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Hybrid-Darstellung

  1. #1
    Frank Gast

    Standard

    Hallo samu = Die Glaubensformel "wahrer Gott und wahrer Mensch" ist nun erst nach der Auferstehung entstanden.

    Aber zuerst zu dem jüdischen Umfeld

    Der "fruchtbare Halbmond" besteht aus den beiden Hochkulturen Ägyptens und Sumer/Babylonien; die Mitte ist das heutige Palästina; an der Küste waren die Stadtstaaten der Phönizier, die davon ausgehend das Mittelmeergebiet (und darüber hinaus) kolonisierst haben und oft die Keimkolonien der späteren griechischen Städte bildeten. Karthargo war die "neue Stad" der Phönizier. Du hast in diesem Gebiet (Kanaan) die Einflüsse all dieser Kulturen und kannst diese Problematik auch sehr deutlich bei Den Propheten des AT herauslesen. Und da du Religionskunde studiert zu haben scheinst, müsstest du eigentlich wissen, das auch die jüdische Religion Einflussen unterworfen war und sich diesen auch anpasste. Es gibt viele Texte (Schöpfung, Sintflut, Hiobsgeschichte, Opferrituale, Gebotsvorschriften) die in ähnlicher Art und Weise auch in assyrische, ägyptisch, phönizisch und anderen Sprachen gefunden wurden, den jüdischen Texten sehr ähneln und teilweise bedeutend älter sind.
    Mit diesem "rein jüdischen Umfeld" oder "rein jüdischen Dasein" oder "rein jüdischen Glaubensleben" habe ich so meine Schwierigkeiten = was soll das sein? Die jüdischen Glaubensfeste passen zum heidnischen Festkalender der Umweld, die Monatsnamen stammen aus dem babylonischen Exil, die Opferrituale gab es auch zu Ehren anderer Götter des Umfeldes. Auch das Verbot des Genusses von Schweinefleisch hat im alten Kanaan seine Wurzeln. Das Opfer eines wilden Ebers war Bestandteil des Adonis-Kultes. Um diesem Kult zu wehren, der anscheinend auch in Israel Verbreitung gefunden hatte, wurde das Schweinefleisch-Essen verboten = ist also eine Gegenreaktion auf das Tun des Umfeldes und von daher beeinflusst.
    So kann man noch vieles aufzählen. Das Judentum ist in vielem ein Konglomerat verschiedener Einflüsse (natürlich unter Wirkung Gottes - kein Zweifel - aber nichts total eigenes und isoliertes)
    Wer sich dafür interessiert: die Mandäer sind eine christlich-jüdische Täufergemeinschaft, die bis heute überlebt haben und zwischen dem ersten und dritten Jahrhundert entstanden. Hier findet man eine Weltanschauung die die vielgestaltige Glaubenswelt zur Zeit Jesu durchaus widerspiegelt - die hat nicht viel mit der Vorstellung des Judentums in heutiger Zeit gemein.

    Ich hatte ja schon schon auf den Buddhismus hingewiesen. Wem das komisch vorkommt = Alexander hat ein Weltreich geschafften, dass zwar nach seinem Tod zerfiel, aber die verschiedenen Diadochenreiche verbanden mit ihrer griechischen Oberschicht und den kulturellen und wirtschaflichen Beziehungen den Westen mit dem Osten. Indien war damals mit Europa verbunden. Und somit auch für die Missionierungsversuche auf beiden Seiten offen (auch später in die andere Richtung = es gab blühende christliche Bistümer und Großkirchen im heutigen Afganistan, Pakistan und auch in China, bis zum Einmarsch des Islam) Buddhistische Klöster hat man in Ägypten, Griechenland und auch im heutigen Syrien gefunden.
    Matth. 15, 11. Nicht das, was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen; sondern was aus dem Munde herauskommt, das verunreinigt den Menschen.12. Da traten seine Jünger herzu und sprachen zu ihm: Weißt du, daß die Pharisäer Anstoß nahmen, als sie das hörten?
    13. Er aber antwortete und sprach: Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird ausgerissen werden.
    14. Lasset sie; sie sind blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder den andern leitet, werden beide in die Grube fallen.
    15. Da sprach Petrus zu ihm: Erkläre uns dieses Gleichnis!
    16. Er aber sprach: Seid denn auch ihr noch unverständig?
    17. Merket ihr noch nicht, daß alles, was zum Munde eingeht, in den Bauch kommt und in den Abort geworfen wird?
    18. Was aber aus dem Munde herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen.
    19. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugnisse, Lästerungen.
    20. Das ist's, was den Menschen verunreinigt; aber mit ungewaschenen Händen essen, das verunreinigt den Menschen nicht
    .

