Sidra Wajakhel
(Tora: Shemot (Exodus) 35,1-40,38, Shemot (Exodus)12,1-20)
Haftara: Jechezkel 45,16 – 46,18)
Historischer Hintergrund
Am Anfang der Parascha dieser Woche „Wajakhel“, übergibt G“tt durch Mosche das Gebot des Shabbat’s an uns Juden:
שֵׁשֶׁת יָמִים תֵּעָשֶׂה מְלָאכָה וּבַיּוֹם הַשְּׁבִיעִי יִהְיֶה לָכֶם קֹדֶשׁ שַׁבַּת שַׁבָּתוֹן לַיהוָה
„Sechs Tage aber darf nur Handwerksarbeit gemacht werden. Am siebenten Tage soll euch ein Heiligtum sein, ein Feiertag der ersten Klasse, dem Ewigen zu Ehren …“ (Shemot (Exodus) 35,2).
Vieles ist schon in der Tora über die Wichtigkeit dieses Gebotes gesagt worden. Und zwar dass der Shabbat G“ttes auch uns Juden, als ein „ewiges Zeichen“ gilt (Shemot (Exodus) 31,17). Die Heiligkeit des Shabbat’s übertrifft praktisch alle anderen Gebote, mit Ausnahme des Gebotes der Beschneidung, welches ebenfalls als ein „Zeichen des Bundes“ zwischen G“tt und uns Juden verstanden wird. Zur Bekanntmachung des Shabbatgebote’s versammelte Mosche alle Israeli. Das hierfür in der Tora gebrauchte Wort חל „chel“ „versammeln“, ( משה ויקחל „Und versammeln Mosche“ …) findet sich im gesamten Tanach nur noch zwei weitere Male und dies im Zusammenhang mit dem Bau des Tempels.
Dieser Umstand deutet auf eine innere Verbindung des Shabbat mit dem Heiligtum des Tempels hin. Und tatsächlich lernen wir, aus der Tatsache, dass der Abschnitt, in dem der Shabbat als Ruhetag geboten wird, unmittelbar von den Anweisungen zum Bau des Heiligtums folgt und dass das Werkverbot am Shabbat gerade die 39 Arbeitsarten umfasst, welche bei der Errichtung des Mischkan durchgeführt wurden. Doch dies ist nicht die einzige Verbindung. Im Traktat „Kelaim“ der Mischnah werden 10 Stufen der Heiligkeit aufgezählt, beginnend mit der Heiligkeit unseres Landes Israels, bis zum Allerheiligstem des Tempels. Die Heiligkeit des Shabbat’s übertrifft jedoch selbst diese höchste Stufe, da die Arbeit am Tempel während des Shabbat unterbrochen werden musste.
Es steht geschrieben:
וְעָשׂוּ לִי מִקְדָּשׁ וְשָׁכַנְתִּי בְּתוֹכָם׃
„Sie sollen mir ein Heiligtum verfertigen, so will ICH unter ihnen wohnen.“ (Shemot (Exodus) 25,8)
Damit wird nicht nur einfach ein Gebäude, an einem bestimmten Platz gemeint, in welchem die g“ttliche Präsenz sich schon befindet, als Zeichen einer bereits vorhandenen Heiligkeit, sondern der Bau eines Hauses aufgrund dessen sich diese Heiligkeit dort einfindet. Wie kann man das erreichen? Nur durch die Erfüllung g“ttlicher Gebote. Deshalb wurde der Mischkan mit freiwilligen Gaben unseres gesamten jüdischen Volke’s gebaut (Shemot (Exodus) 25,2; 53,5). Also geschah das Einfinden nicht nur durch die Hände der Arbeiter und Meister, sondern auch durch die Erfüllung der Mitzwa, der Wohltätigkeit und des freimütigen Gebens. Das Gebot aber, das all unser Handeln und alles Körperliche mit dem Geistigen verbindet ist der Shabbat.
An ihm, den Shabbattag, gedenken wir, dass „in sechs Tagen G“tt den Himmel und die Erde schuf und am siebenten Tag ruhte“ (Shemot (Exodus) 31,17). Wir identifizieren Ihn, den Shabbatschöpfer, als die Quelle allen Seins und berühren im Einhalten des Shabbats den geistigen Ursprung dieser durchgeistigten materiellen Welt und machen ihn, den Shabbat somit zu einem Zeitort, in dem wir dem Bewusstsein SEINER Gegenwart leben.
Es existieren zusätzlich viele andere Gründe der Wichtigkeit des Shabbat’s. Zum Beispiel wird das Wort קדש „kadosch“ „heilig“ als erstes Mal und in Verbindung mit Shabbat in der Tora erwähnt.
וַיְבָרֶךְ אֱלֹהִים אֶת־יוֹם הַשְּׁבִיעִי וַיְקַדֵּשׁ
„ER segnete den siebenten Tag und heiligte ihn …“. (Bereshit (Genesis) 2,3)
Außerdem wird das Shabbatgebot dreimal in der Tora erwähnt, was sich nur über sehr wenige andere Gebote feststellen lässt. In dem wir Juden den Shabbat ehren, erkennen wir G“tt als Erschaffer der Welt an und erfüllen ein fundamentales Prinzip unseres jüdischen Glaubens.
