Es ist ein spannendes Thema, dass viele althergebrachte „Bilder“ in Frage stellt viele neue Fragen aufwerfen.
Heute möchte ich erneut spezifischer aus dem Grabungsfundus berichten. Dieses mal nicht zum N.t., sondern über die Besiedlungsgeschichte des Landes Israel.

Israelische Forscher haben insgesamt 3 wesentliche große Besiedlungsperioden Israels entdeckt. Nicht beachtet sind hierbei Ansiedlungen von 5000 v.Chr.!

Die erste umfassende große Besiedlungswelle Israels konnte in die frühe Bronzezeit (um 3500 – 2200 v.Chr.) lokalisiert werden. Auf dem Höhepunkt dieser ersten großen Besiedlungswelle konnten ca. 100 kleinere Dörfer und größere Stadtansiedlungen lokalisiert werden. Insbesondere – ja fast ausschließlich traf diese erste Besiedlungswelle das heutige Westjordanland, dass damals eine überaus üppige Vegetation aufweisen konnte (z.B. dichte Eichenwälder).
Um 2200 v.Chr. wurde fast das gesamte Gebiet geräumt und war unbesiedelt. Bis heute ist nicht ganz klar, warum dieser Landstrich so abrupt verlassen wurde. Zum einen lassen sich deutlich Kriegsspuren nachweisen, die mit Sicherheit auf heftige Kriegszüge der Ägypter und Völkern aus dem Zweistromland ereignet haben, aber auch klimatische Veränderungen können in Betracht kommen.
Erst 200 Jahre später tauchen wieder erneute Besiedlungsspuren auf, die kurz nach 2000 v.Chr. zu einer erneuten Besiedlungswelle führten. Anhand archäologischer Ausgrabungen dieser zweiten Besiedlungswelle kann man diesen Zustrom sogar zahlenmäßig einordnen. Binnen relativ kurzer Zeit (ca. 100 Jahre) haben sich ca. 40000 Menschen – auch hier wesentlich – im Westjordanland angesiedelt. Erstaunlich ist besonders bei dieser zweiten Besiedlungswelle, dass ein überaus effizientes und kompliziertes Netz aus dörflichen, städtischen und äußerst wenigen befestigten Anlagen entstand, das eng miteinander verflochten war. Tatsache ist, dass fast keine Stadt aus dieser Epoche Stadtmauern oder Befestigungswälle hatte. Das ist überaus erstaunlich und hängt ganz eng mit der Vormachtsstellung Ägyptens zusammen. Ohne Zweifel haben wir es hier mit der Besiedlung durch die sog. Kanaaniter zutun. Größere und bedeutende Städte entstehen in dieser Zeit in Hazor, Hebron, Jerusalem, Bethel, Silo oder Sichem. Lediglich im direkten Bergland blieb die Besiedlung äußerst dünn. Um 1600 v.Chr. lebten ca. 45000 Menschen in ca. 250 Siedlungen.
Des Weiteren konnte auch der Besiedlungszustrom deutlich aufgezeigt werden. Die beiden ersten großen Besiedlungswellen kamen aus dem Osten und breiteten sich gen Westen aus. Auch die dritte Besiedlungswelle, die jedoch wesentlich langsamer und auch geringfügiger ausfiel (um 1200 .v.Chr.) kam zweifelsfrei aus dem Osten.