    Die Texte aus dem Talmud, die diesen ähneln sind - meines Wissens nach - später entstanden. Eine der möglichen Wurzel solchen Denkens (natürlich immer neben der Möglichkeit, dass hier Gott selbst in jesus etwas neues hereinbrachte) ist das Dhammapada, die damalige Haptmissionschrift des Buddhismus:

    Alle Dinge entstehen im Geist, sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung. Rede mit unreinem Geist, handle mit unreinem Geist, und Leiden wird dir folgen, wie das Rad dem Fuß folgt, der den Wagen zieht.
    Alle Dinge entstehen im Geist, sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung. Rede mit reinem Geist, handle mit reinem Geist, und Glück wird dir folgen, wie der Schatten dem Körper folgt, und nicht weicht.
    (Dh , 1.2)

    Wem es interessiert, der mag sich selber kundig machen.

    Zur "Zweinaturenlehre" = Es gibt nicht nur die kath - protestantische Position.
    Die altorientalischen (und damit auch ursprünglicheren) Kirchen sind monophysitisch = Als Monophyletismus bezeichnet man jene christologische Position, der zufolge Christus vollkommen göttlich und vollkommen menschlich sei, aber nur eine gott-menschliche Natur habe.
    So ähnlich wurde Jesus auch im Arianismus (der mal eine große Konkurenz zum Katholizismus darstellte und in Europa viele Bistümer besaß) gesehen.
    So ähnlich kann man auch den Menschen sehen = Menschlich nach der natürlichen Seele, göttlich nach dem Wirken des Heiligen Geistes - der in Jesus während des Erdenlebens wirkte und ihn so verwandelte, dass er nach dem Tod völlig verwandelt, neugeboren und göttlich war = sozusagen der Erstgeboren, dem alle Gläubigen nachfolgen sollen. Auch wir sind nicht geteilt sondern bestehen aus einer Seele, die vom Geiste Gottes verwandelt wird (in den geistlichen Leib des Paulus) so wir uns Gottes Gnade öffnen. = aber das sind jetzt schon wieder persönliche Glaubensdarstellungen.

    Du siehst - man kann - und hat - in der christlichen Theologie auch hier verschiedene Positionen, die nichts mit Zerteilung zu tun haben. Christus ist nicht zerteilt und wir auch nicht.

    LG

    Nachtrag - deine Behauptung, dass der irdische Jesus keine Beachtung fand (im theologischen Denken) ist nicht ernstgemeint? in den evangelikalen Kreisen ist zwar viel von Paulus die Rede und dessen Lehren - aber die Lehren der RKK basieren mehr auf den Evangelien - alos dem irdischen Leben Jesu. Wenn auch aus "österlicher Sicht". Ich kenne viele Evangielenauslegungen und auch so einige, die in jesus (nur) den Sozialreformer (Alt) sehen.
    Geändert von Frank (16.12.2007 um 14:17 Uhr)

  2. #2
    samu Gast

    Standard

    Lieber Frank, danke für deine Ausführliche Antwort und Sichtweise. Ich hatte anderen Ortes – gerne kann ich das Referat auch hier ins Open holen - über die vielfältigen kulturellen und religiösen Einflüsse auf das Judentum schon etwas geschrieben. Mir ist das nicht neu und ich kann dich in deinen Ausführungen dazu nur bestätigen.

