Hi Bettina,
ich habe Deine Geschichte gelesen.
Auch wenn diese Geschichte mich nicht anrührt, habe ich Respekt vor Deinem Weg und Deiner Erfahrung.
Ich denke, wir beide unterscheiden uns in einem Punkt ganz deutlich. Du schreibst in Deiner Geschichte:
Als ich mich dann aber eines Abends bereitmachen wollte, mal wieder einen meiner nächtlichen Spaziergänge zu machen, war mir die Nacht zum ersten Mal unheimlich. Vor meinem geistigen Auge taten sich zwei Wege auf: Der eine war die Kirche, der andere ein Abgrund, in dessen tiefste Tiefen ich nicht hinabzuschauen wagte. Ich sah mich als drogenabhängige Nutte. Weiter hinunter mochte ich nicht schauen. Und so war ich bestens auf das Sonntagsschulthema vorbereitet das dann am darauf folgenden Sonntage gegeben wurde: Eben diese zwei Wege.
Ich denke, diese Erfahrung kennt jeder Mensch. Wenn man in sich hineinsieht, und plötzlich erschaudert man. Du hast den Weg gewählt, dass Du nicht weiter Deine Dunkle Seite betrachtest. Diese Dunkle Seite versuchst Du von Dir abzuspalten und zu verdrängen.
Ich habe für mich selber einen anderen Weg gewählt. Ich ahne, dass ich mir selbst nur dann ganz bewusst werde, selbstbewusst werde, wenn ich auch die dunklen Seiten in mir, vor denen ich erschaudere, ganz offen annehme und sie versuche zu betrachten. Das ist für mich ein ganz schmerzhafter Prozess, der mir sehr weh tut, da er dem Selbstbild von mir zunächst wiederspricht.
Aber ich gehe diesen Weg, weil ich dann mich selbst besser erkenne, und mit beiden Beinen besser auf dem Boden der Realität stehe. Denn die Gefahr, die ich bei mir sehen würde, wenn ich Teile meiner Persönlichkeit verdränge ist die, dass diese verdrängten Seiten dann möglicherweise irgendwann hervorbrechen.
Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber die Psychiatrien sind voll von armen Menschen, die einen religiösen Wahn haben und von ihrer Höllenphantasie gepeinigt werden. Davor versuche ich mich zu schützen, indem ich versuche mich real zu sehen, die hellen und die dunklen Seiten, und diese zunächst mal als gegeben zu akzeptieren.
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