Keramikfunde aus den ersten zwei Besiedlungswellen lassen auf einen regen Handel mit Ägypten schließen. In Ägypten und in Kanaan wurden zahlreiche Funde für diese Handelstätigkeit gefunden. Insbesondere Oliven und Wein war ein Exportschlager der Kanaaniter.
Erstaunlich ist auch, dass die erste, zweite und auch dritte Besiedlungswelle ähnliche Baustrukturen aufweisen, was darauf Rückschließen lässt, dass wir es hier mit Menschen aus demselben Kulturkreis zutun haben.
Im Verlauf der zweiten Besiedlungswelle kann man zudem deutlich die Entwicklungen zu einer Städtekultur feststellen. Darauf verweisen deutlich verlassene Dörfer und das anwachsen der Städte und ihrer Bevölkerung.
Großen Aufschluss über die Besiedlung der ersten und zweiten Welle gaben nicht nur Tonscherbenfunde und Keilschrifttafelfunde, sondern auch Tierknochen, die von Forschern als überaus interessant eingestuft werden. Insbesondere bei den wenigen Ortschaften im Bergland wurden fast ausschließlich Ziegen- und Schafknochen gefunden, Knochen von Schweinen wurden jedoch auch gefunden. In den Ballungsgebieten / Städten fand man hingegen einen hohen Anteil an Rinderknochen, seltner Schaf- und Ziegenknochen, die von Schweinen fehlen hier gänzlich. Deutlich lässt sich erkennen, dass die Bewohner des Berglandes noch die traditionelle Tierhaltung damaliger Beduinen beibehalten haben, wozu auch Schweinezucht gehörte, hingegen in der Nähe von Städten Rinderzucht betrieben wurde, was ebenso auf eine intensive Landwirtschaft hinweißt. Das fehlen von Schweineknochen in den Stadtgebieten ist jedoch der weit aus interessanteste Aspekt. Gleich wie in Ägypten, wurde hier auf jegliche Schweinezucht und dessen Verzehr – nämlich - bei den Kanaanitern verzichtet. Also ganz anders wie in den Gebieten des Berglandes oder heutigen Gebieten in Libanon, Jordanien, Syrien und Persien. Woher diese Sitte des nicht Schweine essen rührt liegt übrigens weiterhin im Dunkeln der Geschichte. Tatsache ist, dass es bereits um 3000 v.Chr. keine Spuren von Schweinezucht oder Knochenfunde von Nutzschweinen außerhalb des Berglandes gab (es sei den von Wildschweinen die auf natürlichen Weg verendeten).

Die zweite Besiedlungswelle fand – wie wir aus historischen Quellen entnehmen können – unter der Herrschaft der Ägypter statt, die dem Land Kanaan ganz offensichtlich einen großen wirtschaftlichen Aufschwung brachten und im Vergleich zu anderen Regionen des „Nahen Ostens“ überaus friedliche Zeiten.
Diese Verhältnisse endeten schlagartig ab 1300 v.Chr. und in dessen Folge geschieht auch die dritte Besiedlungswelle 1200 v.Chr.. Dazu später mehr.

Die drei Besiedlungswellen entstammen zweifelsfrei dem gleichen Kulturkreis, wie die ersten beiden, was Keramikfunde deutlich belegen. Die Herstellung solcher Tongefäße hat sich in den Jahrhunderten kaum verändert und ebenso wenig die künstlerischen Gestaltungen von Keramik, die überaus schlicht und einfach gehalten wurde. Bewohner des Berglandes, wie die Stadtbewohner benutzten die gleichen Gegenstände und lebten auch in relativ gleichen Kulturverhältnissen. Ebenso spärlich und einfach wie die Keramikfunde, sind gefundene religiöse Artefakte aus der Frühzeit der zweiten Besiedlungswelle. Mehrere Altäre konnten im Hochland und den Städten freigelegt werden, die fast ohne Zierden ausgeschmückt waren. Nur selten konnte man Tonfiguren finden und unklar ist man sich bis heute über die wirkliche Bedeutung dieser Figurenfunde. Anders als in Ägypten oder Babylon fehlt ihnen jeglicher Anschein von Kultfiguren. Noch interessanter sind die Bestattungsriten aller drei Besiedlungswellen. Sie unterscheiden sich kaum voneinander und auch hier ist die Stadtkultur der Berglandregion anfänglich noch völlig identisch.

