Weil der Andreastag vor Jahrhunderten einmal das Jahr beendete, ist er bis heute Ort für Jahresend- und Jahresanfangsbräuche, mehr als tausend Jahre später! An ihm finden abergläubisch-scherzhafte Heirats- und Liebesorakel statt. Die Andreasnacht war Losnacht (Losen = Wahrsage, Vorhersage).
Weit verbreitet war das Apfelorakel: Ein Mädchen schälte einen Apfel so, dass die Schale ein unzerschnittenes langes Band bildete. Dieses warf sie hinter sich. Ließ sich aus dem Apfelschalenband ein Buchstabe erkennen, so war es der erste Buchstabe im Namen des Zukünftigen.
In Sachsen pflegte man das Tremmelziehen: Um Mitternacht musste ein Mädchen schweigend ein Holzscheit aus dem aufgestapelten Holz ziehen. Ein gerades und glattes Scheit kündigte einen jungen, starken Ehemann an, ein Aststück einen alten, krummen.
Im Harz genossen die Mädchen zwei Becher Wein als Schlaftrunk und glaubten im Traum ihrem Liebsten zu begegnen. In Thüringen deckten sie ihm den Tisch und öffneten das Fenster in der Hoffnung, dass er sich zeige.
In Böhmen wurde das Lichtelschwimmen praktiziert. Doppelt so viele Walnussschalen als versammelte Mädchen wurden, mit einer kleinen Kerze versehen, in einen großen Wasserbottich gesetzt. Jedes Mädchen hatte so sein eigenes Licht und ein weiteres, dem es im Stillen den Namen des erwünschten Zukünftigen gab. Die Nussschalen, die sich trafen, symbolisierten nach dem Orakel ein zukünftiges Brautpaar.
Andernorts stiegen die Mädchen rückwärts mit dem linken Fuß zuerst ins Bett und sagten dabei:
Heiliger Andreas, ich bitt',
Daß ich mei Bettstatt betritt,
Daß mir erscheint
Der Herzallerliebste mein,
Wie er geht
Und wie er steht
Und wie er mi zum Traualtar führt.
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