    Was deine Anfrage bezüglich des historischen Jesus betrifft, habe ganz bewusst Alexander und Cäsar angeführt und im Vergleich zu diesen und anderen Persönlichkeiten der Antike (Platon, Sokrates, etc.) war Jesus historisch gesehen keine öffentlich bekannte Größe. Dafür gibt es auch gute Gründe, die zum einem in seiner kurzen Lebens- und Wirkungsdauer liegen und natürlich auch in seinem kleinem Lebensumfeld, welches nicht die internationale Bühne der Weltgeschichte betrat.
    Das sein Dasein in seiner Zeit Spuren hinterlassen hat, steht außer Zweifel für mich, auch wenn ihn selbst nur wenig Menschen leibhaftig erlebt haben (die Mehrheit der Juden lebte damals schon in der Diaspora und die Galil war relativ dünn besiedelt). Ich habe mal gelesen, dass man davon ausgeht, dass ihn persönlich nicht mehr als 10000 Menschen gesehen haben und wohl nicht einmal 2000 Menschen persönlich gehört haben. Von ihm gehört haben aber sicherlich noch wesentlich mehr Menschen.

    Mir ist schon klar, dass seine Auferweckung – nicht Auferstehung! ein Wendepunkt auch im Verständnis seiner Jünger war und das stellt für mich überhaupt keine Problematik dar, denn auch das kann ich relativ leicht in ein - mein jüdisches Glaubenserleben einbetten. Nicht einmal die Aussage eines Weltenheilands ist für mich eine grundlegende Problematik (Rabbi Löw von Prag – wenn dir das was sagt). Was ich nicht sehen kann, ist die Gottesunbildlichkeit, welche zum Gegenstand menschlicher Dimension herabgewürdigt wird. Hier verschließt sich mir jegliches Verständnis und das ein Gott sterben kann, ist für mich ein Absurdum. Doch das war es auch für Paulus.

    Richtig, Christus ist nicht zerteilt, doch man hat ihn zerteilt und ich denke zugleich auch, seiner Biographie beraubt. Oder um mit Joseph Klausner zu sprechen, lasst uns das römisch – hellenistische Mäntelchen, welches Jesus angezogen wurde, ausziehen.

    Eventuell können bei der Entkleidung beide Seiten etwas gewinnen, wie Martin Buber sagte, nämlich dass der Edelste der Söhne Israels wieder eine Leuchte für Israel ist und zugleich seinen Brüdern die Todesangst vor einer pervertierten Botschaft der Liebe zum Gewalttode hin genommen wird und zum anderen, dass die Welt an seiner Botschaft hin genese und zur Nachfolge für die vielen Völker – Hand in Hand – als Kinder Gottes wird. Alle Seiten könnten dabei nur gewinnen!

    Schlussendlich Rabbi Löw (Rede nach einem Pogromnacht zu Prag) : Wenn es Gott gefiel das Christentum zu erschaffen, so sei es, wir werden es demütig ertragen, wenn es Gott gefiel den Islam zu erschaffen, wir werden es demütig ertragen, wenn es Gott gefiel Israel zu erschaffen, wir werden uns der Aufgabe stellen und demütig ertragen.

    Versöhnlicher kann man meines Erachtens nicht die Hand für eine gemeinsame Zukunft, trotz aller Unterschiedlichkeiten, reichen. Ich glaube das gerade Israel bewiesen hat, die Völker und Religionen zu respektieren und zu tolerieren – und hier gerade in Israel (ich denke da an die Bahais in Haifa, die Kopten in Jerusalem, etc, welche dort Religionsfreiheit und Zuflucht fanden) und mir wäre es neu, wenn Israel sich anmaßen würde zu behaupten, dass unser Glaube zum Missionsauftrag an der Welt gedacht sei. Gerne darf ein Jeder seinen ganz persönlichen Wegweisungen folgen, dass gilt als Grundprinzip für die Menschen der Erde.

