Korrekt dass es im Hinduismus auch andere Auffassungen gibt, die dem Atman gewisse Eigenschaften zuschreiben. Aber es stellt sich die Frage, woher diese Eigenschaften kommen. Sie müssen verursacht sein. Damit wäre ein eigenschaftsbesetzter Atman nicht mehr das Höchste / Absolute. Es stellt sich eine Analogie zu den Göttern und Göttinnen, die Repräsentanten verschiedener Eigenschaften, Aspekten und Prinzipien sind.
Meines Erachtens sind diesse Vorstellungen im Grunde reine "Näherungswerte". Weil das Absolute selbst einer emotionalen und verstandesmäßigen Erfassung nicht zugänglich ist, entstanden Vorstellungen, die dem Absoluten nahekommen, und so für viele Gläubige ein Ansatzpunkt ihrer Verehrung und Hingabe bilden. Kali, Kriśna, Abba, Rama, Richtergott, Kriegsgott etc. etc. Diese (Quasi-)Personifizierungen mögen nützlich sein, letztlich werden wir sie hinter uns lassen müssen.
Für Platons Urbilder gilt nichts anderes als oben beschrieben.
Die Beschreibung des Brahmans als ewig, ist problematisch. Ewig im Sinne von "immer da im Zeitverlauf" kann das Höchste nicht sein. Denn es kann der Zeit nicht unterliegen, da auch die Zeit geschaffen, also aus dem Höchsten hervorgekommen ist. Streng genommen ist es ebenso falsch es als "Absolutes" oder "Höchstes" zu bezeichnen, da auch dies Eigenschaften wären. Bezeichnungen als "Ewiges", "Höchstes" etc dürfen nicht als Beschreibungen missverstanden werden. Es sind lediglich sprachliche Hinweise und Näherungswerte auf etwas hin, dass sprachlich nicht zu fassen ist.
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