Hallo Scotti, berechtigte Fragen, die lange schon gestellt werden und immer wieder gestellt werden müssen, denn nur unzureichend scheint die Beantwortung der Fragen zu sein.
Widersprüche ja die gibt es mehr als genug, mindestens so viele, wie auch wir Menschen in uns selbst widersprüchlich sind. Aus dieser Widersprüchlichkeit versucht nun der Mensch zugleich begrenzt auf seine jämmerlichen drei Dimensionen verbindliche Antworten auf unlösbare Fragen zu geben. Wer ist Gott, was ist Gott, wo ist Gott, warum gibt es Gott, etc.? All diese Fragen scheitern an unserer eingeschränkten Begriffswelt, an unseren dimensionalen Wahrnehmungen, an unseren begrenzten Verstand, an unser irdisches Dasein, das kein Denken und Handeln außerhalb von Raum und Zeit erlaubt. Doch hat Gott überhaupt Raum und Zeit? Gott weiß es allein.
Nun versucht also dieser Grenzgänger Mensch das Grenzenlose in Grenzen einzubinden, damit er es erfassen und erklären kann (ganz im Widerspruch zu Gottes Wegweisung!). Die Folge davon ist einen Verbilderung (auf irdische Sphären) und in dessen Folge eine Instrumentalisierung des Unfassbaren. Ja und mit der Instrumentalisierung wird dann zu gleich auch eine Philosophie oder Theologie entworfen, welche uns Menschen sagen will, was die Gesetzmäßigkeiten des Grenzenlosen sein soll.
Das ein solcher Aktionismus immer menschlich bleiben muss, zeigt sich daran, dass solche „Glaubenssysteme“ sich bisher immer selbst in sich auflösten und durch neue („fortschrittlichere“) ersetzt wurden, doch in ihrem Grundwesen immer gleich blieben. Das ist eine Tatsache die sich an der Religionsgeschichte der Menschheit leicht belegen lässt. Das diese Ablösungsprozesse selten friedlich vonstatten ging ist nachweisbar und gehört zu den schlimmsten Kapiteln unserer Menschlichkeit. Genau in diesen Phasen wird sich jede Religion, sei sie noch so ethisch hoch angesiedelt, untreu. Denn Machtstreben erlaubt keine Ethik und schon gar nicht grenzenlose Liebe. Selbst Nächstenliebe kann dann sogar dahingehend pervertiert werden, dass man zur Rettung des Seelenheils den Menschen tötet (z.B. Hexenprozesse).
Keine Religion der Erde wirst du finden, die sich ihre Unmenschlichkeit ernsthaft eingesteht, (gilt es doch angeblich Größeres zu bewahren), denn dann würde man zugleich ein Zugeständnis an die eigene Fehlbarkeit und Unwahrheit tätigen. Ebenso könnte sie sich dem Versuch ausgesetzt fühlen, mit anderen Religionen verglichen oder gar gleichgestellt zu werden (man ist ja immer um so viel Besser und Wahrer als all die Anderen).
Und so wird die Geschichte weitergehen und wie bisher wird eine Religion die nächste Religion absetzen und eine jede Religion wird von sich behaupten, sie wäre für die Ewigkeit bestimmt. Man wird darum kämpfen und leiden, sich gegenseitig abmissionieren wollen oder sich hinmorden. All dies geschieht während ich das schreibe und es wird weiter geschehen.
Habe ich deswegen Zweifel an Gott? Nein, das habe ich nicht, aber ich habe Zweifel an der Religion und besonders den Vertretern von Religionen, die von sich behaupten, sie wären die einzig wahren.
Eventuell solltest du nicht Gott an dem Treiben der Menschen messen, sondern eventuell solltest du Ihn in deinem ganz persönlichen Dasein suchen. Du wirst feststellen können, Gott lässt sich nicht auf das Alphabet begrenzen und schon gar nicht auf unserer jämmerlich ärmlichen Sprache und Begriffswelt reduzieren.
Samu
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