    Samu

  3. #3
    Frank Gast

    Standard

    Lieber Samu - im Großen und Ganzen kann ich dir zustimmen. In einem wesentlichen allerdings nicht:

    "Richtig, Christus ist nicht zerteilt, doch man hat ihn zerteilt und ich denke zugleich auch, seiner Biographie beraubt. Oder um mit Joseph Klausner zu sprechen, lasst uns das römisch – hellenistische Mäntelchen, welches Jesus angezogen wurde, ausziehen" (dein Text)

    Es gibt keinen eigentlich Jüdischen Jesus, der nur ein römisches Mäntelchen umhat, und wir uns erst richtig verstehen, wenn wir alle Juden sind.
    Ich kann das nur eindringlich noch einmal wiederholen:

    Gautama Buddha war Hinduist und hat durch den Yoga der hinduistischen Praxis seine Erleuchtung erlangt und daraus heraus seine Lehre verbreitet = würdest du den Buddhismus als verkappten Hinduismus bezeichnen und den Buddhisten erzählen, dass sie ihren Buddhismus nur als Hindus richtig verstehen würden?
    Martin Luther war römisch katholischer Mönch und hat seine ersten Lehrbriefe und Auslegung in diesem Denk- und Redemuster (scholastik) gehalten. Würdest du den Protestantismus als verkappten Katholizismus bezeichnen und den Lutheraner erklären, dass sie ihre Lehre erst als Katholiken richtig verstehen würden?
    Baha’u’llah war Schiit = würdest du den Bahais erklären, dass sie nur als Moslems ihre Religion richtig verstehen würden?

    Es gibt soviel Literatur, die auf die nichtjüdischen Quellen im Leben jesu eingehen (den Evangelien), die das Neue innerhalb der Evangelien erarbeiten und selbst die Bergpredigt aus den Dunstkreis der "typisch jüdischen" Rabbiauslegungen herausheben. Du hattest (in einem anderen Thread) geschrieben, dass die Herkunft der Bergpredigt aus dem jüdischen "wissenschaftlich" geklärt wäre und eine Liste von Literaten gebracht. Ersten kenne ich zwei davon und weis, dass auch sie Fragen haben und zweitens kann man jeden These als "wissenschaftlich" erwiesen bezeichnen, wenn man nur einen kleinen Teil der wissenschaftlichen Arbeiten dazu anerkennt und den Rest einfach totschweigt.

    Also = das "wahre" und "eigentlich jüdische" ist genauso eine Mischung (Synkretismus) aus verschiedenen Einflüssen, wie das spätere Christliche und ein Phänomen dass man/frau erst in die Zeit Jesu hineiprojezieren muss. Wir wissen über die anderen Gruppen (außer den Pharisäern) herzlich wenig.
    Inwieweit Jesu nur aus dem hypothetischen und angeblichen jüdischen Umfeld heraus verstanden werden kann ist wissenschaftlich umstritten und überhaupt nicht bewießen.
    Den Religionsstifter einer neuen Religion nur aus seiner Herkunftsreligion erklären zu wollen ist bestenfalls anmaßend (sorry samu - aber anders kann ich dass nicht nennen) aber zeigt eben nur, dass die Mitglieder der Herkunftsreligion die neue eben nicht verstehen.

    Zum Schluss Rabbi Löw = er ist nicht nur das Sinnbild für das "mystische Prag", sondern auch sein Ausdruck. Ich mag ihn - da er griechisches Denken (Renaissance), christliches und jüdisches miteinander verband ohne das jüdische zu originär und einseitig als das "wahre" und "eigentliche" hinzustellen.

    Ich glaube nicht, dass er mit dir einer Meinung wäre.

    Alles Liebe = meine Kritik betrifft nicht deine Person, nur deine Aussagen

    Frank Holger
    Geändert von Frank (16.12.2007 um 17:33 Uhr)

  4. #4
    samu Gast

    Standard

    Lieber Frank,

    zum ersten möchte ich kurz auf MaHaRal eingehen.