Faktisch gibt es zwischen den Bewohnern des Berglandes – den Hirten und der Stadt/Landbevölkerung der Ebenen keine Unterschiede außer im Verzehr von Schweinefleisch. Das ändert sich ebenso mit der dritten Besiedlungswelle. Hier finden sich ebenso keinerlei Schweinekochen mehr in den Besiedlungsschichten des Berglandes.

Offensichtlich haben wir es in allen drei Besiedlungswellen mit dem gleichen Kulturkreis zutun, der sich jedoch durch die politischen Verhältnisse um 1300 v.Chr. grundsätzlich ändert. In die Spätzeit fällt auch die erste historisch verbürgte Erwähnung von Israel auf der sog. Merenptah Stele.

Lange Zeit wurden wenige einzelne Inschriften und die biblischen Berichte als Maßstab für eine Geschichtsdatierung Israels angenommen, leider nicht die Archäologie, wie Prof. Israel Finkelstein beschreibt. Ebenso schlussfolgern anerkannte Israelische Archäologen, man hat faktisch bei der Suche nach Hinweisen auf Israels Geschichte ein Jahrhundert an den falschen Stellen gegraben. Nicht in Jericho, nicht Bethel, Lachisch oder Hazor, etc muß man nach Israel suchen, sondern im Bergland, dort, wo die Bergbewohner lebten. Wohl war schon durch frühere Ausgrabungen klar geworden, dass die erste, zweite und dritte Besiedlungsschicht eng kulturell und religiös miteinander verbunden war, aber als die dritte Besiedlungsschicht entstand, war die zweite Besiedlungsschicht schon mindestens 100 Jahre in Schutt und Asche gelegt oder verlassen worden, Jericho sogar seit 2000 v.Chr. weitestgehend unbesiedelt geblieben. Der plötzliche und schnelle Niedergang der prachtvollen Städte von Kanaan kann heute sehr gut an Hazor nachvollzogen werden. Jetzt kann man noch die 1,80 Meter hohen Palastmauern des Königstempels von Hazor besichtigen, die von einer verheerenden Feuersbrunst noch immer Rot erscheinen. Ausgrabungen von Griechenland bis in die Türkei zeigen für den Untergang Kanaans 1400 – 1300 v.Chr. ganz ähnliche Spuren der Verwüstung. Was ist geschehen? Ägypten und die Hethiter leisteten sich im 1400 - 1300 Jahrhundert v.Chr. erbitterte Schlachten um die Vorherrschaft im Nahen Osten. Als unter Ramses und Hattuschili der erste bekannte Friedensvertrag der Weltgeschichte geschlossen wurde, weil beide Großreiche wirtschaftlich und militärisch geschwächt in einer Pattsituation gegenüber standen, ergriff eine dritte Großmacht – die Mykenenischen und Anatolischen Völker – (z.B. Philister, Tjeker, Schekelesch, Danaer, Weschesch, etc) die Chance zum Großangriff, zuerst auf das Hethiterreich, das binnen kürzester Zeit überrannt und völlig vernichtet wurde bis an die Grenzen Ägyptens. Ramses der III beschreibt diese Streitmacht als Seefahrervölker. Infolge ihrer Invasion wurde nicht nur das heutige Gebiet von Griechenland, Türkei, Libanon, Syrien, verwüstet, sondern auch Kanaan regelrecht dem Erdboden gleich gemacht. Insbesondere das in brand stecken von Städten war eines ihrer deutlichen Kennzeichen, dass Furcht und Schrecken verbreitete. Faktisch wurde die kanaanitische Hochkultur damit ausgelöscht.

Der archäologische Durchbruch kam folglich, als man sich intensiver mit dem Bergland und hier mit der dritten Besiedlungsschicht und dessen Standorten beschäftigte, denn es war offensichtlich, dass die erste Besiedlungsschicht und die zweite Besiedlungsschicht den Kanaanitern zugewiesen werden muß. Beide Besiedlungsschichten wurden nachweislich Opfer von Kriegsgeschehen zwischen Ägypten und angreifenden Völkern. Noch klarer wurde dieser Sachverhalt, als man die zweiten Besiedlungsschichten im Bergland genauer untersuchte. Sie wurden nicht verwüstet, sondern einfach verlassen.

