Aus meiner Schatzkiste
Santa Claus-Christbaumschmuck
Unsere Kinder waren noch im Grundschulalter, als eine Kusine und ihr Mann uns für die Dauer der Weihnachtsferien ihre Wohnung anboten. Wir waren von dieser Einladung begeistert, denn das Apartment lag in Manhattan, dem Big Apple von New York.
Unsere Verwandten lebten aus beruflichen Gründen in dieser riesigen Stadt. Ihren Weihnachtsurlaub wollten sie in Deutschland verbringen. Sie wussten, dass wir gern reisten und unsere Kinder den neuen Eindrücken gewachsen sein würden.
Es war unser erster Aufenthalt in New York. Wir studierten Reiseführer und glaubten, uns gut vorbereitet zu haben. Als wir am 22. Dezember das Flughafengebäude des JFK-Airports verließen, waren wir überwältigt von der Menschenmenge und den endlosen Autoschlangen. Der Taxifahrer verstand mein britisches Englisch nicht – ich fühlte mich wie ein Landei.
„Unsere“ Wohnung lag im 17. Stockwerk eines Hochhauses fußläufig zum Central Park. Beim Portier erhielten wir die Schüssel und sausten mit dem Fahrstuhl in ungewohnte Höhen. Unserem Sohn hatte es die Badewanne angetan. Sie lag tief in den Fußboden eingelassen wie ein kleines Schwimmbad zu seinen Füßen. Ich genoss den Blick aus den Fenstern auf das Häusermeer. Mein Mann und unsere Tochter durchsuchten die Küche nach etwas Essbarem, aber kochen wollte ich nicht. Das nächste Deli lag ja um die Ecke.
Am folgenden Morgen nahmen wir an einer Stadtrundfahrt teil und spazierten anschließend zum Rockefeller Center mit seinem Riesenweihnachtsbaum und der berühmten Eisbahn. Wir erledigten einige Einkäufe, besorgten eine kleine Tanne, einen Karton mit Weihnachtsschmuck und kehrten müde in die Wohnung zurück.
Den Tag des Heiligen Abends begannen wir mit einem Bummel durch den Central Park und lauschten einer Messe in der St. Patrick’s Cathedral, deren Altarraum mit unzähligen roten Weihnachtssternen geschmückt war. Unsere Kinder durften sich in einem der Kaufhäuser ein Weihnachtsgeschenk aussuchen – das Angebot war außergewöhnlich.
Der Heiligabend sollte festlich begangen werden. Das Bäumchen wurde mit einer elektrischen Lichterkette versehen und mit kleinen Santa Claus-Figuren geschmückt. Als wir das Festessen vorbereiteten, wurden die Kinder immer stiller. Plötzlich brach unsere Tochter in Tränen aus: „Ich möchte nach Hause und unseren Hund aus der Hundepension holen. Er hat bestimmt Sehnsucht nach mir.“ Nun begann auch unser Sohn zu weinen: „Ich will in meinem Bett schlafen und mit meinen Freunden spielen.“ Mein Mann und ich nahmen unsere Kinder fest in die Arme. War es ein Fehler gewesen, diese Reise anzutreten?
Die nächste Stunde verbrachten wir zu viert auf dem Sofa. Immer wieder musste ich einen früheren Heiligabend beschreiben, an dem wir sie, unsere „Christkinder“, aus einem Waisenhaus in Asien geholt hatten. Der Tag von Christi Geburt war auch der „Geburtstag“ unserer Familie. Die pulsierende Stadt New York war unwichtig geworden.
Dieser Heiligabend wird mir unvergesslich bleiben, denn unsere Kinder brachten uns, ihren Adoptiveltern, so viel Liebe entgegen. Ihre Kinderaugen strahlten vor Glück, weil sie bei uns waren. Unsere Tochter konnte sich noch gut an die Zeit im Waisenhaus erinnern. Dort hatte sie ein langes Jahr auf die Ankunft von neuen Eltern gewartet.
Natürlich wurden auch Weihnachtslieder gesungen, das Festessen verspeist und Weihnachtsgeschenke ausgewickelt. Aber das größte Geschenk musste nicht ausgepackt werden. Es war nicht greifbar, aber spürbar und hieß Glück. Es war das Glück, eine Familie zu sein.
Später lasen wir gemeinsam die Weihnachtsgeschichte. „Ein Engel hat Maria gesagt, dass sie Jesus bekommt,“ folgerten unsere Kinder, „aber euch hat der Postbote einen Brief gebracht. Darin stand, dass ihr uns holen solltet.“
Nach den Festtagen hatten wir noch Zeit für viele Besichtigungen und Unternehmungen. Wir besuchten Ellis Eiland, die Freiheitsstatue und andere Sehenswürdigkeiten. Aber am deutlichsten ist mir der Heilige Abend in Erinnerung geblieben. Ich freute mich über die Geburt des Herrn und war dankbar für unsere Kinder.
Kira
Liebe Balkonies, das ist die Geschichte des Santa Claus-Christbaumschmucks. In 11 Tagen werden die kleinen Figuren unseren Weihnachtsbaum schmücken. Bis dahin lege ich sie zurück in meine Schatzkiste.
Geändert von Fanny (13.12.2007 um 09:40 Uhr)
Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Psalm 63, 8
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