    Zum Schluss Rabbi Löw = er ist nicht nur das Sinnbild für das "mystische Prag", sondern auch sein Ausdruck. Ich mag ihn - da er griechisches Denken (Renaissance), christliches und jüdisches miteinander verband ohne das jüdische zu originär und einseitig als das "wahre" und "eigentliche" hinzustellen.

    Äh ja, bist du dir sicher, dass du sein Schriftgut / Lehrgut kennst? Ich glaube da hast du dich jetzt ziemlich vertan!

    Mal zur Orientierung ein kleiner Auszug aus seinen Lehren.

    Das Volk Israel ist kein Volk mit einer besonderen göttlichen Eigenschaft oder mit einer besonderen göttlichen Aufgabe. Das trifft nämlich für jedes Volk auf diesem Erdenrund zu. Das Volk Israel ist eine besondere Schöpfung als Volk, dessen ganze Bedeutung seiner Existenz und Inhalt seines Lebens darin besteht, das Volk G"ttes zu sein. "Das Volk, das ich mir gebildet, meinen Ruhm sollen sie erzählen" (Jeschajahu 43,21), "..ihr seid meine Zeugen, spricht der Ewige, und ich bin G"tt" (V.12). Darum kann jedes andere Volk auch dann existieren, wenn es Götzen dient und G"tt ignoriert. Und wenn andererseits die Verdorbenheit der Moral alle Maße übersteigt, verschwindet es von der Bildfläche der Weltgeschichte. Beim Volk Israel hingegen besteht eine vollkommene Überlappung von seiner Religion und seiner Nationalidentität. Gevurot ha shem


    So sollte ein Mensch handeln, der sich unter Menschen mit verschiedenen Meinungen um den Frieden bemüht. Er sagt dem einen, was ihm gerecht erscheint, aber zu dem anderen sagt er es nicht, und zwar um des Friedens willen. Von daher sagt man, dass es erlaubt ist, um des Friedens willen seine Aussagen zu verändern. Denn wenn es keinen Frieden gibt, herrscht Uneinigkeit, und jede Uneinigkeit ist eine grundlegende Veränderung der Welt. Netivot Olam

    Ich glaube nicht, dass er mit dir einer Meinung wäre.

    Da hast du allerdings Recht, seine Militanz wird mir immer fremd bleiben. Aber in vielem denke ich ähnlich.


    Den Religionsstifter einer neuen Religion nur aus seiner Herkunftsreligion erklären zu wollen ist bestenfalls anmaßend (sorry samu - aber anders kann ich dass nicht nennen) aber zeigt eben nur, dass die Mitglieder der Herkunftsreligion die neue eben nicht verstehen.

    Meinst du hier Paulus? Um ihn geht es mir nicht.

    Es gibt keinen eigentlich Jüdischen Jesus, der nur ein römisches Mäntelchen umhat, und wir uns erst richtig verstehen, wenn wir alle Juden sind.

    Ich werde es wohl nie verstehen können, wie du zu so einer Schlussfolgerung kommen kannst. Ganz besonders in deinen letzten Worten! Ich schließe mich der Meinung von Chullin 13b an: Unter den Weltvölkern gibt es keine Häretiker!

    ….. wenn man nur einen kleinen Teil der wissenschaftlichen Arbeiten dazu anerkennt und den Rest einfach totschweigt.
    Stimmt so nicht, aber es steht mir frei selbst zu werten, was gehaltvoll ist und was nicht. Ich mag auch Bultmann, Bousset, Conzelmann, Deißler, Deschner, Feneberg, Küng, etc, um nur einige wenige zu nennen.


    Wir wissen über die anderen Gruppen (außer den Pharisäern) herzlich wenig.
    Das ist so nicht korrekt. Was ist mit den Essenern? Über sie wissen wir wohl heute genau so viel, wie über das rabbinische Judentum der Zeiten Jesu und die Pharisäer.


