Auch wenn es vergebliche Liebesmüh sein wird, versuche ich mal, Dir auf die Sprünge zu helfen:Das ist Unfug, weil du die Religionen mit den, ihnen zugrunde liegenden, Schriften verwechselst.
Es geht darum, was steht geschrieben, und nicht wie es gelehrt wird.
Es gibt Religionen, denen eine Schrift zugrunde liegt, beziehungsweise die sich auf eine bestimmte Schrift berufen (sogenannte Schriftreligionen). Dazu gehören das Judentum, das Christentum und der Islam.
Und es gibt Religionen, die zwar Schriften haben, diese Schriftfixiertheit aber nicht kennen. Dazu gehört zum Beispiel der Hinduismus.
Jetzt an eine Nicht-Schriftreligion heranzugehen, und zu verlangen, sie habe sich doch bitte an ihre Schrift(en) zu halten, ist absurd.
(Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass auch manche Schriftreligion gar nicht so buchstabenfixiert ist; z.B. das Judentum.)
Deine Frage, was denn nun bitte sehr, die traditionelle Auslegung der Veden sei, kann man nur dahingehend beantworten, dasss es die traditionelle Auslegung nicht gibt. Es gab schlicht und einfach nie eine Institution im Hinduismus, die festgelegt hätte, wie was zu verstehen sei. Die zunehmende Erstarrung im sozialen Bereich spiegelte sich nicht im geistig-spirituellen Bereich wieder. (In Europa verhielt es sich eher umgekehrt.)
Mein Hinweis, dass eine Herangehensweise wie die Deinige dazu führt bzw. führen kann, dem Christentum Kannibalismus und Inzest zu unterstellen, war nicht an den Haaren herbeigezogen. Es waren Unterstellungen und Gerüchte, denen das junge Heidenchristentum ausgesetzt war. Von wem kamen diese Gerüchte? Von Nicht-Christen, die mit jeder Menge Halbwissen an das Christentum herangingen. Man hatte davon gehört, dass sie ihren Gott oder Menschenfleisch essen (Abendmahl), dass Geschwister sich lieben etc. etc.
Du siehst, mit Halbwissen, das man selbst für voll annimmt, kommt man zu recht obskuren Schlüssen.
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