Für die Archäologie stellte sich die Frage, wohin ist die Mehrheit der städtischen Kanaaniter verschwunden und wo ist die Bergbevölkerung abgeblieben? Wurden die Kanaaniter mehrheitlich getötet und ist dessen Rest mit der Bergbevölkerung östlich des Jordan gezogen? Oder haben sie sich ins verbündete Ägypten zurückgezogen?

Klar und deutlich konnte die Archäologie eine Antwort geben, sie sind über den Jordan gen Osten geflohen und von dort auch wieder zurückgekehrt, in ein völlig verwüstetes Land. Ein Teil zog wieder in die Ebenen und baute ein kleinstädtisches Leben wieder auf. Ein anderer Teil blieb jedoch im sicheren Bergland. Weit ab von den ehemaligen kanaanitischen Städten konnten in den letzten Jahren über 250 Ansiedlungen entdeckt werden. Wenn auch sehr primitiv und äußerst spärlich ausgestattet ist doch die Bauweise gleich der zweiten Besiedlungswelle. Ein Unterschied ist jedoch offensichtlich, es sind Wehrdörfer zumeist auf Bergspitzen. Offensichtlich hat die Katastrophe, die einst über Kanaan kam die neuen Bewohner überaus wachsam gemacht und mehr noch, wehrhaft. Ganz in der Tradition der Bergbewohner aus der zweiten Besiedlungsschicht waren es auch hier wieder sog. Hirten, die neben geringer Landwirtschaft besonders die Viehzucht betrieben. Neu ist, sie halten keine Schweine mehr!
Deutlich zeigen sich in der dritten Besiedlungswelle auch Unterschiede zu den nun neu entstehenden kanaanitischen Ortschaften auf, die insbesondere sich an der Baukultur der Küstenbewohner – der Philister orientiert. Gleiches trifft auch auf neu entstehende Kultstätten zu. Offensichtlich hat zwischen Kanaanitern und Philistern ein enger kultureller und religiöser Austausch stattgefunden. Noch deutlicher wird dieser Sachverhalt an den Namensgebungen der Götter. Immer deutlicher treten Götter der Philister in Kanaan auf. Schon bald (im Verlauf von ca. 200 Jahren) finden sich nur noch vereinzelt die alten kanaanitischen Gottesbegriffe wie z.B. EL, Elohim, Zebaoth, JAWH, Mot, etc. Hier ein Gebet an EL aus den Tonarchiven von Ugarit vor der Zerstörung der kanaanitischen Hochkultur: „Oh EL! Oh Söhne EL! Oh Versammlung der Söhne EL! Oh Zusammenkunft der Söhne EL, sei gnädig, oh EL, sei Stütze, oh EL, EL, eile, EL, komm schnell, zur Hilfe Zaphons, zur Hilfe Ugarits, mit der Lanze, oh EL, mit der erhobenen, oh EL. mit der Streitaxt, oh EL, mit der zerschmetternden, oh EL.“
Ganz im Gegensatz scheinen die Bergbewohner zu stehen. Sie entwickeln eine ganz eigene Kultur, die sich unübersehbar (siehe z.B. Gebet) an den alten Gegebenheiten im Westjordanland orientieren. Israelitische Religionswissenschaftler und Archäologen sehen heute darin die eigentliche Geburtstunde des Volkes Israel.
Diese Behauptung muß sich natürlich an weiteren Fakten belegen lassen, denn sie steht gänzlich im Widerspruch zu der biblischen Geschichte oder doch nicht?

