„BERESCHIT – Am Anfang“, 1.Mose 1,1-6,8

Haftara-Prophetenlesung: Jesaja 42,5 – 43,10

Kommentar

Mit den Worten „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“ beginnt das Schreiben Gottes an die Menschen. Auch beginnt die jährliche Thoralesung erneut von vorn. Die Rabbiner sagen hier, jedes Jahr wird der Gläubige aufs Neue mit Neuem aus dem selben Text von Gott erleuchtert und inspiriert. Ich füge hinzu, der Mensch ist auch jedes zusätzliche Jahr auf einer anderen geistlichen Stufe in seinem Glaubensleben mit Gott, heute sind ihm eben andere Sachen wichtiger oder anderes spricht das Herz an, was man im vorigem Jahr gar nicht so berücksichtigt und daher überlesen hatte. Darum sollte man nie in Bezug auf Gottes Wort sagen: „Das habe ich ja schon ’mal gelesen!“

Die Thora fängt mit dem Buchstaben „Beth“ an und endet mit dem Buchstabe „Lamed“, was wiederum das Wort „Lew“ ergibt, das Herz heißt. Ja, man soll sich die Thora ins Herz schreiben, wie es einst – laut Jeremia 31 – und es einmal wird! Das Herz soll der Schwerpunkt der Thora sein.

In unserer Parascha, dem Schabbatabschnitt, geht es um die Schöpfung der Welt bis hin zur Zeit Noahs. D.h. vom Erschaffen bis hin zum Vernichten durch die Sintflut. Innerhalb von knapp sechs Kapiteln bündeln sich über 1500 Jahre! In dieser Zeitspanne lebten zehn Generation von Adam bis Noah. Was für eine kurze Berichterstattung für eine lange Zeit des Geschehens!

Eins muss uns jedoch im Schöpfungskapitel 1 auffallen, wie kommt es, dass es vom ersten Tag an Licht war, Gott jedoch erst am vierten Tag die Sonne und den Mond schuf? Was für ein Licht war es? Es war das Licht und die Herrlichkeit Gottes, die schien, so wie es wieder in der Endzeit geschehen wird.
Am dritten Schöpfungstag fällt auf, dass dort zweimal „Und es ward gut“ steht. Das wird so erklärt: Weil an diesem Tag das Trockene (Erde) und das Meer sowie die Samen der Frucht erschaffen worden sind. Darum wurde es ein Begriff im Volksmund unter den Juden, dass alles Dritte „doppel-gut“ ist (hebr. „pa’amaim ki tov!“). Aus diesem Grund wird auch bevorzugt am „dritten Tag“ der Woche geheiratet, für die Frau ein „gut“ und für den Mann ein „gut“!

Der Mensch wurde als letztes geschaffen, am sechsten Tag, danach ruhte Gott „von all seinen Werken“. Auffallend jedoch ist, dass Gott den sechsten Schöpfungstag nicht wie bei der Erschaffung seiner anderen Werke mit „Und es ward gut“ abschloss! Oft wird gelehrt, dass Gott nach der Erschaffung des Menschen gesagt hat: „Und es ward sehr gut!“. Diesen Satz hat Gott jedoch nicht direkt nach der Erschaffung des Menschen gesprochen, sondern erst, als er ALLES ansah, was Er gemacht hatte (1.Mose 1,31). Die Juden legen das so aus: Dem Menschen gab Gott die freie Wahl, Ihm zu folgen oder gegen Ihn zu rebellieren, d.h. gut oder böse zu sein. Es liegt also in unseren Händen, ob am Ende Gott sagen kann: „Und es ward gut!“
Übrigens, der Name des ersten Menschen Adam, stamm von dem hebräischem Wort „Adama“ was für Erde steht – „da bildet Gott, der HERR, den Menschen (adam), aus Staub vom Erdboden (adama)...“ (Vers 2,7)
Die ersten drei Verse im zweiten Kapitel sind der Schabbatspruch vor dem Wein- und Brotsegen, in denen die Heiligung und die Ruhe des siebten Tag zum Ausdruck kommt.