    Samu

    Habe leider immer nur wenig Zeit zum Schreiben. Weißt ja

    meine Kritik betrifft nicht deine Person, nur deine Aussagen.
    Ich weiß, so gut kennen wir uns nun doch schon, dass wir uns zu schätzen wissen!


  5. #5
    Frank Gast

    Standard

    Zitat Zitat von samu Beitrag anzeigen
    Das ist so nicht korrekt. Was ist mit den Essenern? Über sie wissen wir wohl heute genau so viel, wie über das rabbinische Judentum der Zeiten Jesu und die Pharisäer.
    Essener = ägyptische Therapeuten? buddhistische Missionare? jüdische Gerechtigkeitsfanatiker? Mönche ohne Frauen? Mönchsgemeinschaften mit Frauen?
    samu, samu - hier gehen die "Erkenntnisse" aber weit auseinander. Zudem wirst du andere "Wissenschaftler" hoch schätzen als ich.

    Religionsstifter = ich meine natürlich Jesus Christus, der aus der Vision des Paulus heraus wirkte - aber auch schon in seinem Leben nicht nur aus "jüdischen" (oder "samarischen" oder "syrischem") Denken heraus zu verstehen ist. Das Problem ist - u.a. - dass diese Vorstellung vom "wahren jüdischen" Leben Jesu eine Projektion späterer Zeiten ist. Wir wissen nicht wirklich, was damals "eigentlich jüdisch" war. Die Masoreten haben gründliche Arbeit geleistet und vieles griechische Denken aus dem Tenach entfernt.

    Ich achte deine jüdische Grundhaltung - aber es gibt so viele herrliche Rabbis (auch Rabbi Löw mit seinen Texten), warum muss es denn die zentrale Figur eines anderen Glaubens sein?



    LG
    Geändert von Frank (16.12.2007 um 21:54 Uhr)

  6. #6
    samu Gast

    Standard

    Essener = ägyptische Therapeuten? buddhistische Missionare? jüdische Gerechtigkeitsfanatiker? Mönche ohne Frauen? Mönchsgemeinschaften mit Frauen?
    samu, samu - hier gehen die "Erkenntnisse" aber weit auseinander. Zudem wirst du andere "Wissenschaftler" hoch schätzen als ich.
    Lieber Frank, ich habe die Schriften, soweit sie veröffentlicht sind, teilweise sogar in Originalkopie gelesen, also ich kann mir schon ein Bild machen und kann leider zu keiner esoterischen Schlussfolgerung kommen. Ich schreibe zu Zeit selbst an einer Abhandlung für eine Veröffentlichung zu der Frage nach dem Verhältnis von Essenern und Samaritern.
    Zu dem Punkt Mönchsgemeinschaft mit oder ohne Frauen, kann man bei den Essenern alles selbst nachlesen! Z.B.: 1QSa 1/9 – 11) oder J.F. J.K. II 160-161, Ph. Hypothetika XI 14 -17

    Das die Essener vielfältige Einflüsse in sich aufzeigen ist kein Geheimnis doch die seriöse Quellenforschung konnte doch schon den wesentlichen Bestandteil analysieren und zuweisen. Zum Buddhismus oder gar Hinduismus fand ich bisher allerdings nicht eine einzige wissenschaftlich belegte Zuordnung. (Bitte um Quellverweis) Dass allerdings alle Religionen dieser Erde in ihrem Grundwesen eine ganz ähnliche Erkenntnislogik in sich tragen, setze ich dabei voraus.

