Hallo samu = Die Glaubensformel "wahrer Gott und wahrer Mensch" ist nun erst nach der Auferstehung entstanden.
Aber zuerst zu dem jüdischen Umfeld
Der "fruchtbare Halbmond" besteht aus den beiden Hochkulturen Ägyptens und Sumer/Babylonien; die Mitte ist das heutige Palästina; an der Küste waren die Stadtstaaten der Phönizier, die davon ausgehend das Mittelmeergebiet (und darüber hinaus) kolonisierst haben und oft die Keimkolonien der späteren griechischen Städte bildeten. Karthargo war die "neue Stad" der Phönizier. Du hast in diesem Gebiet (Kanaan) die Einflüsse all dieser Kulturen und kannst diese Problematik auch sehr deutlich bei Den Propheten des AT herauslesen. Und da du Religionskunde studiert zu haben scheinst, müsstest du eigentlich wissen, das auch die jüdische Religion Einflussen unterworfen war und sich diesen auch anpasste. Es gibt viele Texte (Schöpfung, Sintflut, Hiobsgeschichte, Opferrituale, Gebotsvorschriften) die in ähnlicher Art und Weise auch in assyrische, ägyptisch, phönizisch und anderen Sprachen gefunden wurden, den jüdischen Texten sehr ähneln und teilweise bedeutend älter sind.
Mit diesem "rein jüdischen Umfeld" oder "rein jüdischen Dasein" oder "rein jüdischen Glaubensleben" habe ich so meine Schwierigkeiten = was soll das sein? Die jüdischen Glaubensfeste passen zum heidnischen Festkalender der Umweld, die Monatsnamen stammen aus dem babylonischen Exil, die Opferrituale gab es auch zu Ehren anderer Götter des Umfeldes. Auch das Verbot des Genusses von Schweinefleisch hat im alten Kanaan seine Wurzeln. Das Opfer eines wilden Ebers war Bestandteil des Adonis-Kultes. Um diesem Kult zu wehren, der anscheinend auch in Israel Verbreitung gefunden hatte, wurde das Schweinefleisch-Essen verboten = ist also eine Gegenreaktion auf das Tun des Umfeldes und von daher beeinflusst.
So kann man noch vieles aufzählen. Das Judentum ist in vielem ein Konglomerat verschiedener Einflüsse (natürlich unter Wirkung Gottes - kein Zweifel - aber nichts total eigenes und isoliertes)
Wer sich dafür interessiert: die Mandäer sind eine christlich-jüdische Täufergemeinschaft, die bis heute überlebt haben und zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert entstanden. Hier findet man eine Weltanschauung die die vielgestaltige Glaubenswelt zur Zeit Jesu durchaus widerspiegelt - die hat nicht viel mit der Vorstellung des Judentums in heutiger Zeit gemein.
Ich hatte ja schon schon auf den Buddhismus hingewiesen. Wem das komisch vorkommt = Alexander hat ein Weltreich geschafften, dass zwar nach seinem Tod zerfiel, aber die verschiedenen Diadochenreiche verbanden mit ihrer griechischen Oberschicht und den kulturellen und wirtschaflichen Beziehungen den Westen mit dem Osten. Indien war damals mit Europa verbunden. Und somit auch für die Missionierungsversuche auf beiden Seiten offen (auch später in die andere Richtung = es gab blühende christliche Bistümer und Großkirchen im heutigen Afganistan, Pakistan und auch in China, bis zum Einmarsch des Islam) Buddhistische Klöster hat man in Ägypten, Griechenland und auch im heutigen Syrien gefunden.
Matth. 15, 11. Nicht das, was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen; sondern was aus dem Munde herauskommt, das verunreinigt den Menschen.12. Da traten seine Jünger herzu und sprachen zu ihm: Weißt du, daß die Pharisäer Anstoß nahmen, als sie das hörten?
13. Er aber antwortete und sprach: Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird ausgerissen werden.
14. Lasset sie; sie sind blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder den andern leitet, werden beide in die Grube fallen.
15. Da sprach Petrus zu ihm: Erkläre uns dieses Gleichnis!
16. Er aber sprach: Seid denn auch ihr noch unverständig?
17. Merket ihr noch nicht, daß alles, was zum Munde eingeht, in den Bauch kommt und in den Abort geworfen wird?
18. Was aber aus dem Munde herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen.
19. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen.
20. Das ist's, was den Menschen verunreinigt; aber mit ungewaschenen Händen essen, das verunreinigt den Menschen nicht.
Die Texte aus dem Talmud, die diesen ähneln sind - meines Wissens nach - später entstanden. Eine der möglichen Wurzel solchen Denkens (natürlich immer neben der Möglichkeit, dass hier Gott selbst in jesus etwas neues hereinbrachte) ist das Dhammapada, die damalige Haptmissionschrift des Buddhismus:
Alle Dinge entstehen im Geist, sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung. Rede mit unreinem Geist, handle mit unreinem Geist, und Leiden wird dir folgen, wie das Rad dem Fuß folgt, der den Wagen zieht.
Alle Dinge entstehen im Geist, sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung. Rede mit reinem Geist, handle mit reinem Geist, und Glück wird dir folgen, wie der Schatten dem Körper folgt, und nicht weicht.(Dh , 1.2)
Wem es interessiert, der mag sich selber kundig machen.
Zur "Zweinaturenlehre" = Es gibt nicht nur die kath - protestantische Position.
Die altorientalischen (und damit auch ursprünglicheren) Kirchen sind monophysitisch = Als Monophyletismus bezeichnet man jene christologische Position, der zufolge Christus vollkommen göttlich und vollkommen menschlich sei, aber nur eine gott-menschliche Natur habe.
So ähnlich wurde Jesus auch im Arianismus (der mal eine große Konkurenz zum Katholizismus darstellte und in Europa viele Bistümer besaß) gesehen.
So ähnlich kann man auch den Menschen sehen = Menschlich nach der natürlichen Seele, göttlich nach dem Wirken des Heiligen Geistes - der in Jesus während des Erdenlebens wirkte und ihn so verwandelte, dass er nach dem Tod völlig verwandelt, neugeboren und göttlich war = sozusagen der Erstgeboren, dem alle Gläubigen nachfolgen sollen. Auch wir sind nicht geteilt sondern bestehen aus einer Seele, die vom Geiste Gottes verwandelt wird (in den geistlichen Leib des Paulus) so wir uns Gottes Gnade öffnen. = aber das sind jetzt schon wieder persönliche Glaubensdarstellungen.
Du siehst - man kann - und hat - in der christlichen Theologie auch hier verschiedene Positionen, die nichts mit Zerteilung zu tun haben. Christus ist nicht zerteilt und wir auch nicht.
LG
Nachtrag - deine Behauptung, dass der irdische Jesus keine Beachtung fand (im theologischen Denken) ist nicht ernstgemeint? in den evangelikalen Kreisen ist zwar viel von Paulus die Rede und dessen Lehren - aber die Lehren der RKK basieren mehr auf den Evangelien - alos dem irdischen Leben Jesu. Wenn auch aus "österlicher Sicht". Ich kenne viele Evangielenauslegungen und auch so einige, die in jesus (nur) den Sozialreformer (Alt) sehen.
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