Dann lesen wir von der perfekten Gemeinschaft, die der Mensch mit seinem Schöpfer im Garten Eden (Gan Eden) hatte, die einzige Aufgabe des ersten Menschen war die Namensgebung der Tiere. Was für ein Job! Doch dann, als Adam wahrscheinlich gerade dabei war, die Tierpaare zu benennen, sah Gott: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei!“ So schuf Er aus Adams Rippe die Frau. Danach aber kam die Versuchung, und die Sünde kam in die Welt und Schamloses wurde zu Scham. Adam und Eva versteckten sich hinter einem Baum, Jeschua dagegen, das sündenfreie Lamm Gottes, hing offen entblößt – nackt – VOR dem Baum (dem Kreuz)!

Hier finden wir auch schon in der ersten Parascha die (Er)Lösung zu der Schlange / Satan, wir lesen in Kapitel 3,15 was hinterher in Offenbarung 12,9 bestätigt wird: „Und es wurde geworfen der große Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan genannt wird, der den ganzen Erdkreis verführt...“

Die Verlockung und verführerischen Versuchungen des Teufels – bis heute bietet er uns die sündvolle giftige Frucht an, wie die verführerischen Wege der Hure in Sprüche 7 deren Wege „zum Scheol hinabführen zu den Kammern des Todes“. Man verspricht uns den Himmel, wie man sagt, so tat es die Schlange, sie versprach ihnen „wie Gott zu sein“ (Vers 5).

In unserer Parascha finden wir nicht nur den ersten sterblichen Menschen, sondern auch den ersten Entrückten: Hennoch (eigentlich Hannoch – was „einweihen“ bedeutet, da er hier den Begriff der großen künftigen Entrückung einweihte; 1. Mose 5,24). Zum ersten Mal findet sich der Begriff „entrückt“, auf Hebräisch lakach. Im Alter von 365 wurde er entrückt – er war so alt wie die Tage des solarischen Jahres!

Warum gab man eigentlich nicht den Namen der Frucht bekannt? Sei es Apfel, Trauben oder eine Feige? Dies geschah, damit kein Schandmal über dieser Frucht stehe und der Mensch sie trotzdem essen darf. Diese Frucht würde sonst bis heute verflucht sein.

Ende Kapitel 2 lesen wir von dem wichtigsten Dreier-Prinzip der Ehe:
1. Vater und Mutter zu verlassen
2. seiner Frau anhängen („dawak“, der hebräische Begriff für „kleben“) und
3. zu einem Fleisch werden.
Das heisst wörtlich, wie es in anderen Bibelstellen bestätigt wird, der Mann soll seine Frau mehr und mehr kennenlernen, das ist seine Lebensaufgabe. Dies bedeutet laut Bibel wahre Liebe – die nicht immer eine Sache von Gefühlen ist!

In Kapitel 4 lesen wir vom ersten Mord in der Weltgeschichte, der nur aus reinem Neid gegenüber dem eigenen Bruder geschah. So wurde Neid der Urgrund und die Wurzel jedes Mordens und allen Übels – bestätigt auch das Neue Testament.

Eine Erklärung, warum die ersten Menschen hunderte von Jahre gelebt haben (Beispiel: Methusalem wurde 969 Jahre), bezieht sich darauf, dass sie den nachfolgenden Generationen noch aus erster Hand alles erzählen und Wichtiges weitergeben konnten, so dass es dann später niedergeschrieben werden konnte. Viele erklären sich die lange Lebenszeit mit gesundem Essen. Die eben erwähnte Auslegung meint aber, dass Gott die wenigen Gerechten mit Absicht so lange am Leben erhielt, weil mehr und mehr die Sünde sowie bösartige Menschen die Erde bevölkerten.

In unserem Prophetenabschnitt, Haftara, aus Jesaja 42 lesen wir von Lob und Preis über die Weltschöpfung Gottes, aber mit einem Atemzug zieht der Prophet den Faden zur Erwählung Israels als Volk Gottes. Von ihm soll das „Licht zu den Nation“ kommen, oder wie Jeschua es der Nichtjüdin am Jakobsbrunnen sagte: das Heil kommt von den Juden!

- Michael Schneider -

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