    Religionsstifter = ich meine natürlich Jesus Christus, der aus der Vision des Paulus heraus wirkte - aber auch schon in seinem Leben nicht nur aus "jüdischen" (oder "samarischen" oder "syrischem") Denken heraus zu verstehen ist. Das Problem ist - u.a. - dass diese Vorstellung vom "wahren jüdischen" Leben Jesu eine Projektion späterer Zeiten ist. Wir wissen nicht wirklich, was damals "eigentlich jüdisch" war. Die Masoreten haben gründliche Arbeit geleistet und vieles griechische Denken aus dem Tenach entfernt.
    Ich möchte dir hier mal mit Wolgang Feneberg (katholischer Theologe) antworten: „Es mag für uns Christen, wenn wir uns ernsthaft und offen mit Jesus und seiner Glaubenswelt und Religion beschäftigen mancher Zweifel an unserem Denken und Handeln kommen. Denn man bedenke, daß Jesus in einer geistigen Welt zu Hause war, die eigentlich auch unsere sein müßte, uns aber fremd und andersartig erscheint. Er war bekleidet mit einem Zitzit, ein kleiner Gebetsmantel unter dem Tagesrock, den jeder fromme Jude auch heute noch trägt. Zum Beten legte er über sein Haupt den Tallit – den großen Gebetsmantel. Er wandte sich dreimal täglich in Richtung Jerusalem, um das Schma Israel zu beten, wie jeder gläubige Jude es auch heute noch tut. Beim Gebet in der Synagoge legte er die Teffilin an, wie es heute ebenfalls getan wird. Er küßte bzw. berührte die Mesusa, wenn er ein Haus betrat, die an einem jeden jüdischem Haus auch heute noch zu finden ist. Am Freitagabend ging er in die Synagoge und wahrscheinlich auch am Samstag, um Schabbat zu feiern. Am Puriemfest feierte er, wie alle Juden, ein Freudenfest zur Erinnerung an die Befreiung und Errettung durch Ester und Modechai aus der Hand Hamans, der das Volk Israel ausrotten wollte. Am Laubhüttenfest zog er wie alle Juden in eine Sukkah und feierte mit reichlich Wein und den besten Speisen. Am Jom Kippur fastete er, wie alle Juden; und am Pessach gedachte er der Errettung seines Volkes durch die Hand Gottes aus der Knechtschaft in Ägypten und an den Bundesschluß Gottes mit seinem Volk Israel. Er feierte Rosh Haschana ebenso und dies alles taten seine Jünger auch. Er ging, wie wir alle wissen in den Tempel in Jerusalem und seine Jünger versammelten sich dort nach seiner Himmelfahrt täglich und opferten sogar dort, wie uns die Apg. zu berichten weiß. Er betete im Singsang, wie es bei den Israeliten üblich war und ist, und verlas ebenso die Thora in einen monotonen Sprechgesang. Er aß Koscher und sprach den Kiddusch über Speise und Trank, wie es heute auch noch mit den gleichen Worten fromme Juden tun. Er sah die Lichter – der Öllampen, die zu Chanukka in allen Fenstern leuchten, um an das Ölwunder zur Makkabäerzeit und der Bewahrung des Tempels zu gedenken. Er kannte kein Ostern und Pfingsten, so wie wir es feiern und es ja erst im 3. – 4. Jahrhundert n. Chr. in dieser Form entstand. Er kannte kein Weihnachten oder andere kirchliche Feste. Seine Jünger kannten dies auch nicht, und als fromme Juden, wie sie die Apg, z.B. 2/46–47 oder 21/18-26 beschreibt, lebten sie in der jüdischen Welt. Auch Paulus blieb zeitlebens ein frommer Jude, wie er selbst mehrfach bezeugt, gleichwohl er um der Botschaft Willen den Heiden ein Heide wurde, aber immer eine Jude blieb (siehe Apg. 24/14-18 etc.). Sie alle waren fest verankert im biblisch -jüdischem Kultus und in ihrer Religion. Jesus blieb zeitlebens seinem mosaischen Glauben treu ergeben, gleich wohl er angeblich der Gründer einer neuen Religion wurde, ein Paradoxum, das bis heute nicht aufgeklärt wurde, weil es eigentlich unmöglich ist.
    Er stellte sich die Frage, was ist nach 1700 Jahren Christentum noch von dem übrig geblieben, was zur Identität Jesu und seiner Jünger gehörte? Ist diese Entfremdung die Ursache für die vielen schlimmen Entgleisungen und schwerwiegenden Fehltritte des Christentums? Weil es sich von seiner Wurzel entfernt hat? Wie würde sich Jesus in einer unserer heutigen Kirchen fühlen? Wäre er dort zu Hause?“