Als ein Beispiel einer am Shabbat verbotenen Arbeit, wird in unserer Tora das Anzünden des Feuers erwähnt. Rabbiner erklären, dass wir Menschen unsere Macht, über die physische Welt, auch durch die Fähigkeit erwerben Feuer zu zünden, also Energie bewegen. Dies ist eine der Fähigkeiten, welche unsere menschliche Kreativität und schöpferische Kraft aufzeigen. Und es ist diese kreative Weise solcher arbeitenden Aktivitäten, welche uns Menschen G“tt ähnlich zeigen. So wie G“tt, am Ruhetag ruhte, so gilt auch für uns das Werkverbot am Shabbat. Das ruhen lassen von schöpferischer Arbeit gilt aber nur für die physische Welt. Am Shabbat dürfen und sollen wir Juden uns mit dem Lernen und innerer Reflektion beschäftigen und dabei neue Gedanken und Ideen entwickeln. Hier sehen wir noch eine tiefere Beziehung zwischen Shabbat und dem Tempel. Laut unserem Talmud nahm die Heilige Bundeslade keinen Platz in der physischen Welt ein. Sie stand im Allerheiligsten, aber ohne dass sie eigentlich dort Platz gefunden hätte. (Diesen Rückschluss kann man aus dem Abmessungen des Tempels und der Heiligen Lade selbst ziehen.) Für die Bundestafeln galt das aber nicht, denn es heißt: „Und lege in die Lade das Zeugnis...“. Warum wurde dieses Wunder des „nicht materiell sein“ nicht auch für die Tafeln wiederholt, die zweifellos einen höheren Grad an Heiligkeit als die Lade besaßen? Rabbiner erklären, das wie folgt: Diese scheinbare Unstimmigkeit soll für uns als eine Metapher dafür dienen, dass wir Juden uns der heiligen Bundeslade gleich machen und uns mit der Tora und ihren Mitzwot füllen sollen. Dann wird solcher Jude auf der höchsten Stufe der Erkenntnis stehen und zwar so dass sein Dasein in der physischen Welt eigentlich keinen eigenen Platz einnimmt, sondern Teil der allumfassenden Einheit G’ttes ist. Aus diesem Bewusstsein wird ihm dann ein Niveau der Heiligkeit gegeben werden, ähnlich dem Allerheiligstem.
Halacha – Das jüdische Gesetz
In den folgenden Wochen bäschäftigen wir uns mit den wichtigsten Fragen zu Pessach. Viele Mitzwot von Pessach haben mit Chametz zu tun. Chametz darf man während Pessach weder essen oder besitzen. Nach der Definition unserer Tora wird jede der fünf Getreidearten, Weizen, Dinkel, Gerste, Hafer oder Roggen, nachdem sie mit Wasser in Berührung gekommen und 18 Minuten gegoren. Sogar die kleinste Menge Chametz macht die größte Menge Nicht-Chametz zu Chametz, und ist somit strikt verboten.
Um sicher zu stellen, dass man kein Chametz besitzt, müssen wir unseren gesamten Haushalt, vor Pessach, von Chametz säubern. Dieser Vorgang wird Biur Chametz (Wegschaffen des Chametz) genannt und besteht aus zwei Teilen, dem Suchen (B´dikat Chametz) und das besitzerlos Deklarieren. Dreißig Tage vor Pessach können wir schon mit dem Säubern anfangen, doch soll am Abend des 14. Nissan eine gründliche Chametzsuche vornehmen werden. Diese wird vom Hausherrn durchgeführt, kann aber auch von einer anderen Person durchgeführt werden. Die Untersuchung soll mit einem Messer oder einer Feder und einer Kerze aus reinem Wachs durchgeführt werden, mit denen alle Ecken des Hauses durchsucht werden. Davor sagt man einen speziellen Segenspruch.
Chametz können wir auf jede beliebige Weise ungenießbar machen (z.B. in öffentliche Mülltonnen werfen) oder wegschaffen. Jedoch ist es Brauch wenigstens eine Olivengröße bis zum Ende der fünften halachischen Stunde am Morgen des 14. Nissans zu verbrennen. Man kann auch einem Goj das Chametz für die Pessachtage verkaufen, mit der Absicht, dass sie einem wirklich nicht mehr gehören und sie nach Pessach wiederzurückkaufen. Danach folgt das so genannte Taschbitu, welche eine nochmalige Null- und Nichtigerklärung allen sich noch in meinem besitz befindlichem Chametz beinhaltet.
„Hüte deine Zunge“
Nehmen wir an, dass Reuven sich geweigert hat, Shimon zu helfen. Wenn Shimon darüber anderen Menschen erzählt, begeht er dadurch eine schwerwiegende Übertretung. Selbst wenn er es nicht auf Grund von Rache getan hat, so ist er schuldig daran, das Verbot des Nachtragens. Dadurch, dass Shimon sich bei anderen über Reuven beschwert, zeigt er, dass er das Verbot des Nachtragen übertritt.. Aber wenn seine Absicht zu rächen ist, ihn in den Augen von Anderen zu verleumden, so hat er auch noch zusätzlich das Verbot des Rächens gebrochen.
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