Bei Ausgrabungen in Israel ist man gezielt den Spuren der Josuageschichte gefolgt, weil sie als einzige zusammenhängende Geschichte ganz wesentliche Ortsangaben vermittelt. Zudem verweisen die Gebietsangaben auf die genauen Grenzen Judas im 7. Jahrhundert und das macht stutzig! Schon bei den Ausgrabungen in Jericho hat man in den zwanziger Jahren berechtigte Zweifel an der Josuaversion verlautbaren lassen. Bei neueren Grabungen konnte man nun durch modernste Technik belegen, Jericho hatte nie Mauern. Auch das Argument, durch Verwitterung sei von den Mauern nichts mehr zu finden (Lehmbauweise), konnte klar widerlegt werden (ich verweise hier auf die umfangreiche wissenschaftliche Lektüre von z.B.: Leonard A. The Late Bronze Age, Singer I. Egyptians, Canaanites and Philistines in the Period of the Emergence of Israel, Finkelstein I. The Archaeologie of the Israelite Settlement, etc, etc).
Schon früh ist man auch bei der Abrahamsgeschichte auf seltsame Eigenheiten gestoßen. So sind z.B. Kamele in Israel nicht vor 900 – eher ab 800 (Knochenfunde) belegt. Auch Assyrische Quellen belegen, dass erst ab Mitte des 700 Jahrhunderts v. Chr. Kamele als Lastentiere gebräuchlich wurden. Doch noch ein Fakt ist erstaunlich, bereits Isaak soll Kontakt mit Philistern gehabt haben, diese sind jedoch nachweislich (historische und archäologische Belege) erst um 1200 v. Chr. in Kanaan. Und erst im 11. – 10. Jahrhundert sind feste Städte der Philister entstanden. Ganz deutlich wird der Sachverhalt an der Erwähnung des Ortes Gerar in den Texten über Isaak. Nachweislich stammt diese Stadt, die komplett bis zu ihren untersten Schichten ausgegraben wurde erst aus der Zeit 1150 – 900 v.Chr.. Ebenso aufschlussreich ist die Geschichte von Edom, das erstmals im 8. Jahrhundert v.Chr. durch assyrische Quellen belegt ist. Ausgrabungen haben zweifelsfrei die ersten Besiedlungen genau in dieses Jahrhundert datieren können. Erst im 7 – 6 Jahrhundert erscheint Edom als politische Größe, was archäologisch sogar erklärbar wird. Edom entwickelte sich von einer lukrativen Handelsstation zu einem eigenständigen Kleinkönigreich. Schon längere Zeit ist bekannt, dass ein Großteil der Orte aus den sog. Stammvätergeschichten eigentlich in die Zeiten des 7 – 5 Jahrhunderts v. Chr. gehören. Ähnliches, und hier kommen wir zu Josia, findet sich bei der Josiageschichte wieder. Zu Zeiten Josias gab es z.B. die Städte Ezjon-Geber, oder Arad nicht. Erst in der Eisen- bzw. Spätbronzezeit taucht diese Stadt archäologisch greifbar auf. Fast 20 Jahre hat man allein an Arad gegraben, um den sagenhaften König von Arad aus den Zeiten Josias zu finden, bisher ergebnislos und die Grabungen sind beendet, weil es faktisch nichts mehr zu ergraben gibt. Und was ist mit der geschichtsträchtigen Stadt Hesbon, im Osten jenseits des Jordan? Die umfangreichen Ausgrabungen waren ernüchternd, es gab diese Stadt nicht zu Zeiten Josias, ja nicht einmal eine kleinste Behausung konnte gefunden werden, doch eine große Siedlung aus der Eisenzeit zeigte sich den Archäologen. Auch Bet-Schean wurde intensiv durchgraben. Schon in den 20er Jahren hat man dort seltsame Gebäude entdeckt die sich in der Folgezeit als ägyptische Festung offenbarte. Josua muß in seiner Zeit an ihr vorbei gezogen sein und Funde belegen, die Festung war bis um 1200 v.Chr. besetzt – von Ägyptern. Und selbst in Meggido wurde man fündig, denn man konnte für die Zeit von 1294 – 1153 v.Chr. eine ununterbrochene ägyptische Militärpräsenz durch ausgiebige Funde belegen. Noch ein ganz bemerkenswertes Beispiel bietet Hazor das jüngst durch Prof. Amnon Ben-Tor (hebräische Universität) aufs Gründlichste erneut ausgegraben wurde. Hazor hatte offensichtlich durch seine Lage eine lange Besiedlungszeit, die von 2000 v.Chr. bis 1300 v. Chr. reicht. Eine blühende Stadt, die bis 1300 von Kriegswirren verschont blieb. Weder ist eine Einnahme durch Israeliten belegt, noch finden sich Spuren etwaiger Kriegshandlungen vor 1300 v. Chr.. Hazors Schicksal endete gleich all der anderen Städte in Kanaan. Ein letzter Beleg aus der langen Liste archäologischer Studien sei mit Ai erwähnt. Ai und Jericho gehören zu der ersten großen Besiedlungswelle, die durch Kanaaniter gegründet wurden. Die Ausgrabungen an Ai ergaben zweifelsfrei, dass gleich wie Jericho, diese Stadt zu den Zeiten Josias längst verfallen und verlassen war.