    Ich denke schon, dass wir aus dem vielfältigen Schriftgut der Zeiten um Jesu wissen, wie sich das damalige Judentum darstellte. Und das sind bei weitem nicht nur jüdische Quellen! Deine Aussage zu den Masoreten kann ich nicht nachvollziehen? Könntest du mir dazu mal einige Quellen nennen?

    - aber es gibt so viele herrliche Rabbis (auch Rabbi Löw mit seinen Texten), warum muss es denn die zentrale Figur eines anderen Glaubens sein?
    Warum Jesus? Dafür gibt es wahrlich gute Gründe!
    1. Unsere Geschichte der letzten 1700 Jahre mit dem Christentum. Das verpflichtet zum Nachdenken und vor allem haben wir endlich die Möglichkeit nach den Ursachen einer solchen Entwicklung zu forschen.
    2. Das ist ganz persönlich und hier will ich mit Martin Buber antworten: „Jesus habe ich seid meiner frühsten Jugend auf als meinen großen Bruder empfunden. Dass die Christenheit ihn als Gott und Erlöser angesehen hat und ansieht, ist mir immer als eine Tatsache von höchstem Ernst erschienen, die ich um seinet- und um meinetwillen zu begreifen suchen muss.“ (Bruder Jesus)
    3. Karl Barth: „Die Meinung kann auch nicht die sein, dass wir an Jesus Christus glauben, der nun zufällig ein Israelit war, der aber ebenso gut auch einem Volk hätte entstammen können. Hier muß man ganz streng denken. Jesus Christus war notwendiger Weise ein Jude, im jüdischen Fleisch. An dieser Tatsache ist nicht vorbei zu sehen, sondern diese Tatsache gehört zu der konkreten Wirklichkeit Gottes und seiner Offenbarung. Kann man diese Wirklichkeit und Tatsache, dieses Offenbarwerden Gottes ausschlagen?“ (Die kirchliche Dogmatik IV 1)
    4. Pinchas Lapide: „ Wenn wir die Grundfrage stellen, was Juden und Christen voneinander trennt, so ist die unumgehbare Antwort: ein Jude. Zwischen uns steht seid fast zwei Jahrtausenden ein frommer, gottesfürchtiger Jude, der das Himmelreich bringen wollte, in Eintracht und Frieden – sicherlich nicht in Haß, Spaltung oder gar Blutvergießen.“ (Die Auferstehung S. 9)
    5. Ebenso schließe ich mich der Aussage von Lapide an: „ Mein Judentum ist „katholisch“ genug – im ursprünglichen Sinne von allumfassend -, um Platz zu haben sowohl für Spinoza als auch für Philo von Alexandrien, sowohl für Jesus als auch für Josephus Flavius. Ich sehe überhaupt keinen Grund dafür, auf eine Leuchte des Judentums, wie sie der Rabbi von Nazareth es war, zu verzichten, nur weil mir einige der christlichen Glaubensbilder nicht behagen.“ (Er predigte in ihren Synagogen S. 7)
    6. Karl Barth: „Der Jude kann aus seinem Judentum heraus im N.T. neue Aspekte entdecken, die dem Christen oft genug entgehen“ (Christsein S. 163)
    7. Nun noch etwas ganz persönliches, eventuell ist der Satz aus Apg. 2 / 36: Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel: Gott hat ihn zum Herrn und Messias gemacht, diesen Jesus; mir bedeutender als es dir erscheinen mag.

    Sieben Gründe, die mir wichtig sind.

    Herzliche Grüße Samu

  7. #7
    Victor Gast

    Standard

    Danke Samu

    Victor


 

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