heiligen Geist zu verzichten und lieber auf sich selbst zu vertrauen, als sich Mächten anheimzustellen, die einen tatsächlich in den Wahn führen, vor dem Du Dich zu Recht fürchtest. Insofern kann ich Deine Entscheidung sicherlich verstehen, sofern Du nicht bewußt wider besseren Wissens etwas tust, womit Du Dir oder anderen nur schadest.
    Und dann stellt sich natürlich die Frage: Gibt es die Führung durch den Geist Gottes wirklich? Wohin wird man geführt, und ist das erstrebenswert und all der Opfer wert? Du hast ja auch ganz richtig gefragt, zumindest indirekt - nicht enttäuscht sein, wenn ich während des Schreibens in den Postings nicht nachblättern kann - wie man denn das eine, nämlich die tatsächliche Führung durch den Geist Gottes von der angeblichen unterscheiden kann.
    Deshalb reiße ich die Antwort nur kurz an: Alles was den Menschen bewegt, Gutes zu tun, kommt von Gott.
    Ich nehme mal nicht an, dass Gutes zu tun Du für religiösen Wahn hältst.
    Und ich denke mal auch nicht, dass du Leute in der Klapse wiederfindest, die es sich auf die Fahnen geschrieben haben, Gutes zu tun. Oder siehst du das anders?
    Geändert von Bettina (28.08.2008 um 01:42 Uhr)

  3. #3
    Picus Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Bettina Beitrag anzeigen
    Hm...
    Was verstehst Du unter einem dunklen Weg und was konkret versprichst Du Dir davon? Ich kann in dieser Hinsicht deine Gründe nicht so recht nachvollziehen. Warum willst Du Dir selber weh tun, wo ist der Gewinn?
    Der Gewinn ist, dass ich mich selbst erkenne, wie ich bin, und nicht, wie ich gerne sein würde. Das ist für mich ein sehr lohnender Gewinn.

    Ich denke wir haben noch ein kleines Missverständnis. Ich will hier keinen dunklen "Weg" gehen, sondern meine dunkle Seite betrachten und als einen Teil von mir akzeptieren. Das ist ein Unterschied. Denn nur ausgehend von der Wirklichkeit kann ich mich verändern.

    Und was den religiösen Wahn anbelangt, sind wir hier an einem Punkt der Diskussion, der für mich sehr schwierig ist. Ich würde mir nicht anmaßen, die armen Tröpfe zu bewerten, die mit einem Wahn im Krankenhaus sitzen, und dass sie irgendwie durch eine bewusste Entscheidung schuldhaft ihren Wahn herbeigeführt haben. Vielleicht haben sie nur Pech gehabt, ich denke, dass kann jeden treffen, vor allem dann, wenn ich wesentliche Seiten meiner Persönlichkeit verdränge.

    Was unterscheidet einen Menschen, der an Gott glaubt, von einem Menschen, der einen Wahn hat? In beiden Fällen hält der Mensch doch etwas für wirklich, für das es in der Realität keinen Beweis gibt. Den Unterschied gibt es vielleicht gar nicht so sehr in der Ursache, wohl aber vor allem in der Wirkung: der Glaube hat beim Gesunden eine oft wohltuende Wirkung und ist daher nicht krankhaft.

    Wohltuend.
    Tut wohl.
    Wohl dem, der glauben kann.

    Wenn man sich aber die Leute in den Psychiatrien ansieht, dann machen sich Psychosen ausgesprochen häufig an religiösen Motiven fest.

    Oh weh.
    Tut weh.
    Wehe dem, der daran glaubt.

    Eine Verwandtschaft von Glaube und Psychose könnte man auch dadurch ableiten. Vielleicht kannst Du ja als gläubiger Mensch für Dich lernen: Leute mit Psychosen in den Psychiatrien sind mir geistesverwandt, sind meine Brüder im Geiste, wohl wahr, und sind mir geistig näher als ich es vermute.

    Wohl und Wehe, zwei Seiten einer Medaille, einer kaum gebrochenen Symmetrie.

    Das nur als Denkanstoß, und bitte fühle Dich nicht in Deinem Glauben, der sicherlich sehr wohltuend und gut ist, verunglimpft, sondern verstehe dieses Posting als Anregung, Mitmenschen mit Wahn besser zu verstehen.
    Geändert von Picus (28.08.2008 um 10:52 Uhr)


 

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