Die Archäologen Israels und aus der archäologischen Fachwelt, sind nach Abschluss der meisten Ausgrabungen zu folgendem Fazit gekommen. Ausnahmslos alle Städte der Landname Josias waren entweder schon längst nicht mehr bewohnt, oder waren unter direkter ägyptischer Verwalten mit starken Militärposten versehen, oder aber sie existierten noch gar nicht. Es gibt weder Kriegsspuren aus dieser Zeit, noch lässt sich ein Volk Israel als greifbare Größe auch nur im Entferntesten erkennen. Weder in kanaanitischen, noch in ägyptischen oder assyrischen Quellen gibt es auch nur den kleinsten Hinweis auf eine solche Streitmacht des Josia, oder aber auf eine solche Völkerwanderung. Erstaunlich ist darüber hinaus, dass alle Ortsangaben und geographischen Hinweise zu Ortschaften – sowie Gebräuche und Wortbegriffe (dazu später mehr) in das 7. – 5. Jahrhundert v.Chr. gehören. Was man belegen kann ist, dass ein Bergvolk / Hirten mit der dritten Besiedlungswelle um 1200 v.Chr. aus dem Osten und nicht aus dem Süden (Ägypten) das Bergland Israels strategisch besetzte und im Verlauf von 500 Jahren sich bis in die Ebenen ausbreitete, die historisch dann auch namentlich Erwähnung finden – die Israeliten. Zudem scheint es so zu sein, dass dieser Volksstamm einst mit den Kanaanitern in völliger Einheit und Symbiose zusammen lebte, die gleichen Sitten und Gebräuche, ja fast die selben religiösen Bräuche inne hatte, oder um es mit Silberman sinngemäß zu schreiben, kulturell und auch genetisch sind Israeliten und Kanaaniter im wesentlichen Punkten ein und das selbe Volk, dass sich durch die Ereignisse der zweiten Besiedlungswelle und durch die Katastrophe von 1300 und der dritten Besiedlungswelle zu unabhängigen Völkern entwickelten. Und genau in diese Zeit gehört auch eine Ägyptengeschichte, die für sich sogar eine historische Grundlage, für einen ganz kleinen Teil der damaligen Bevölkerung Israels, in ägyptischen und kanaanitischen Quelltexten findet. Es ist der angestrebte Bau des Suezkanals unter Necho II. (610 bis 595 v. Chr.), der im großen Stil sog. Flüchtlinge (z.B. vor den Assyrern) zu seinem Großbauprojekt verpflichten wollte und auch hat (Zwangsarbeit).